sich der Welt und ihrer selbst besann, quollen gro?e Tr?nen hervor, und an seine Schulter gelehnt weinte sie, ohne ein Wort hervorzubringen, die Erschütterung aus.
Er hielt sie ebenfalls stumm, mit aufatmendem Herzen an sich gedrückt und horchte auf den wogenden Ton des Gel?uts, verworrene Gebete bei sich selbst hersagend. Als die Glocken ausgeklungen hatten, griff er nach dem Krug und reichte ihn ihr. Sie n?herte ihm die Lippen, wie eine Kranke, die das Gef?? nicht selbst zu halten sich getraut, und trank einen langen Zug. Dann schlo? sie die Augen, ohne sie zu trocknen, und schlief neben ihm ein, immer noch auf den Knien und die H?nde unbeweglich gefaltet.
Als er sie nach einer Weile ruhig atmen h?rte, hob er sie auf und legte sie bequem auf den abh?ngigen Boden nieder, seine Jacke unter ihren Kopf schiebend, ohne da? sie erwacht w?re. Er selbst, nach einem raschen Umblick in seinem Revier, lagerte sich neben ihr, den Kopf in die Hand gestützt, und starrte ihr in das schlafende Gesicht, das nun ganz friedlich wie aus heiteren Tr?umen l?chelte. Wenn ein Blatt sich bewegte und dann das Licht flüchtig auf ihrer Stirn spielte, seufzte sie wohl noch leise nach. Aber ihr war wohl, w?hrend es in ihm von dunklen Schmerzen und schweren Entschlüssen gewaltsam g?rte und jeder Blick in diese friedlichen Züge ihm neue Nahrung für seine Qualen eintrug.
Welch ein r?tselvolles Schicksal umgab diese Geschwister?--Wir müssen, um es aufzuhellen, um viele Jahre zurück, in eine Zeit, da die Mutter, die mit so seltsamer Feindschaft zwischen ihnen stand, nicht viel ?lter war als das blonde Kind, das dort oben unter den Reben schl?ft, freilich in allem übrigen ihr volles Widerspiel. Die Gro?eltern der blonden Moidi besa?en droben auf dem Küchelberg ein schlichtes Bauernhaus, das aber sch?n nach allen Seiten in die T?ler hinuntersah, links ins Passeier, rechts ins Vintschgau hinein, geradeaus über die Stadt Meran weg in die breite Niederung der Etsch bis zu den Bozener Bergen. Der alte Ingram hatte das Anwesen schon von Vorv?tern ererbt, und die liebliche Lage war ihm freilich als Zugabe wert, mehr aber die ausgedehnten Weingüter, die sich nach allen Seiten daranschlossen und ihm wohl zustatten kamen, seine vielen Kinder zu ern?hren. Von denen war die jüngste, Maria, oder nach dem Landesausdruck "Moidi", ein wahres Sorgenkind, w?hrend von den übrigen im Guten oder Schlimmen nichts Sonderliches zu berichten w?re. Diese jüngste jedoch, nicht allein, da? sie die H??lichste war, und eher einer Alraune als einem Meraner Landkinde ?hnlich, die meist sauber und wohlgebildet heranwachsen, betrug sich zudem von klein auf so ungeh?rig, da? sie viel Schl?ge und wenig gute Worte von der Mutter erlebte, und auch der Vater, der ein m??iger und am Hergebrachten h?ngender Mann war, sich mehr und mehr dieser jüngsten zu sch?men begann. Mit der Zeit h?rten die Schl?ge auf, da es deutlich war, da? sie das übel nur mehrten, und es sich nicht obenein verkennen lie?, selbst für ein Bauernauge, es sei nicht alles in Ordnung in diesem armseligen Kopf. Der Pfarrer hatte sie zwar genau befragt und ihre Verkehrtheiten nur aus den verwilderten Trieben eines eitlen und schwachen Herzens herleiten wollen; und wirklich lie? sich ihrem Verstand, wenn man nicht sorgf?ltiger zusah, kein Sprung oder Sparren nachweisen; denn sie verstand, sobald man sie katechisierte, sich klug zusammenzunehmen und selbst ihre offenbaren Narrheiten halb und halb zu besch?nigen. Von diesen nun war die ?rgste eine ganz unzweckm??ige und mitleidswürdige Putzsucht, mit der sie, wo sie ging und stand, recht geflissentlich aller Augen auf ihre ohnehin schon auffallende H??lichkeit lenkte. Das trug ihr eine Menge der b?sesten Spottnamen ein, und die es am besten mit ihr meinten, nannten sie den "schwarzen Pfau", oder die "wüste Moidi" schlechtweg, ihre eigenen Brüder aber nur "die Schwarze"; denn sie war nicht nur von sehr dunkler Gesichtsfarbe und dichten, buschigen Augenbrauen, sondern auch ihr Haar krauste sich durch ein merkwürdiges Naturspiel wie das der Negerinnen und str?ubte sich beharrlich gegen Kamm und Flechtenb?nder. Ob der K?nig aus Mohrenland unter den heiligen Dreien auf einem Bilde, das die Mutter einmal in Bozen gesehen, diese befremdliche Spielart auf dem Gewissen habe, wie einige behaupteten, lassen wir dahingestellt. Tatsache war, da? die "wüste Moidi", anstatt ihr Schicksal mit leidlicher Miene zu ertragen, auf die l?cherlichsten Mittel verfiel, ihm abzuhelfen und durch allerlei Putz und Tand, mit dem sie sich, ganz gegen den Brauch, beh?ngte, ihre Person ansehnlicher und liebenswürdiger zu machen. Was sie irgend an Geld zusammenbringen konnte, nicht immer auf die redlichste Weise, verwandte sie eilig dazu, sich bunte B?nder oder gemachte Blumen zu verschaffen, mit denen sie ihr wolliges Haar durchflocht und so, zum gro?en ?rgernis der Alten und Gesp?tt der jungen, zuweilen selbst am Sonntag in der Kirche erschien, ungeachtet ihr die Mutter, sooft sie ihr so begegnete, den Putz zornig abri? und sie mit Hunger und Schl?gen dafür

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