zum Pfand einsetzen; sie sind zwar nicht von den 
besten, aber mir sollen sie diesmal gut genug sein. Auf den Sonnabend 
könnt Ihr mit mir zum Gerichtshalter fahren." 
Die bekümmerte Frau atmete auf. "Es macht zwar wieder Kosten", 
sagte sie, "aber ich danke Euch doch dafür." 
Der Wiesenbauer hatte seine kleinen klugen Augen nicht von ihr 
gelassen. "Und", fuhr er fort, "weil wir hier einmal beisammen sind, so 
will ich Euch auch sagen, der Andrees, Euer Junge, geht nach meiner 
Tochter!" 
"Du lieber Gott, Nachbar, die Kinder sind ja miteinander 
aufgewachsen!" 
"Das mag sein, Frau; wenn aber der Bursche meint, er könne sich hier 
in die volle Wirtschaft einfreien, so hat er seine Rechnung ohne mich 
gemacht!" 
Die schwache Frau richtete sich ein wenig auf und sah ihn mit fast 
zürnenden Augen an. "Was habt Ihr denn an meinem Andrees
auszusetzen?" fragte sie. 
"Ich an Eurem Andrees, Frau Stine?--Auf der Welt gar nichts! 
Aber"--und er strich sich mit der Hand über die silbernen Knöpfe seiner 
roten Weste--"meine Tochter ist eben meine Tochter, und des 
Wiesenbauers Tochter kann es besser belaufen." 
"Trotzt nicht zu sehr, Wiesenbauer", sagte die Frau milde, "ehe die 
heißen Jahre kamen--!" 
"Aber sie sind gekommen und sind noch immer da, und auch für dies 
Jahr ist keine Aussicht, daß Ihr eine Ernte in die Scheuer bekommt. 
Und so geht's mit Eurer Wirtschaft immer weiter rückwärts." 
Die Frau war in tiefes Sinnen versunken; sie schien die letzten Worte 
kaum gehört zu haben. "Ja", sagte sie, "Ihr mögt leider recht behalten, 
die Regentrude muß eingeschlafen sein; aber--sie kann geweckt 
werden!" 
"Die Regentrude?" wiederholte der Bauer hart. "Glaubt Ihr auch an das 
Gefasel?" 
"Kein Gefasel, Nachbar!" erwiderte sie geheimnisvoll. "Meine Urahne, 
da sie jung gewesen, hat sie selber einmal aufgeweckt. Sie wußte auch 
das Sprüchlein noch und hat es mir öfters vorgesagt, aber ich habe es 
seither längst vergessen." 
Der dicke Mann lachte, daß ihm die silbernen Knöpfe auf seinem 
Bauche tanzten. "Nun, Mutter Stine, so setzt Euch hin und besinnt Euch 
auf Euer Sprüchlein. Ich verlasse mich auf mein Wetterglas, und das 
steht seit acht Wochen auf beständig Schön!" 
"Das Wetterglas ist ein totes Ding, Nachbar; das kann doch nicht das 
Wetter machen!" 
"Und Eure Regentrude ist ein Spukeding, ein Hirngespinst, ein 
Garnichts!"
"Nun, Wiesenbauer", sagte die Frau schüchtern, "Ihr seit einmal einer 
von den Neugläubigen!" 
Aber der Mann wurde immer eifriger. "Neu- oder altgläubig!" rief er, 
"geht hin und sucht Eure Regenfrau und sprecht Euer Sprüchlein, wenn 
Ihr's noch beisammenkriegt! Und wenn Ihr binnen heut und 
vierundzwanzig Stunden Regen schafft, dann--!" Er hielt inne und 
paffte ein paar dicke Rauchwolken vor sich hin. 
"Was dann, Nachbar?" fragte die Frau. 
"Dann--dann--zum Teufel, ja, dann soll Euer Andrees meine Maren 
freien!" 
In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür des Wohnzimmers, und ein 
schönes schlankes Mädchen mit rehbraunen Augen tret zu ihm auf die 
Durchfahrt hinaus. "Topp, Vater", rief sie aus, "das soll gelten!" Und zu 
einem ältlichen Manne gewandt, der eben von der Straße her ins Haus 
trat, fügte sie hinzu: "Ihr habt's gehört, Vetter Schulze!" 
"Nun, nun, Maren", sagte der Wiesenbauer, "du brauchst keine Zeugen 
gegen deinen Vater aufzurufen; von meinem Wort da beißt dir keine 
Maus auch nur ein Titelchen ab." 
Der Schulze schaute indes, auf seinen langen Stock gestützt, eine Weile 
in den freien Tag hinaus; und hatte nun sein schärferes Auge in der 
Tiefe des glühenden Himmels ein weißes Pünktchen schwimmen sehen, 
oder wünschte er es nur und glaubte es deshalb gesehen zu haben, aber 
er lächelte hinterhältig und sagte: "Mög's Euch bekommen, Vetter 
Wiesenbauer, der Andrees ist allewege ein tüchtiger Bursch!" 
 
Bald darauf, während der Wiesenbauer und der Schulze in dem 
Wohnzimmer des erstern über allerlei Rechnungen beisammensaßen, 
trat Maren an der andern Seite der Dorfstraße mit Mutter Stine in deren 
Stübchen. 
"Aber Kind", sagte die Witwe, indem sie ihr Spinnrad aus der Ecke
holte, "weißt du denn das Sprüchlein für die Regenfrau?" 
"Ich?" fragte das Mädchen, indem sie erstaunt den Kopf zurückwarf. 
"Nun, ich dachte nur, weil du so keck dem Vater vor die Füße tratst." 
"Nicht doch, Mutter Stine, mir war nur so ums Herz, und ich dachte 
auch, Ihr selber würdet's wohl noch beisammen bekommen. Räumt nur 
ein bissel auf in Eurem Kopfe; es muß ja noch irgendwo verkramet 
liegen!" 
Frau Stine schüttelte den Kopf. "Die Urahn ist mir früh gestorben. Das 
aber weiß ich wohl noch, wenn wir damals große Dürre hatten, wie 
eben jetzt, und uns dabei mit der Saat oder dem Viehzeug Unheil 
zuschlug, dann pflegte sie wohl ganz heimlich zu sagen: 'Das tut der 
Feuermann uns zum Schabernack, weil ich einmal die Regenfrau 
geweckt habe!" 
"Der Feuermann?" fragte das Mädchen, "wer ist denn das nun wieder?" 
Aber ehe sie noch eine Antwort erhalten konnte, war sie schon ans 
Fenster gesprungen und rief: "Um Gott, Mutter, da kommt der Andrees; 
seht    
    
		
	
	
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