auf der Erde walten, dass sie dir
Und 
mir und unsrer Liebe gnädig seien! 
DIE SCHÖNE KURTISANE 
UNBEKANNTER DICHTER 
O liebliche Tamana, lächelnde
Verführerin, die Schlankheit deiner 
Lenden
Ist dem geschmeidigen Leib der Biene gleich. 
Dein Busen ist von edler Form, du stehst
Wie eine Blume da, du hast 
ein Lächeln,
Dass alle Leute, die vorübergehn, 
Die Schritte hemmen. Ungerufen naht sich
Die Schar der Männer, 
steht vor deinem Tore,
Von dir berauscht und voll Begehr nach dir. 
Im Hause, das dem deinen nahe liegt,
Macht sich der Gatte von der 
Gattin frei
Und steckt dir zu den Schlüssel seiner Türe. 
Vernarrt in dich ist alles. Du verstehst es,
Die Herzen zu gewinnen 
durch ein Lächeln,
Und Üppigkeit und Wollust sind dein Teil. 
QUALVOLLE EIFERSUCHT 
UNBEKANNTE DICHTERIN 
Ich habe heut den ganzen langen Tag,
Seitdem die Sonne überm 
Horizont
Heraufkam, und die ganze lange Nacht,
In der ich 
schlaflos in das Dunkel starrte,
Getobt vor Jammer und geweint vor 
Wut! 
Denn du, ich weiss es, hast in einer Hütte
(Ich möchte sie den
Flammen übergeben!)
Auf alten, schlechten, strohgeflochtnen Matten
(Die wert sind auf dem Kehricht zu vermodern!)
Die plumpen 
Wangen einer Bauerndirne
Gestreichelt und geküsst, und hast in 
Liebe
Bei ihr geweilt die ganze lange Nacht! 
VERGEBENES BEMÜHEN 
UNBEKANNTER DICHTER 
Dass wir uns lieben, hab ich abgestritten,
Mit heftigen Worten hab 
ich es geleugnet,
Ich habe mich so angestrengt mit Leugnen,
Wie 
man sich anstrengt, wenn man einen Lastkahn
Am Kap des 
leuchtenden Naniwa-Hafens
Mit einem Seile mühevoll dahinzieht,--
Und dennoch bin ich, nichts hat mir genützt,
In das Gerede aller 
Welt gekommen! 
WUNSCH 
UNBEKANNTER DICHTER 
Nicht wertvoll scheint das Leben mir; jedoch
Da ich so sehr dich 
liebe, wünsch ich wohl,
Dass ich noch lange, lange leben möge,
Um lang noch meine Liebe zu geniessen. 
DIE TRÄUME 
FRAU KOMACHI 
Seit ich im Traum den Mann seh, den ich liebe,--
Seit jener Zeit erst 
liebe ich der Träume
Buntfarbene Falter als das köstlichste
Geschenk der Nacht, das ich nicht missen möchte. 
EINSAM 
FRAU KOMACHI 
Der Blüten holde Schönheit ist entwichen,
Der rauhe Regen hat sie
ganz zerstört,
Indessen ich, zwecklos in diesem Dasein,
Einsam den 
Blick ins Leere schweifen liess. 
DAS LOTUSBLATT 
HENJO 
Ganz ohne Makel, weiss und leuchtend, blüht
Das Lotusblatt. Es 
scheint ganz ohne Trug--
Und dennoch lügt es: denn das eitle will
Uns glauben machen, dass im edeln Schmucke
Von Diamanten es 
erstrahle,--und
Es sind doch Tropfen Taus nur, die es zieren! 
FAMILIENSTOLZ 
HENJO 
Die Meinen sind so stolz, dass sie verlangen:
Der Name, den wir 
tragen, solle immer
So völlig unverfälscht sein wie die dunkle,
Von 
künstlichen Essenzen nicht berührte
Nachtfarbe meines 
ungekämmten Haars. 
SCHWERMUT 
PRINZ NARIHIRA 
Wenn nie die Blüten auf den Kirschenbäumen
Erstünden, brauchte 
unser Herz auch nie
Zu klagen, wenn die holden Blüten sterben. 
