Was man ihr that, Gnädiger Herr? Nichts, gar nichts, mit
Euer Gnaden Erlaubniß.
Ellbogen. Ich bitte Euer Gnaden, fragt ihn, was dieser Mann hier
meinem Weibe gethan hat?
Harlequin. Ich bitte Euer Gnaden, fragt mich.
Escalus. Gut, Herr, was that ihr dann dieser Edelmann?
Harlequin. Ich bitte Euer Gnaden, schauet diesem Edelmann ins
Gesicht; Junker Schaum, sehet den Gnädigen Herrn an; es geschieht
aus keiner bösen Absicht; beobachtet Euer Gnaden seine Physionomie?
Escalus. Ja, Herr, sehr wohl.
Harlequin. Nun, ich bitte euch, beobachtet es nur wol.
Escalus. Das thu ich.
Harlequin. Kan Euer Gnaden etwas gefährliches darinn entdeken?
Escalus. Nein.
Harlequin. Nun will ich auf ein Buch schwören, daß sein Gesicht das
schlimmste Ding an seiner ganzen Person ist; wohlan dann, wenn sein
Gesicht das schlimmste an ihm ist, wie konnte Jkr. Schaum des
Ellbogens Weib etwas zuleide thun? Das möcht ich von Euer Gnaden
hören.
Escalus. Er hat recht; Herr Commiß, was sagt ihr dazu?
Ellbogen. Fürs Erste, so ist das Haus, mit Euer Gnaden Erlaubniß, ein
respectirtes Haus; Zweytens, ist das ein respectirter Bursche, und seine
Frau ein respectirtes Weib.
Harlequin. Bey dieser Hand, Gnädiger Herr, sein Weib ist die
respectirteste Person unter uns allen.
Ellbogen. Schurke, du lügst; du lügst, du Schurke du; die Zeit soll noch
kommen, da sie jemals mit einem Mann, Weib oder Kind respectirt
gewesen--
Harlequin. Gnädiger Herr, er war mit ihr respectirt; eh er sie heurathete.
Escalus. Ist das wahr, Ellbogen?
Ellbogen. O du Galgenschwengel! o du Schurke! du gottloser Hannibal!
Ich, respectirt mit ihr, eh ich sie heurathete? Wenn ich jemals mit ihr
respectirt war, oder sie mit mir, so soll Euer Gnaden mich nicht für des
armen Herzogs Beamten halten; beweis es, du verruchter Hannibal,
oder ich will eine Injurien-Actie gegen dich anstellen. Was ist Euer
Gnaden Befehl, daß ich mit diesem gottlosen Galgenbuben anfangen
soll?
Escalus. Im Ernst, Herr Commiß, weil er ein und anders angestellt hat,
das du gern entdeken möchtest wenn du könntest, so laß ihn seinen
Weg fortgehen, bis du weist was es ist.
Ellbogen. Sapperment; ich danke Euer Gnaden davor; da siehst du, du
leichtfertiger Schurke, wo es mit dir hinkommt; du darfst nur so
fortmachen, du Schurke, du darfst nur so fortmachen--
Escalus (zu Schaum.) Wo seyd ihr gebohren, guter Freund?
Schaum. Hier, in Wien.
Escalus. Habt ihr achtzig Pfund Renten, Herr?
Schaum. Ja, mit Euer Gnaden Erlaubniß.
Escalus. So.
(Zum Harlequin)
was ist eure Profession, Meister--
Harlequin. Ein Bierzapfer, einer armen Wittfrauen Bierzapfer.
Escalus. Wie heißt eure Frau?
Harlequin. Frau Overdon.
Escalus. Hat sie mehr als einen Mann gehabt?
Harlequin. Neune, Gnädiger Herr, Overdon war der lezte.
Escalus. Neune? tretet näher her, Junker Schaum; Junker Schaum, ich
sehe nicht gerne daß ihr mit Bierzapfern so wohl bekannt seyd; sie
zapfen euch euer Geld ab, Junker Schaum, und ihr bringt sie an den
Galgen. Gehet euers Weges, und laßt mich nichts mehr von euch hören.
Schaum. Ich danke Euer Gnaden; ich für meinen Theil bin noch nie in
keiner Bierschenke gesessen, da ich nicht hineingezogen worden wäre.
Escalus. Genug, und nichts weiter mehr von dieser Art, Junker Schaum,
gehabt euch wohl. --
(Schaum geht ab.)
Vierte Scene.
Escalus. Kommt zu mir her, Meister Bierzapfer, wie ist euer Name,
Meister Bierzapfer?
Harlequin. Pompey.
Escalus. Meister Pompey, ihr seyd ein Stük von einem H** Wirth, ob
ihr es gleich hinter dem Bierzapfer versteken wollt. Seyd ihr's nicht?
Kommt, sagt mir die Wahrheit, es wird euch nicht desto schlimmer
gehen.
Harlequin. In gutem Ernst, Gnädiger Herr, ich bin ein armer Kerl, der
gerne leben möchte.
Escalus. Wie wollt ihr leben, Pompey? Von der H** Wirthschaft? Was
dünkt euch zu dieser Handthierung? Ist es eine gesezmäßige
Begangenschaft?
Harlequin. Wenn das Gesez sie gestattet, Gnädiger Herr.
Escalus. Aber das Gesez gestattet sie nicht, Pompey; dazu soll es in
Wien nimmermehr kommen.
Harlequin. Hat Euer Gnaden vielleicht im Sinn, alle jungen Leute in
der Stadt verschneiden zu lassen?
Escalus. Nein, Pompey.
Harlequin. Wahrhaftig, gnädiger Herr, so werden sie nach meiner
einfältigen Meynung nicht davon abzuhalten seyn; wenn Euer Gnaden
den H** und den lüderlichen Mannsleuten wehren wird, so habt ihr
nicht nöthig die Kuppler und Kupplerinnen zu fürchten.
Escalus. Dafür sind hübsche Anstalten im Werk; es ist nur um Köpfen
und Hängen zu thun.
Harlequin. Wenn ihr nur zehn Jahre nach einander alle die sich in
diesem Stüke verfehlen, köpfen und hängen lassen wollt, so werdet ihr
in Zeiten Commißion für mehr Köpfe geben müssen; wenn dieses
Gesez zehen Jahre in Wien gehalten wird, so will ich das schönste Haus
in der Stadt das Stokwerk für drey Kreuzer miethen; wenn ihr so lang
lebt, das zu erleben, so sagt, Pompey hab es euch vorher gesagt.
Escalus. Grossen Dank, Pompey, und, um eure Propheceyung zu
erwiedern, so sag ich euch hiemit gleichfalls, laßt mich keine Klage
mehr wider euch hören, worüber es seyn

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