gerundet vor den Grund stellt, 
sind von Interesse die Monatsdarstellungen am Dome von Ferrara und 
die von derselben Hand herrührende Anbetung der Könige über der 
Thür von S. Mercuriale zu Forlì; wahrscheinlich schon aus der Mitte 
des XIII. Jahrhunderts. -- 
Wenig später, aber unter anderen Bedingungen, entstand und 
entwickelte sich die Skulptur in Toskana, wenn sie auch mit der 
lombardischen Kunst Beziehungen hat und aus der Lombardei sogar 
eine Reihe ihrer Künstler bezog. In höherem Maße als in der 
Lombardei war in Toskana die Plastik abhängig von der Architektur, 
welche dort bald nach der Mitte des XI. Jahrh. an den Formen der 
Antike in sehr eigenartiger Weise sich als Basilikenbau entwickelt hatte. 
Die innere Gestaltung erhielt in der Fassade einen reichen organischen 
Ausdruck; teils in einer Art farbiger Steinmosaik, wie an San Miniato 
vor Florenz, teils in Säulenarkaden, wie zuerst am Dom zu Pisa. Der 
feine architektonische Sinn ließ hier nur eine beschränkte Mitwirkung 
der freien Plastik zu; auch machte sich diese erst nach Verlauf eines 
vollen Jahrhunderts, nach der Mitte des XII. Jahrh. geltend. Außen 
blieb sie im Wesentlichen auf den Thürsturz und die Thürflügel 
beschränkt, im Innern wurde ihr der Schmuck der Kapitelle, des 
Taufbeckens und namentlich der Kanzel überwiesen, welche gerade 
damals durch die Predigerorden, die Dominikaner und Franziskaner, 
eine besondere Bedeutung erhielt. 
Die frühesten dieser Bildwerke besitzt Pistoja. Ein Meister Gruamons 
fertigte 1162 am Thürsturz des Hauptportals von S. Giovanni 
Fuorcivitas das Abendmahl und 1166 für San Andrea an derselben 
Stelle die Anbetung der Könige. Als Verfertiger der Kapitelle dieser 
Thür nennt sich der Meister Enrigus. Ein Jahr später entstand das 
Relief am Architravbalken der Thür von S. Bartolommeo in Pantano.
Den gleichen Charakter tragen die jüngeren, aber trotzdem roheren 
Bildwerke an der Kanzel in Groppoli vor Pistoja, sowie der Erzengel 
Michael ebenda (vom Jahre 1194), letzterer interessant als Freifigur. 
Gleichzeitige Arbeiten derselben Richtung sind (von zahlreichen, 
überall im nordwestlichen Toskana zerstreuten skulptierten Kapitellen, 
Säulenbasen u. dergl. abgesehen): in Pisa die Architravskulpturen an S. 
Casciano und das Relief mit Christus zwischen den Apostelsymbolen 
von einem Meister Bonusamicus (jetzt im Campo Santo), in Lucca der 
Portalschmuck des Meisters Biduinus an S. Salvatore und die Reliefs 
des Taufbeckens vom Meister Robertus in S. Frediano, letztere wohl 
die tüchtigsten von allen diesen Arbeiten. Zu den spätesten, aber 
trotzdem noch fast rohen Arbeiten dieser Art zählen die Bildwerke am 
Dom zu Arezzo, der zweiten Hälfte des XII. und dem Anfang des XIII. 
Jahrh. angehörend. Dasselbe gilt auch noch von den Arbeiten des 
Marchionne (vom Jahre 1216). 
[Abbildung: 21D. Bemalte Madonnenstatue des Presbyter Martin.] 
Alle diese Werke halten sich auf dem Niveau der Arbeiten von 
Steinmetzen, welche die Ornamente an den Kirchenbauten auszuführen 
gewohnt sind. Sie behandeln daher ihre Reliefs in der Komposition und 
in der Wiedergabe der menschlichen Gestalt genau wie ihre Ornamente: 
die Figuren sind ganz in der Fläche gehalten und möglichst zur 
Ausfüllung des Raumes benutzt, so daß der Grund ringsum ausgehoben 
erscheint und die Gestalten in der Regel mit den Füßen den unteren, 
mit den Köpfen den oberen Rand berühren. In den Verhältnissen, in 
Bewegung und Ausdruck der Figuren noch völlig kindlich und in der 
Ausführung mehr oder weniger roh, konnten dennoch diese Arbeiten 
durch die Selbständigkeit und die Naivetät der Empfindung und durch 
den Ernst des Strebens den Grund zu einer wirklich künstlerischen 
Entwickelung der Plastik legen. 
Wie weit damals diese einheimische Skulptur noch hinter der 
byzantinischen zurückstand, beweist am deutlichsten eine Anzahl 
Arbeiten, die gleichzeitig in Toskana unter byzantinischem Einfluß 
ausgeführt worden sind; namentlich in Pisa, das durch seinen 
blühenden Handel auf dem Mittelmeere zu dem halb byzantinischen
Süden von Italien und zu Byzanz selbst in nahe Beziehung gebracht 
war. Schon die Bronzethür am Dom zu Pisa, wahrscheinlich die Arbeit 
des Pisaners Bonannus (1180), der einige Jahre später in Monreale die 
sehr verwandte Thür goß, erscheint ganz unter dem Einfluß 
gleichzeitiger byzantinischer Goldschmiedearbeiten. Noch stärker und 
vorteilhafter macht sich diese Einwirkung in den Skulpturen an den 
Architraven von zwei Thüren des Battistero geltend; an der östlichen 
Thür auch in den Laibungen. Hier haben die Figuren die volle 
Schönheit, die schlanken Körperformen, die zierlichen Falten der 
klassischen Gewänder, die vornehme Ruhe und die feine Rundung echt 
byzantinischer Arbeiten dieser Zeit. Diesen kommen sie ferner in der 
Sauberkeit der Arbeit gleich und besitzen dabei auch die 
charakteristische Fülle, die einfach schlichte Erzählungsart, die kräftige 
Ausarbeitung, den in seiner Gebundenheit feinen Ausdruck solcher 
Arbeiten. Die Berliner Sammlung, die von älteren romanischen 
Bildwerken aus Toskana nur ein mit Köpfen und Tieren dekoriertes 
Kapitell aufzuweisen hat (No. 27, aus Lucca stammend, etwa vom 
Jahre 1200), besitzt eine in ihrer Art hervorragende große 
Madonnenstatue aus jener von byzantinischen Vorbildern beeinflußten 
Richtung: die thronende Maria mit dem segnenden Christkind von der 
Hand des Presbyter Martin von Borgo San Sepolcro, aus d. J. 1199 (No. 
21D): lebensgroße Figuren aus Holz mit ihrer ursprünglichen, trefflich 
erhaltenen    
    
		
	
	
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