ganz und gar,--
Nur an des grossen Meeres Wellenblumen,
Den 
immer gleichen, kannst du nicht erkennen,
Dass nun der bunte Herbst 
gekommen ist. 
SCHATTEN 
UNBEKANNTER DICHTER
Ich bin vor lauter Sehnsucht abgemagert
Gleich einem Schatten. 
Könnt ich wenigstens
Ersetzen nun den Schatten der Geliebten,
Dass ich zu ihren Füssen weilen dürfte! 
Jedoch auch dieser Dienst bleibt mir versagt. 
SCHNEE 
UNBEKANNTER DICHTER 
Wenn so wie dort der Schnee gewaltig anwächst,
Sich auch die öden 
Nächte mehren würden,
Da du mir fern bist,--o ich wünschte wohl,
Dass mich das Dasein länger nicht bedrücke,
Dass ich so bald 
hinschwände wie der Schnee. 
IMMER WIEDER 
UNBEKANNTER DICHTER 
Ich weiss es: alle Mühe ist umsonst,
Dir zu begegnen. Dennoch, 
immer wieder.
Geh ich hinaus und hoffe dich zu finden,--
Wie 
könnt ich ruhn, da ich voll Sehnsucht bin! 
SCHLAFLOS 
UNBEKANNTER DICHTER 
In schlafgemiedner Nacht hör ich die Rufe
Des Kuckucks aus den 
Bergen klingen. Ach,
Bist du von Liebesschmerzen auch geplagt,
Dass du nicht schlafen kannst, o ferner Vogel? 
UNERWIDERTE LIEBE 
UNBEKANNTER DICHTER 
Ich wünschte, dass es möglich sei, die Herzen
Der Menschen zu 
vertauschen. Dann, o Freund,
Nachdem mein armes Herz du
eingetauscht.
Würdest auch du einmal begreifen lernen,
Wie Liebe 
quält, die nicht erwidert wird. 
SEHNSÜCHTIGER GEDANKE 
UNBEKANNTER DICHTER 
Wenn du zur Blüte sprächest: Welke nicht,
Bleib an dem Zweige 
haften, den du zierst,--
Und es geschähe wirklich, was du 
wünschest,--
Gäb es wohl Holderes in dieser Welt? 
DER DUFTENDE ÄRMEL 
UNBEKANNTER DICHTER 
Mein Ärmel duftet köstlich, da ich Blüten
Vom Pflaumenbaume 
pflückte. Dicht bei mir
Hebt plötzlich eine Nachtigall melodisch
Zu 
singen an, vom Duft herbeigelockt:
Die Holde meint, hier sei ein 
Baum erblüht. 
DAS KOPFKISSEN 
KANEMORI 
O Fürst, Ihr bietet Euren Arm mir an
Als Kissen für die Nacht? Ich 
wag es nicht,--
Denn sicher: Eure Liebe wär verrauscht,
Bevor die 
Nacht noch in den Tag verrinnt;
Ich aber, recht entflammt erst, würde 
nimmer
Vor Liebesschmerz und Sehnsucht meine Ruhe
Zurückgewinnen,--darum quält mich nicht. 
HEIMLICHE LIEBE 
KANEMORI 
Obgleich ich mir die grösste Mühe gebe,
Mein leidenschaftlich 
Fühlen zu verbergen,
Ist doch mein Angesicht so sehr verwandelt,
Dass jeder, den ich treffe, mich mit Schrecken
Befragt, welch eine
Krankheit in mir wühle,
Da ich so ganz und gar verändert sei. 
BEI BETRACHTUNG DES MONDES 
UNBEKANNTE KURTISANE 
Sehr weit von dir entfernt, betracht ich mit
Verliebtem Auge den 
gestirnten Himmel. 
O! wenn der Mond sich jetzt in einen Spiegel
Verwandeln würde, mir 
dein Bild zu zeigen! 
Doch er bleibt Mond und lacht nur meiner Qual. 
UNMÖGLICHKEIT 
OKI KASSI 
Wie könnt ich deine wundervolle Schönheit,
Die allzu spröde, die ich 
ohne Hoffnung
Anbete, aus dem wirren Sinn mir reissen,
Da sie 
mir jede Nacht im Traum erscheint,
Um mir zu sagen, dass ich hoffen 
solle! 
