fÜnf und zwanzig Jahren unter uns erlitten, der höhere Standpunkt, 
den das Selbstbewußtseyn des Geistes in dieser Zeitperiode über sich 
erreicht hat, hat bisher noch wenig Einfluß auf die Gestalt der Logik 
gehabt. 
Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Metaphysik hieß, ist, so zu sagen, 
mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden, und aus der Reihe der 
Wissenschaften verschwunden. Wo lassen oder wo dürfen sich Laute 
der vormaligen Ontologie, der rationellen Psychologie, der Kosmologie 
oder selbst gar der vormaligen natürlichen Theologie noch vernehmen 
lassen? Untersuchungen, zum Beispiel über die Immaterialität der Seele, 
über die mechanische und die Endursachen, wo sollten sie noch ein 
Interesse finden? Auch die sonstige Beweise vom Daseyn Gottes 
werden nur historisch, oder zum Behufe der Erbauung und 
Gemüthserhebung angeführt. Es ist dieß ein Faktum, daß das Interesse 
Theils am Inhalte, Theils an der Form der vormaligen Metaphysik, 
Theils an beiden zugleich verloren ist. So merkwürdig es ist, wenn 
einem Volke, z.B. die Wissenschaft seines Staatsrechts, wenn ihm 
seine Gesinnungen, seine sittlichen Gewohnheiten und Tugenden 
unbrauchbar geworden sind, so merkwürdig ist es wenigstens, wenn ein 
Volk seine Metaphysik verliert, wenn der mit seinem reinen Wesen 
sich beschäftigende Geist kein wirkliches Daseyn mehr in demselben 
hat. 
Die exoterische Lehre der kantischen Philosophie,--daß der Verstand
die Erfahrung nicht überfliegen dürfe, sonst werde das 
Erkenntnisvermögen theoretische Vernunft, welche für sich nichts als 
Hirngespinnste gebähre, hat es von der wissenschaftlichen Seite 
gerechtfertigt, dem spekulativen Denken zu entsagen. Dieser popularen 
Lehre kam das Geschrei der modernen Pädagogik, die Noth der Zeiten, 
die den Blick auf das unmittelbare Bedürfniß richtet, entgegen, daß, 
wie für die Erkenntniß die Erfahrung das Erste, so für die 
Geschicklichkeit im öffentlichen und Privatleben, theoretische Einsicht 
sogar schädlich, und Übung und praktische Bildung überhaupt das 
Wesentliche, allein Förderliche sey.--Indem so die Wissenschaft und 
der gemeine Menschenverstand sich in die Hände arbeiteten, den 
Untergang der Metaphysik zu bewirken, so schien das sonderbare 
Schauspiel herbeigeführt zu werden, ein gebildetes Volk ohne 
Metaphysik zu sehen;--wie einen sonst mannigfaltig ausgeschmückten 
Tempel ohne Allerheiligstes.--Die Theologie, welche in frühern Zeiten 
die Bewahrerin der spekulativen Mysterien und der obzwar abhängigen 
Metaphysik war, hatte diese Wissenschaft gegen Gefühle, gegen das 
Praktisch-populare und gelehrte Historische aufgegeben. Welcher 
Veränderung entsprechend ist, daß anderwärts jene Einsamen, die von 
ihrem Volke aufgeopfert und aus der Welt ausgeschieden wurden, zu 
dem Zwecke, daß die Kontemplation des Ewigen und ein ihr allein 
dienendes Leben vorhanden sey, nicht um eines Nutzens, sondern um 
des Segens willen,--verschwanden; ein Verschwinden, das in einem 
andern Zusammenhange, dem Wesen nach als dieselbe Erscheinung, 
wie das vorhin Erwähnte, betrachtet werden kann.--So daß, nach 
Vertreibung dieser Finsternisse, der farblosen Beschäftigung des in sich 
gekehrten Geistes mit sich selbst, das Daseyn in die heitere Welt der 
Blumen verwandelt zu seyn schien, unter denen es bekanntlich keine 
schwarze giebt. 
Ganz so schlimm als der Metaphysik ist es der Logik nicht ergangen. 
Daß man durch sie denken lerne, was sonst für ihren Nutzen und damit 
für den Zweck derselben galt,--gleichsam als ob man durch das 
Studium der Anatomie und Physiologie erst verdauen und sich 
bewegen lernen sollte--, dieß Vorurtheil hat sich längst verloren, und 
der Geist des Praktischen dachte ihr wohl kein besseres Schicksal zu, 
als ihrer Schwester. Dessen ungeachtet, wahrscheinlich um einigen 
formellen Nutzens willen, wurde ihr noch ein Rang unter den
Wissenschaften gelassen, ja sie wurde selbst als Gegenstand des 
öffentlichen Unterrichts beibehalten. Dieß bessere Loos betrifft jedoch 
nur das äußere Schicksal; denn ihre Gestalt und Inhalt ist derselbe 
geblieben, als er sich durch eine lange Tradition fortgeerbt, jedoch in 
dieser Überlieferung immer mehr verdünnt und abgemagert hatte; der 
neue Geist, welcher der Wissenschaft nicht weniger als der 
Wirklichkeit aufgegangen ist, hat sich in ihr noch nicht verspüren 
lassen. Es ist aber ein für allemal vergebens, wenn die substantielle 
Form des Geistes sich umgestaltet hat, die Formen früherer Bildung 
erhalten zu wollen; sie sind welke Blätter, welche von den neuen 
Knospen, die an ihren Wurzeln schon erzeugt sind, abgestoßen werden. 
Mit dem Ignoriren der allgemeinen Veränderung fängt es nach gerade 
an, auch im Wissenschaftlichen auszugehen. Unbemerkter Weise sind 
selbst den Gegnern die andern Vorstellung geläufig und eigen 
geworden, und wenn sie gegen deren Quelle und Principien fortdauernd 
spröde thun und sich widersprechend dagegen benehmen, so haben sie 
dafür die Konsequenzen sich gefallen lassen, und des Einflusses 
derselben sich nicht zu erwehren vermocht; zu ihrem immer 
unbedeutender werdenden negativen Verhalten wissen sie sich auf 
keine andere Weise eine positive Wichtigkeit und einen Inhalt zu geben, 
als daß sie in den neuen Vorstellungsweisen mitsprechen. 
Von der andern Seite scheint die Zeit der Gährung, mit der eine neue 
Schöpfung beginnt, vorbei zu seyn. In ihrer ersten Erscheinung pflegt 
eine solche sich mit fanatischer Feindseligkeit gegen die ausgebreitete 
Systematisierung des frühen Princips zu verhalten, Theils auch 
furchtsam zu seyn, sich in der Ausdehnung des Besondern zu verlieren, 
Theils aber die Arbeit die zur wissenschaftlichen Ausbildung erfordert 
wird, zu scheuen,    
    
		
	
	
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