Fluren heulen
Und Laub und 
Früchte von den Bäumen schütteln
Und Blüten knicken, wo er immer 
weht.
Drum, willst du Blüten pflücken,--tu es heute!
Vielleicht, 
vielleicht ists morgen schon zu spät. 
AN EINEN FREUND 
MITSUNE 
Du kommst nur, um die Blumen blühn zu sehen
Bei meinem Hause. 
Sind sie erst verwelkt,
So weiss ich wohl, dass ich mich Tag für Tag
Umsonst nach deinem Kommen sehnen werde. 
ERINNERUNG 
TADAMINE 
Da ich von ihr auf ewig schied, stand fühllos
Und blass der Mond am 
Morgenhimmel da. 
Nichts quält mich schrecklicher seit jenem Morgen,
Als wenn ich in 
der Frühe, müd erwacht,
Den Mond in fahler Dämmerung hängen
seh. 
FROMMER WUNSCH 
TADAMINE 
Ich wünschte wohl, dass ich in Mondschein mich
Verwandeln könnte. 
Endlich würde dann
Das Mädchen, das ich so voll Inbrunst liebe.
Mit schmachtendem Gefühle mich betrachten,
Während es jetzt nur 
grausam zu mir ist. 
HALTLOS 
TADAMINE 
So wie die Wasserlinsen auf dem Fluss
Ganz wurzellos und ohne 
jeden Halt
Hierhin und dahin ziehn: so treib auch ich
Haltlos umher 
im Strome meiner Liebe. 
DAS KLAGENDE HERZ 
FUKAYOBU 
Vergleichbar einer Wildgans ist mein Herz,
Das krank von Sehnsucht 
dir entgegenschlägt.
Es irrt umher und klagt voll banger Unruh,
So 
wie die Wildgans in dem Meer der Luft. 
DIE ALLERERSTEN BLÜTEN 
MASAZUMI 
Froh sprudeln durch die Ritzen nun des Eises,
Das vor dem Lenz 
zergeht, die weissen Wellen
Des Giessbachs auf: die ersten weissen 
Blüten
Des lieben Frühlings möchten sie uns sein. 
DAUERNDE ERINNERUNG 
KI NO ARITOMO
Ich wünsche ein Gewand mir von der Farbe
Der Kirschenblüten. 
Wenn die Blüten dann
Schon lang verwelkt sind, werd ich immer 
doch
Durch mein Gewand an ihre Lust gemahnt. 
JUBEL 
TSURAYUKI 
Was seh ich Helles dort? Aus allen Gründen
Zwischen den Bergen 
quellen weisse Wolken
Verlockend auf,--die Kirschen sind erblüht!
Der Frühling ist gekommen, wunderbar! 
BLÜTEN UND HERZEN 
TSURAYUKI 
Ihr meint, zu balde weht die Kirschenblüte
Im Wind dahin? Ach, 
flüchtiger ist manches.
Verändert sich das Herz des Menschen nicht
Oft schneller, als ein Windhauch sich erhebt? 
SCHNEE IM FRÜHLING 
TSURAYUKI 
Der Frühling naht mit seinem Dunst. Die Bäume
Setzen schon 
Knospen an. Doch von dem Himmel
Fällt Schnee auf Schnee, als 
wollt er nimmer enden.
Wie sonderbar,--nun sinken Blüten nieder,
Obwohl der Lenz noch keine Blüten schuf. 
BLÜTENSCHNEE 
TSURAYUKI 
Leis senkt sich Schnee auf uns herab, und dennoch
Weht lauer 
Windhauch zart an unsre Stirnen.
Geschah ein Wunder denn? O 
welch ein Schnee,
Des Heimat nie der Himmel war! Es ist ja
Der 
holde, duftgeborene Frühlingsschnee
Der Kirschenblüten!
SEITDEM ICH DICH LIEBE 
ATSUTADA 
Seitdem ich dich liebe,
Vergleiche ich meine Gefühle
Und meine 
kühnen Gedanken
Mit jenen, die ich früher hegte. 
Und ich erkenne,
Dass ich früher
Ganz gedankenlos
Und, ach, 
ganz fühllos war. 