Dir gilt mein Hass, o Mond. Denn viele Monde,
Die sich allmählich 
aneinanderfügen,
Berauben mich der Wonnen meiner Jugend. 
Ich weine meine Ärmel feucht bei Nacht,
Sie werden feuchter als 
vom Tau des Herbstes,
Denn du bist fern, der meine Sehnsucht gilt. 
TAGELIED EINES MÄDCHENS 
PRINZ NARIHIRA
Nimm dich in acht, o Hahn, der krähend von
Der Liebe Bett uns 
aufscheucht! Wenn der Tag
Erschienen ist, so schleudr ich in den 
Rachen
Des Fuchses dich, damit er dich vertilgt.
Der du den 
Liebsten mir so schnell, so schnell
Entführst durch dein 
abscheuliches Geschrei! 
LIEBESKUMMER 
PRINZ NARIHIRA 
Da ich am Morgen durch die Büsche ging
Des taubenetzten, 
herbstlichen Gefildes,
Nässt ich den Ärmel mir. Doch ganz 
durchfeuchtet
Ward er erst nachts von meinen vielen Tränen,
Da 
jene mich allein liess, die ich liebe. 
SEHNSUCHT NACH DER NACHTIGALL 
TOMONORI 
Ich will den Frühlingswind, o Nachtigall,
Mit weichen Blumendüften 
zu dir senden,
Damit sie dir den Weg herüberweisen
In unsre 
Flur,--wir warten schon so lang! 
DAUER IM WECHSEL 
TOMONORI 
Der Kirschbaum stand in Blüten. Schwarz und jung
Fiel mir das Haar 
vom Haupt, indes ich tanzte. 
Der Kirschbaum stand in Blüten. Frisch und jung
Erglänzten 
sie,--mein Haar war grau geworden. 
Heut wieder blüht der Kirschbaum. Himmlisch jung
Wie immer 
lächeln seine Blüten nieder,-- 
Mein Haar ward weiss, ich stehe sinnend da.
GLEICHE SEHNSUCHT 
TOMONORI 
Der Abend kommt herab. Nun wandr ich an
Den Sao-Fluss, im 
Windhauch seines Ufers
Die Freundin zu erwarten. Was erklingt
Im 
Dunkel so voll Sehnsucht? Horch, das ist
Der einsam-schwermutvolle 
Ruf der Möwe,
Die sich nach der Gefährtin sehnt, wie ich. 
DIE WILDGANS 
OCHI 
Vorüber ist die böse Winternacht.
Der Lenz zog ein. Dort durch die 
Silberwolken
Breitet die Wildgans kreischend ihre Flügel. 
Sie strebt nach Norden, wo seit Monden schon
Das Mädchen weilt, 
nach dem mein Herz sich sehnt.
O Wildgans, nimm mich mit auf 
deinen Flügeln! 
FRÜHLINGSREGEN 
OTOMO KURONUSHI 
Sie weinen alle, da die Kirschenblüten
Zur Erde rieseln. Dieses fällt 
mir ein:
Ob wohl der Regen, der im Frühling fällt,
Die Tränenflut 
der trauernden Menschen ist? 
BETRACHTUNG 
FRAU ISE 
Am Ufer von Naniwas Seebucht seh ich Rohr
Mit kleinen Spannen 
schwanken in dem feinen Windhauch. 
Gelehnt an deine liebe Schulter, muss ich denken,
Ob ich wohl leben 
könnte, wenn mich das Geschick.
Die allerkleinste Spanne Zeit von dir entfernt
Zu weilen zwänge, 
mein zu sehr Geliebter! 
TRÜBSINN 
MITSUNE 
Du flohest in die Berge, voller Hass
Gegen die Welt. Wenn in den 
Bergen nun
Dich auch der dunkle Trübsinn überfällt,--
Wohin dann 
willst du weiter fliehn, o Freund? 
HEUTE! 
MITSUNE 
Bald wird der Sturmwind durch die    
    
		
	
	
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