nur, wie verstürzt er aussieht!" 
Die Witwe erhob sich von ihrem Spinnrade: "Freilich, Kind", sagte sie 
niedergeschlagen, "siehst du denn nicht, was er auf dem Rücken trägt? 
Da ist schon wieder eins von den Schafen verdurstet." 
Bald darauf trat der junge Bauer ins Zimmer und legte das tote Tier vor 
den Frauen auf den Estrich. "Da habt ihr's!" sagte er finster, indem er 
sich mit der Hand den Schweiß von der heißen Stirn strich. 
Die Frauen sahen mehr in sein Gesicht als auf die tote Kreatur. "Nimm 
dir's nicht so zu Herzen, Andrees!" sagte Maren. "Wir wollen die 
Regenfrau wecken, und dann wird alles wieder gut werden." 
"Die Regenfrau!" wiederholte er tonlos. "Ja, Maren, wer die wecken 
könnte! --Es ist aber auch nicht wegen dem allein; es ist mir etwas 
widerfahren draußen."-Die Mutter faßte zärtlich seine Hand. "So sag es
von dir", ermahnte sie, "damit es dich nicht siech machte!" 
"So hört denn!" erwiderte er.--"Ich wollte nach unsern Schafen sehen 
und ob das Wasser, das ich gestern abend für sie hinaufgetragen, noch 
nicht verdunstet sei. Als ich aber auf den Weideplatz kam, sah ich 
sogleich, daß es dort nicht seine Richtigkeit habe; der Wasserzuber war 
nicht mehr, wo ich ihn hingestellt, und auch die Schafe waren nicht zu 
sehen. Um sie zu suchen, ging ich den Rain hinab bis an den 
Riesenhügel. Als ich auf die andre Seite kam, da sah ich sie alle liegen, 
keuchend, die Hälse lang auf die Erde gestreckt; die arme Kreatur hier 
war schon krepiert. Daneben lag der Zuber umgestürzt und schon 
gänzlich ausgetrocknet. Die Tiere konnten das nicht getan haben; hier 
mußte eine böswillige Hand im Spiele sein." 
"Kind, Kind", unterbrach ihn die Mutter, "wer sollte einer armen 
Witwe Leides zufügen!" 
"Hört nur zu, Mutter, es kommt noch weiter. Ich stieg auf den Hügel 
und sah nach allen Seiten über die Ebene hin; aber kein Mensch war zu 
sehen, die sengende Glut lag wie alle Tage lautlos über den Feldern. 
Nur neben mit auf einem der großen Steine, zwischen denen das 
Zwergenloch in den Hügeln hinabgeht, saß ein dicker Molch und 
sonnte seinen häßlichen Leib. Als ich noch so halb ratlos, halb 
ingrimmig um mich her starrte, hörte ich auf einmal hinter mir von der 
andern Seite des Hügels her ein Gemurmel, wie wenn einer eifrig mit 
sich selber redet, und als ich mich umwende, sehe ich ein knorpsiges 
Männlein im feuerroten Rock und roter Zipfelmütze unten zwischen 
dem Heidekraut auf und ab stapfen.--Ich erschrak mich, denn wo war 
es plötzlich hergekommen!--Auch sah es gar so arg und mißgeschaffen 
aus. Die großen braunroten Hände hatte es auf dem Rücken gefaltet, 
und dabei spielten die krummen Finger wie Spinnenbeine in der Luft. 
Ich war hinter den Dornbusch getreten, der neben den Steinen aus dem 
Hügel wächst, und konnte von hier aus alles sehen, ohne selbst bemerkt 
zu werden. Das Unding drunten war noch immer in Bewegung; es 
bückte sich und riß ein Bündel versengten Grases aus dem Boden, daß 
ich glaubte, es müsse mit seinem Kürbiskopf vornüber schießen; aber 
es stand schon wieder auf seinen Spindelbeinen, und indem es das
dürre Kraut zwischen seinen großen Fäusten zu Pulver rieb, begann es 
so entsetzlich zu lachen, daß auf der andern Seite des Hügels die 
halbtoten Schafe aufsprangen und in wilder Flucht an dem Rain 
hinunterjagten. Das Männlein aber lachte noch gellender, und dabei 
begann es von einem Bein auf das andre zu springen, daß ich fürchtete, 
die dünnen Stäbchen müßten unter seinem klumpigen Leibe 
zusammenbrechen. Es war grauenvoll anzusehen, denn es funkelte ihm 
dabei ordentlich aus seinem kleinen schwarzen Augen." 
Die Witwe hatte leise des Mädchens Hand gefaßt. 
"Weißt du nun, wer der Feuermann ist?" sagte sie. Maren nickte. 
"Das allergrausenhafteste aber", fuhr Andrees fort, "war seine Stimme. 
'Wenn sie es wüßten, wenn sie es wüßten!' schrie er, 'die Flegel, die 
Bauerntölpel!' Und dann sang er mit seiner schnarrenden, quäkenden 
Stimme ein seltsames Sprüchlein; immer von vorn nach hinten, als 
könne er sich gar daran nicht ersättigen. Wartet nur, ich bekomm's 
wohl noch beisammen!" 
Und nach einigen Augenblicken fuhr er fort: 
"Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle!" 
Die Mutter ließ plötzlich ihr Spinnrad stehen, das sie während der 
Erzählung eifrig gedreht hatte, und sah ihren Sohn mit gespannten 
Augen an. Der aber schwieg wieder und schien sich zu besinnen. 
"Weiter!" sagte sie leise. 
"Ich weiß nicht weiter, Mutter; es ist fort, und ich hab's mir unterwegs 
doch wohl hundertmal vorgesagt." 
Als aber Frau Stine mit unsicherer Stimme selbst fortfuhr: 
"Stumm sind die Wälder, Feuermann tanzet über die Felder!" 
da setzte er rasch hinzu:
"Nimm dich in acht! Eh du erwacht, Holt dich die Mutter Heim in die 
Nacht!" 
"Das ist das Sprüchlein der Regentrude!" rief Frau Stine; "und nun 
rasch noch einmal! Und du, Maren, merk wohl auf, damit es nicht 
wiederum verlorengeht!" 
Und nun sprachen Mutter    
    
		
	
	
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