bü?en lie?.
Ein wenig besserte sich dieser traurige Hang, als sie in die reiferen Jahre kam und sich das Gefühl für den Spott der jungen Burschen in ihr sch?rfte. Zum Unglück aber l?ste eine noch unheilvollere Torheit jene erste kindische ab, und sie lie? ihr, freilich mit besserer Entschuldigung, noch haltloser den Zügel schie?en. Sie warf n?mlich ihre Augen unter den vielen Burschen, die mit ihren Brüdern verkehrten, gerade auf den sch?nsten, der sie von früh an mit der unverhohlensten Abneigung behandelt hatte. Das war an Leib und Seele ein Bursch vom guten alten Meraner Schlag, ein etwas tr?ges Gemüt in einem starken, herrlich gebildeten K?rper, ein eifriger Kirchg?nger, kundiger Weinbauer, der wenig Worte machte und Gedanken nur für den Hausbedarf spann, am wenigsten aber mit unnützen Liebschaften Zeit und Geld vertat, da es überhaupt in diesen romantischen T?lern im Punkte der Liebe und Ehe meist kaltblütiger und gesch?ftsm??iger zugeht, als flüchtige Reisende sich tr?umen lassen. Damals, als die schwarze Moidi sich in ihn vergaffte, lebte sein Vater noch, der Aloys Hirzer, der eines der alten Herrenschl?sser unterm lfinger, auf einer H?he über der Stadt frei gelegen, von dem verschuldeten letzten Stammherrn gekauft hatte, um dort seine Weinbauernwirtschaft mitten unter den feudalen Trümmern in gro?em Stile zu errichten. Au?er dem Sohne, Joseph, hatte er noch eine Tochter, die in Innsbruck bei einem Paten feinere Erziehung geno? und sich zur Lehrerin auszubilden dachte, als der Vater pl?tzlich das Zeitliche segnete, und der Bruder sie nun heimkommen lie?, um ihm die neue Einrichtung zu erleichtern. Es war ein sanftes, blasses, sch?n?ugiges M?dchen, ?lter als der Joseph, ihr Bruder. Dessen Kameraden, von denen wohl mancher ein Gelüsten trug, sich ein Stück Burgland anzuheiraten, wagten sich an die Anna nicht heran, die ihnen zu fein und leise war und bald fast im Geruch der Heiligkeit stand, denn sie war in allen Kirchen und allen Hütten der Kranken und Dürftigen zu finden und ging an keinem Kinde vorbei, ohne es auf den Arm zu nehmen, ihm ein Bildchen zu schenken oder seine Gebetlein hersagen zu lassen. Der Bruder war sehr wohl mit ihr zufrieden, da sie sein Haus, die Gem?cher n?mlich, die noch in wohnbarem Stande waren, ger?uschlos in Ordnung hielt. Er hatte sich von jeher aufs beste mit ihr vertragen. Da er ein guter und durch Herzenswallungen nicht leicht zu verwirrender Rechner war, schien es ihm zweckm??ig, da? seine Schwester ledig blieb. Wenn er auf dem Balkon stand, der wie ein Schwalbennest an der grauen Burgmauer klebte, und in seiner Bauerntracht, der rotaufgeschlagenen Lodenjoppe, den breiten schwarzen Hut mit roter Schnur auf dem Kopf, die gebr?unten H?nde unter die geschlitzten Hosentr?ger gesteckt, hinaussah ins weite Land, verwellte sein Blick mit Befriedigung auf den kleinen Klostertürmen, die hie und da ihr Kreuz aus dem Duft erhoben, und er gedachte gern daran, da? die früheren, adligen Burgherren dort ihre unversorgten S?hne und T?chter untergebracht hatten. Es w?re ihm nicht ungelegen gewesen, wenn seine Schwester ebenfalls vor den Gefahren und Anfechtungen der Welt eine beschauliche Zuflucht gesucht h?tte. Da sie aber hiezu keine Lust bezeigte, auch fürs erste noch im Hause v?llig n?tig war, nahm er einstweilen mit dem Abglanz ihres Heiligenscheins, der auch auf ihn herüberstrahlte, vorlieb und war nicht wenig stolz, wenn geistliche Herren, der Schwester wegen, flei?ig auf Goyen vorsprachen und bei einem Glase roten Weins über die Angelegenheiten der Kirche erbauliche Reden führten.
An seine eigene eheliche Zukunft dachte er nur gelegentlich, wenn von einer reichen Erbtochter einmal die Rede war, auch darin ohne hitzige und h??liche Habsucht, mit einem stillen Pflichtgefühl, da? es ihm wohl zukomme, das v?terliche Gut durch einen sch?nen runden Zuwachs zu mehren. Da er, wie gesagt, einer der schmucksten Burschen der Gegend war, trug er die ruhige Zuversicht mit sich herum, da? es ihm gar nicht fehlen k?nne, wenn er überhaupt Ernst mache. Auch nahm er anfangs die unverhohlenen Gunstbeweise der schwarzen Moidi nur mit einer würdevollen Geringsch?tzung hin. Auf die L?nge aber, als das Gerede lauter und stachliger wurde, als er sich an keinem Markt, Kirchtag oder bei sonst einer ?ffentlichen Gelegenheit sehen lassen konnte, ohne mit seiner Eroberung geh?nselt zu werden, stieg ihm der ?rger ernstlich zu Kopf, und er hielt es für passend, durch die ver?chtlichsten Scherze sich die zudringliche Liebeswerbung vom Halse zu schaffen.
Manchem andern w?re dieselbe vielleicht mitleidswürdig erschienen; denn sie ?u?erte sich nur in der rührenden Hartn?ckigkeit, mit der die Augen des M?dchens, sobald der Bursch ihr begegnete, wie durch eine Naturgewalt bezwungen an seinem regelm??igen, rot und wei?en Gesichte hingen und ihm überallhin folgten, unbekümmert um den Zorn, der statt jedes Zeichens von Gegenliebe seine Züge verfinsterte. Selbst in der Kirche, wenn er hinter ihr stand, wu?te sie's einzurichten, da? sie wenigstens das halbe Gesicht nach ihm umkehrte, und sie war dann so sehr in ihre bewundernde Andacht versunken, da? sie alles andere

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