vorangegangen war. Tiefe Schwermut erfüllte wieder seine 
Brust; sein Gebet fing ihn zu reuen an, und fürchterlich schien ihm das 
Wesen, das über den Wolken waltet. Er mischte sich unter das Volk, 
das überall, mit Rettung des Eigentums beschäftigt, aus den Toren 
stürzte, und wagte schüchtern nach der Tochter Asterons, und ob die 
Hinrichtung an ihr vollzogen worden sei, zu fragen; doch niemand war, 
der ihm umständliche Auskunft gab. Eine Frau, die auf einem fast zur 
Erde gedrückten Nacken eine ungeheure Last von Gerätschaften und 
zwei Kinder, an der Brust hängend, trug, sagte im Vorbeigehen, als ob 
sie es selbst angesehen hätte: daß sie enthauptet worden sei. Jeronimo 
kehrte sich um; und da er, wenn er die Zeit berechnete, selbst an ihrer 
Vollendung nicht zweifeln konnte, so setzte er sich in einem einsamen 
Walde nieder, und überließ sich seinem vollen Schmerz. Er wünschte, 
daß die zerstörende Gewalt der Natur von neuem über ihn einbrechen 
möchte. Er begriff nicht, warum er dem Tode, den seine jammervolle 
Seele so suchte, in jenen Augenblicken, da er ihm freiwillig von allen 
Seiten rettend erschien, entflohen sei. Er nahm sich fest vor, nicht zu 
wanken, wenn auch jetzt die Eichen entwurzelt werden, und ihre 
Wipfel über ihn zusammenstürzen sollten. Darauf nun, da er sich 
ausgeweint hatte, und ihm, mitten unter den heißesten Tränen, die 
Hoffnung wieder erschienen war, stand er auf, und durchstreifte nach 
allen Richtungen das Feld. Jeden Berggipfel, auf dem sich die 
Menschen versammelt hatten, besuchte er; auf allen Wegen, wo sich 
der Strom der Flucht noch bewegte, begegnete er ihnen; wo nur irgend 
ein weibliches Gewand im Winde flatterte, da trug ihn sein zitternder 
Fuß hin: doch keines deckte die geliebte Tochter Asterons. Die Sonne 
neigte sich, und mit ihr seine Hoffnung schon wieder zum Untergange, 
als er den Rand eines Felsens betrat, und sich ihm die Aussicht in ein 
weites, nur von wenig Menschen besuchtes Tal eröffnete. Er durchlief, 
unschlüssig, was er tun sollte, die einzelnen Gruppen derselben, und 
wollte sich schon wieder wenden, als er plötzlich an einer Quelle, die 
die Schlucht bewässerte, ein junges Weib erblickte, beschäftigt, ein
Kind in seinen Fluten zu reinigen. Und das Herz hüpfte ihm bei diesem 
Anblick: er sprang voll Ahndung über die Gesteine herab, und rief: O 
Mutter Gottes, du Heilige! und erkannte Josephen, als sie sich bei dem 
Geräusche schüchtern umsah. Mit welcher Seligkeit umarmten sie sich, 
die Unglücklichen, die ein Wunder des Himmels gerettet hatte! 
Josephe war, auf ihrem Gang zum Tode, dem Richtplatze schon ganz 
nahe gewesen, als durch den krachenden Einsturz der Gebäude 
plötzlich der ganze Hinrichtungszug auseinander gesprengt ward. Ihre 
ersten entsetzensvollen Schritte trugen sie hierauf dem nächsten Tore 
zu; doch die Besinnung kehrte ihr bald wieder, und sie wandte sich, um 
nach dem Kloster zu eilen, wo ihr kleiner, hülfloser Knabe 
zurückgeblieben war. Sie fand das ganze Kloster schon in Flammen, 
und die Äbtissin, die ihr in jenen Augenblicken, die ihre letzten sein 
sollten, Sorge für den Säugling angelobt hatte, schrie eben, vor den 
Pforten stehend, nach Hülfe, um ihn zu retten. Josephe stürzte sich, 
unerschrocken durch den Dampf, der ihr entgegenqualmte, in das von 
allen Seiten schon zusammenfallende Gebäude, und gleich, als ob alle 
Engel des Himmels sie umschirmten, trat sie mit ihm unbeschädigt 
wieder aus dem Portal hervor. Sie wollte der Äbtissin, welche die 
Hände über ihr Haupt zusammenschlug, eben in die Arme sinken, als 
diese, mit fast allen ihren Klosterfrauen, von einem herabfallenden 
Giebel des Hauses, auf eine schmähliche Art erschlagen ward. Josephe 
bebte bei diesem entsetzlichen Anblicke zurück; sie drückte der 
Äbtissin flüchtig die Augen zu, und floh, ganz von Schrecken erfüllt, 
den teuern Knaben, den ihr der Himmel wieder geschenkt hatte, dem 
Verderben zu entreißen. 
Sie hatte noch wenig Schritte getan, als ihr auch schon die Leiche des 
Erzbischofs begegnete, die man soeben zerschmettert aus dem Schutt 
der Kathedrale hervorgezogen hatte. Der Palast des Vizekönigs war 
versunken, der Gerichtshof, in welchem ihr das Urteil gesprochen 
worden war, stand in Flammen, und an die Stelle, wo sich ihr 
väterliches Haus befunden hatte, war ein See getreten, und kochte 
rötliche Dämpfe aus. Josephe raffte alle ihre Kräfte zusammen, sich zu 
halten. Sie schritt, den Jammer von ihrer Brust entfernend, mutig mit 
ihrer Beute von Straße zu Straße, und war schon dem Tore nah, als sie
auch das Gefängnis, in welchem Jeronimo geseufzt hatte, in Trümmern 
sah. Bei diesem Anblicke wankte sie, und wollte besinnungslos an 
einer Ecke niedersinken; doch in demselben Augenblick jagte sie der 
Sturz eines Gebäudes hinter ihr, das die Erschütterungen schon ganz 
aufgelöst hatten, durch das Entsetzen gestärkt, wieder auf; sie küßte das 
Kind, drückte sich die Tränen aus den Augen, und erreichte, nicht mehr 
auf die Greuel, die sie umringten, achtend, das Tor. Als sie sich im 
Freien sah, schloß sie bald, daß nicht jeder, der ein zertrümmertes 
Gebäude bewohnt hatte, unter    
    
		
	
	
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