Wallensteins Lager | Page 2

Friedrich von Schiller
du wohl? sie trauen uns nicht,
Fürchten des Friedländers
heimlich Gesicht.
Er ist ihnen zu hoch gestiegen,
Möchten ihn gern
herunter kriegen.
Trompeter.
Aber wir halten ihn aufrecht, wir.
Dächten doch alle wie ich und Ihr!
Wachtmeister.
Unser Regiment und die andern vier,
Die der Terschka anführt, der
Herzogs Schwager,
Das resoluteste Korps im Lager,
Sind ihm
ergeben und gewogen,
Hat er uns selbst doch herangezogen.
Alle
Hauptleute setzt’ er ein,
Sind alle mit Leib und Leben sein.
Dritter Auftritt
Kroat mit einem Halsschmuck. Scharfschütze folgt. Vorige.
Scharfschütz.

Kroat, wo hast du das Halsband gestohlen?
Handle dir’s ab! dir ist’s
doch nichts nütz.
Geb dir dafür das Paar Terzerolen.
Kroat.
Nix, nix! du willst mich betrügen, Schütz.
Scharfschütz.
Nun! geb dir auch noch die blaue Mütz,
Hab sie soeben im Glücksrad
gewonnen.
Siehst du? Sie ist zum höchsten Staat.
Kroat (läßt das Halsband in der Sonne spielen).
’s ist aber von Perlen und edelm Granat.
Schau, wie das flinkert in
der Sonnen!
Scharfschütz. (nimmt das Halsband)
Die Feldflasche noch geb ich drein,
(besieht es)
Es ist mir nur um den schönen Schein.
Trompeter.
Seht nur, wie der den Kroaten prellt!
Halbpart, Schütze, so will ich
schweigen.
Kroat (hat die Mütze aufgesetzt).
Deine Mütze mir wohlgefällt.
Scharfschütz (winkt dem Trompeter).
Wir tauschen hier! Die Herrn sind Zeugen!
Vierter Auftritt

Vorige. Konstabler.
Konstabler (tritt zum Wachtmeister).
Wie ist’s, Bruder Karabinier?
Werden wir uns lang noch die Hände
wärmen,
Da die Feinde schon frisch im Feld herum schwärmen?
Wachtmeister.
Tut’s Ihm so eilig, Herr Konstabel?
Die Wege sind noch nicht
praktikabel.
Konstabler.
Mir nicht. Ich sitze gemächlich hier;
Aber ein Eilbot’ ist
angekommen,
Meldet, Regenspurg sei genommen.
Trompeter.
Ei, da werden wir bald aufsitzen.
Wachtmeister.
Wohl gar! Um dem Bayer sein Land zu schützen?
Der dem Fürsten
so unfreund ist?
Werden uns eben nicht sehr erhitzen.
Konstabler.
Meint Ihr?--Was Ihr nicht alles wißt!
Fünfter Auftritt
Vorige. Zwei Jäger. Dann Marketenderin, Soldatenjungen,

Schulmeister, Aufwärterin.
Erster Jäger.
Sieh! sieh!
Da treffen wir lustige Kompanie.

Trompeter.
Was für Grünröck’ mögen das sein?
Treten ganz schmuck und
stattlich ein.
Wachtmeister.
Sind Holkische Jäger; die silbernen Tressen
Holten sie sich nicht auf
der Leipziger Messen.
Marketenderin (kommt und bringt Wein).
Glück zu Ankunft, ihr Herrn!
Erster Jäger.
Was? der Blitz!
Das ist ja die Gustel aus Blasewitz.
Marketenderin.
I freilich! Und er ist wohl gar, Mußjö,
Der lange Peter aus Itzehö?

Der seines Vaters goldene Füchse
Mit unserm Regiment hat
durchgebracht
Zu Glücksstadt in einer lustigen Nacht--
Erster Jäger.
Und die Feder vertauscht mit der Kugelbüchse.
Marketenderin.
Ei! da sind wir alte Bekannte!
Erster Jäger.
Und treffen uns hier im böhmischen Lande.
Marketenderin.