GESTEIGERTE SEHNSUCHT 
ATSUTADA 
Sehr gross war meine Sehnsucht, eh ich zur
Geliebten kam. Doch 
jetzt, da ich bei ihr
Glückselige Zeit verbringen durfte, bin ich
Wohl ganz beschwichtigt und gestillt? O nein!
Viel mächtiger ist 
meine Sehnsucht nun,
Viel ungebändigter als je zuvor! 
ANKUNFT DES FRÜHLINGS 
UNBEKANNTER DICHTER 
Noch glänzt der Schnee hernieder von den Bergen,
Doch regt sich 
schon der Frühling in dem Tal.
Die Tränen, die die Nachtigall 
geweint hat. 
Und die zu Eis gefroren waren, tauen
Allmählich auf. Im holden Duft 
der Tage
Erklingt nun bald das Lied der Frühlingsbraut. 
Der Nebel, der noch um die Büsche schleift.
Ist nur ein leichtes, 
schmächtiges Gewebe,--
Ein Windhauch durch die Flur--und er 
zerstiebt. 
Wie herrlich glänzt die Weide schon am Bach!
Auf ihrem dünnen, 
wallenden Gezweige
Reiht sich der Tau zu silbernen Perlen auf.
Und gar der Pflaumenbaum! Er steht schon prunkend
Im Kleide 
seiner weissen Blüten da,
Verklärend jedes Auge, das ihn schaut. 
Welch holdes Wesen war es, das ihn leise
Gestreift hat mit dem 
seidnen Saum des Ärmels,
Da es versonnen ihm vorüberging? 
LIEBE 
UNBEKANNTER DICHTER 
Die Liebe rast durch meine Brust,
So wie durch weite, dunkle Wälder
Ein Berggewässer unterm Laub
Der ungeheuren Bäume rast. 
Die Fichte trotzt auf Felsenhöhen
Fast ohne Nahrung Wind und 
Wetter.
Die Liebe braucht noch weniger Reichtum,
Um froh zu 
trotzen aller Welt! 
DAS ALTER 
UNBEKANNTER DICHTER 
Wenn ich erführe, dass das Alter mich
Besuchen wollte,--flugs 
schlöss' ich die Tür,
Und "Ich bin nicht zu Hause!" würd ich rufen,
Und nimmermehr liess ichs zu mir herein. 
LIEBEN UND STERBEN 
UNBEKANNTER DICHTER 
Wer hat der Liebe denn den Namen "Liebe"
Dereinst gegeben? Viel 
bezeichnender
Hätt er den Namen "Sterben" ihr verliehn,
Denn 
Lieben, das ist Sterben,--wahrlich, wahrlich! 
DAS MÄDCHEN AUF DER BRÜCKE 
UNBEKANNTER DICHTER
Das rauschende Gewässer Katashiwas
Ist überwölbt von einer 
schönen Brücke,
Der purpurroter Lack zum Schmuck gereicht.
Ein 
zartes Mädchen wandelt unbegleitet
Mit kleinen Füssen trippelnd 
drüber hin;
Ein blaues Kleid mit rotem Rande schmiegt sich
An 
ihre feinen Hüften wohlig an.
O wüsste ich, ob ihre Hand noch frei ist,
Ob nicht ein andrer schon dies Herz gewann!
Schnell sagt mir, wo 
sie wohnt! Ich wills versuchen,
Ob ich sie noch für mich gewinnen 
kann! 
LIEBESQUALEN 
UNBEKANNTER DICHTER 
Die Ärmel meines Kleides sind durchfeuchtet
Von vielen Tränen. 
Allen, die mich fragen,
Sag ich, dass es vom Frühlingsregen sei. 
Ich meinte immer, dass das Kraut Vergessen
Auf Beeten wachse. 
Nun hab ich erfahren,
Dass es in liebelosen Herzen blüht. 
Unsinnig ist es, Worte hinzuschreiben
In fliessendes Gewässer. Doch 
der Gipfel
Des Wahnsinns ist es: seine Liebesträume. 
Zu widmen einer Frau, die fühllos ist. 
HERBST 
UNBEKANNTER DICHTER 
Die Gräser und die Bäume und die Blumen
Veränderten die Farben    
    
		
	
	
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