Flusse,--
Wenn ich die 
weissbedeckten Pflaumenbäume
In meinem Garten sehe, möcht ich 
glauben,
Sie blühten schon vom Frühling ganz und gar. 
DER FUJI-YAMA 
AKAHITO 
Zum Himmel schauend, sehe ich den Gipfel
Des Fuji-Yama gross 
und feierlich
Ins Ewige schimmern; also ragt er schon
Seit jenen 
Zeiten, da die Erde sich
Vom Himmel schied; blick ich zu ihm empor,
So ist mir, dass der Glanz der Sonne sich
Verdunkelt, und der 
milde Schein des Mondes
Verschwindet ganz; die weissen Wolken 
aber
Tragen Bedenken, über seinen Gipfel
Dahinzuschweben, und 
es sinkt der Schnee
Mit stiller Ehrfurcht sanft auf ihn hinab. 
O Fuji-Yama, deine Herrlichkeit
Wird man noch preisen in den 
fernsten Tagen;
Bis zu der Dichter spätesten Geschlechtern
Wird 
deines Ruhmes Glanz nicht untergehn. 
BETRACHTUNG 
AKAHITO 
Wenn stets der Kirschenbaum so wundervoll
Wie jetzt auf allen 
Höhen blühen würde,
Wir liebten seine schneeige Schönheit dann
Nicht so wie jetzt, da nur den Lenz sie ziert. 
DIE TRAUERWEIDE 
MUSHIMARO
Die Trauerweide auf dem Grab des Mädchens
Lässt ihre Zweige nur 
nach einer Seite
Hinüberhangen. Eines Jünglings Hügel
Erhebt sich 
dort. Wer möchte nun noch zweifeln,
Wem jenes toten Mädchens 
Liebe galt? 
DER MOND 
EDELDAME ISHIKAWA 
Seht, wie er sieghaft durch die Wolken bricht!
Sein wunderbarer 
Glanz flicht Silbernetze,
Die über Land und Meer sich schimmernd 
breiten,
Auch über meinen Strand, wo nun die Steinchen
Des 
Sandes klar wie Diamanten schimmern. 
FRÜHLINGS ENDE 
KIBINO 
Der Wind trieb alle Blütenblätter von
Den Zweigen weg. Der 
Frühling, der schon lange
Kränklich und blass war, ist geschwunden. 
Nur
Der süsse Duft der Pflaumenblüte blieb
Am Ärmel meines 
seidenen Gewandes
Gleich einem schönen, müden Traum zurück. 
FRÜHLINGS ENDE 
OKISHIMA 
Im Bambushaine meines Gartens hör ich
Die Nachtigall mit müder 
Stimme klagen,--
Sie trauert, weil die weissen Pflaumenblüten
In 
Scharen von den Bäumen niederfallen,
Weil nun der Lenz mit seinen 
Wundern flieht. 
IN DER FREMDE 
YAKAMOCHI 
Verbannt von meinem Kaiser, leb ich nun
Fünf Jahre schon in
fremdem, wildem Lande,
Entbehrend deinen Anblick, süsses Weib. 
Nie darf ich mehr zur Nacht mein müdes Haupt
Auf deinem lieben, 
weichen Arme betten;
Hör, was ich tat in meiner Einsamkeit: 
Ich säte Nelken aus in meinem Garten;
Wenn sie in Blüte stehn, so 
denk ich immer
An dich, die meine schönste Nelke war. 
Dies ist der einzige Trost, geliebtes Weib,
In meiner öden Fremde. 
Ohne ihn
Würf ich mein Leben unbedenklich ab. 
HEIMWEH 
YAKAMOCHI 
Wenn sich der Abend niedersenkt und Nebel
Eintönig wallen übers 
graue Meer,
Und wenn die Kraniche mit müder Stimme
Ins Dunkel 
rufen, traurig anzuhören,--
Dann denk ich meiner Heimat, 
schmerzdurchweht. 
DER BLÜTENZWEIG 
FUJIWARA NO HIROTSUGU 
Nimm diesen Blütenzweig! In jedem Blatte
Der zarten Blüten 
schlummert hundertfach
Ein Liebeswort aus unruhvoller Brust. 