Heute da, Herr Vetter, und morgen dort--
Wie einen der rauhe
Kriegesbesen
Fegt und schüttelt von Ort zu Ort;
Bin indes weit
herumgewesen.
Erster Jäger.
Will’s Ihr glauben! Das stellt sich dar.
Marketenderin.
Bin hinauf bis nach Temeswar
Gekommen mit den Bagagewagen,

Als wir den Mansfelder täten jagen.
Lag mit dem Friedländer vor
Stralsund,
Ging mir dorten die Wirtschaft zugrund.
Zog mit dem
Sukkurs von Mantua,
Kam wieder heraus mit dem Feria,
Und mit
einem spanischen Regiment
Hab ich einen Abstecher gemacht nach
Gent.
Jetzt will ich’s im böhmischen Land probieren,
Alte Schulden
einkassieren--
Ob mir der Fürst hilft zu meinem Geld.
Und das dort
ist mein Marketenderzelt.
Erster Jäger.
Nun, da trifft Sie alles beisammen an!
Doch wo hat sie den
Schottländer hingetan,
Mit dem sie damals herumgezogen?
Marketenderin.
Der Spitzbub! der hat mich schön betrogen.
Fort ist er! Mit allem
davongefahren,
Was ich mir tät am Leibe ersparen.
Ließ er mir
nichts als den Schlingel da!
Soldatenjunge (kommt gesprungen).
Mutter! sprichtst du von meinem Papa?
Erster Jäger.
Nun, nun! das muß der Kaiser ernähren,
Die Armee sich immer muß

neu gabären.
Soldatenschulmeister (kommt).
Fort in die Feldschule! Marsch, ihr Buben!
Erster Jäger.
Das fürcht’ sich auch vor der engen Stuben!
Aufwärterin (kommt).
Base, sie wollen fort.
Marketenderin.
Gleich! gleich!
Erster Jäger.
Ei, wer ist denn das kleine Schelmengesichte?
Marketenderin.
’s ist meiner Schwester Kind--aus dem Reich.
Erster Jäger.
Ei, also eine liebe Nichte?
(Marketenderin geht.)
Zweiter Jäger (Das kleine Mädchen haltend).
Bleib Sie bei uns doch, artiges Kind.
Aufwärterin.
Gäste dort zu bedienen sind.
(Macht sich los und geht.)
Erster Jäger.

Das Mädchen ist kein übler Bissen!--
Und die Muhme! beim Element!

Was haben die Herrn vom Regiment
Sich um das niedliche
Lärvchen gerissen!--
Was man nicht alles für Leute kennt,
Und wie
die Zeit von dannen rennnt.--
Was werd ich noch alles erleben
müssen!
(Zum Wachtmeister und Trompeter.)
Euch zu Gesundheit, meine Herrn!--
Laßt uns hier auch ein Plätzen
nehmen.
Sechster Auftritt
Jäger. Wachtmeister. Trompeter
Wachtmeister.
Wir danken schön. Von Herzen gern.
Wir rücken zu. Willkommen in
Böhmen!
Erster Jäger.
Ihr sitzt hier warm. Wir, in Feindes Land,
Mußten derweil uns
schlecht bequemen.
Trompeter.
Man sollt’s euch nicht ansehn, ihr seid galant.
Wachtmeister.
Ja, ja, im Saalkreis und auch in Meißen
Hört man euch Herrn nicht
besonders preisen.
Zweiter Jäger.
Seid mir doch still! Was will das heißen?
Der Kroat es ganz anders
trieb,
Uns nur die Nachles’ übrigblieb.

Trompeter.
Ihr habt da einen saubern Spitzen
Am Kragen, und wie euch die
Hosen sitzen!
Die feine Wäsche, der Federhut!
Was das alles für
Wirkung tut!
Daß doch den Burschen das Glück soll scheinen,
Und
so was kommt nie an unser einen!
Wachtmeister.
Dafür
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