SCHWERMUT 
TERANGE 
Ich armer Tropf! Ein anderer besitzt
Das Herz des schönen Mädchens, 
das ich liebe. 
Mir kommt die Trauerweide in den Sinn
Am Rande meines Gartens. 
Mir gehört. 
Die Weide zwar, doch ihre Zweige schmücken
Des Nachbars Garten 
und den meinen nicht. 
VERZWEIFLUNG
SIGEYUKI 
So wie die Woge
Im Sturmwind
Am felsigen Ufer zerbricht,--
So 
zerschellt meine Liebe
An deines Hochmuts
Trotzigen Felsen,
Kalte Geliebte. 
DIE VERLASSENE 
UNBEKANNTE DICHTERIN 
Freund, ahnst du nicht,
Wie unendlich traurig und lang
Die Nacht 
ist, vom Abend her
Bis zur schimmernden Morgenröte,
Wenn ich 
einsam, einsam, einsam
Seufzend daliege
Auf meiner 
tränenbefeuchteten
Binsenmatte? 
Ahnst du das nicht? 
NOCH EINMAL 
FRAU IZUMI SHIKIBU 
Noch einmal lass mich, o Geliebter,
Bevor ich diese Welt verlasse,
Dein liebes Antlitz wiedersehen,
Dass ich es tief in meine Seele
Einpräge und es mit mir nehme
Ins dunkle Land der Ewigkeit. 
DIESELBE NACHT 
FRAU INNO BETTO 
Wie kommt es,
Dass ein und dieselbe durchwachte Nacht
Deinem 
Herzen die Ruhe gab.
Während sie mich
Für den Rest meines 
Lebens
Mit ganz wahnsinniger
Liebe erfüllt hat? 
ERREGUNG 
FRAU HORIKAWA
O Gott, ob er mir treu bleibt? Himmel! Himmel!
Ich weiss es nicht; 
ich weiss nur, dass mein Hirn,
Seitdem das Morgenrot ihn von mir 
riss,
So ganz verwirrt ist wie mein dunkles Haar,
Das seine 
Wildheit mir so wirr gemacht. 
JAMMER DER ERDE 
FUJIWARA NO TOSHINARI 
Auf dieser Erde ward kein Weg gebahnt,
Dem Kummer und dem 
Elend zu entfliehn. 
Selbst wenn ich in die tiefen Berge streife,
Wohin mich eine alte 
Sehnsucht zieht,
Tönt das Geschrei der abendlichen Hirsche
Wehklagend melancholisch an mein Ohr. 
GEDANKEN 
SAIGYO 
So wie der Rauch des Fuji-Yama blass
Und ziellos in die windigen 
Lüfte steigt.
Um dann zu sterben an dem weiten Himmel:
So 
steigen die Gedanken, die ich hege,
Ziellos und zwecklos und auf 
flüchtigen Pfaden
Ins Blau hinein und schwinden spurlos hin. 
SCHWERMUT 
SAIGYO 
Und wer in seinem Herzen noch so sehr
Verhärtet ist: ein Weh 
durchschauert ihn,
Und Schwermut senkt sich tief in sein Gemüt,
Wenn er zur Dämmrung aus den sumpfigen Wiesen
Die Schnepfen in 
den Abend steigen sieht. 
VOM MOND 
SAIGYO
Vom Mond soll ich in Versen zu euch reden?
O zwecklos. Denn wer 
könnte das begreifen,
Was mich erfüllt, was mich im Innersten
Bewegt und in mir aufblüht tief und dunkel.
Wenn sich mein Herz in 
unruhvollen Nächten
Zu dir emporhebt, o geliebter Mond? 
ABSCHIED VON DEN BLÜTEN 
SAIGYO 
So innig hab ich mit den holden Blüten
Des Frühlings mich 
befreundet, dass mir scheint,
Wir seien eins geworden, sie und ich.
Da sie nun welken, von der Zeit bezwungen.
Und traurig hingehn, 
mich alleine lassend.
Füllt sich mein Herz mit namenlosem Jammer,
Und schluchzend nehm ich Abschied, fassungslos. 
BLÜTEN 
SAIGYO 
Wie kommt es,    
    
		
	
	
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