O weise meine Liebe nicht zurück! 
DER FREUND DES WEINES 
TABITO 
Wenn ich nicht wäre, was ich bin: ein Mensch,--
Ich möchte eine 
Reisweinflasche sein,
Um recht nach Herzenslust in meinen Hals
Den edeln Saft zu saugen, den ich liebe.
AM UFER 
UNBEKANNTER DICHTER 
Von jenem Ufer winkt mir die Geliebte,
Hier stehe ich, mit 
ruhelosem Sinn,
Das Herz erfüllt von ungestümer Sehnsucht,
Und 
seufze, seufze endlos. Hätt ich doch
Ein rotlackiertes Schifflein jetzt 
zur Hand
Und auch ein Ruder, voller Kunst besetzt
Mit 
Edelsteinen,--hurtig wie der Wind
Lenkt ich hinüber, um mit ihr zu 
plaudern,
Und schmiegte glücklich mich an ihre Brust! 
BITTE AN DEN HUND 
UNBEKANNTE DICHTERIN 
Wenn mein Geliebter in der Nacht
Den Binsenzaun durchbricht und 
leise
Zu mir hereinsteigt,--Hund, ich rate
Dir ernstlich: hülle dich in 
Schweigen,
Verrate ihn den Leuten nicht,--
Es soll dir gut gehn, 
lieber Hund! 
DER TEICH 
UNBEKANNTER DICHTER 
Dir, Teich von Miminaschi, gilt mein Hass,
Denn meine Liebste hat 
verzweifelnd sich
In dich gestürzt und ist in dir ertrunken.
Warum 
bist du nicht schnell vertrocknet, als
Die Holde kam, in dir den Tod 
zu finden?
Ich hasse dich, erbarmungsloser Teich! 
TRENNUNG 
UNBEKANNTER DICHTER 
Trotz aller Hindernisse,
Die dem eilenden Flusse
Entgegentreten:
Alle Wasser, die sich trennen,
Um Bänke und Riffe herum,
Strömen doch endlich.
Endlich wieder
Jubelnd zusammen!
VERTRAUEN 
UNBEKANNTE DICHTERIN 
Die Mutter hat aufs strengste mir verboten,
An deiner Brust zu 
schlafen, mein Geliebter,
Obwohl mir das Orakel klar verhiess,
Dass ich dereinst die Deine werden soll.
So lauter wie das nie 
getrübte Wasser
Des Teiches von Kiyosmi ist mein Herz
Und ist so 
tief auch wie der Grund des Teiches,
Und immer wird es deiner treu 
gedenken
Und wird vertrauend harren in Geduld,
Bis dass ich ganz 
mit dir vereinigt bin. 
ÜBER DIE HEIDE 
UNBEKANNTER DICHTER 
Was für ein Mensch ist das, um dessentwillen
Du, schöne Frau, mit 
Mühe und voll Sehnsucht
Die Heide von Miyake überquerst? 
Beschwerlich ists, durch das Gestrüpp zu wandern.
Qualvoll ist dieser 
Gang für Frauenlenden,
Weh, wenn dich deine Eltern sähen, Kind! 
So zart wie weisses Linnen glänzt dein Antlitz,
Dein langes Haar ist 
dunkel wie das Innre
Der Mina-Muscheln, die das Meer ausspeit. 
Ein Kamm aus Buchsbaum steckt in deinen Haaren.
Wem eilst du zu? 
Wer bist du, holdes Wesen?
O Götterlust, mein Weib eilt zu mir her. 
Da sie die Sehnsucht nicht ertragen kann! 
BANGNIS 
UNBEKANNTE DICHTERIN 
Ich lehne mich an deine Brust, Geliebter,
Und das Vertrauen, das ich 
in dich setze,
Ist so, als ob ich einem grossen Schiff
Mich
anvertraute. Lang und immer länger
Denk ich an dich, so wie die 
Efeuranken
Hinkriechen an der Mauer, lang und länger.
O wären 
wir vor Unheil stets bewahrt!
Ich schlinge meinen Ärmel um die 
Schultern
Und stelle fromme Weihgefässe auf
Und flehe zu den 
Göttern, die im Himmel
Und    
    
		
	
	
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