noch gefallen. Und nun geh an dein Amt und
zeig mir Proben Von dem, was du vermagst.
Leon. Wo ist die Küche?
Kattwald. Nun, dort.
Leon. Das Hundeställchen? Ei, Gott walt's! Das hat nicht Raum, nicht
Fug, nicht Schick.
Kattwald. Nu, nu! Begnüg dich nur für jetzt, man wird ja sehn. Was
gibst du heute mittags?
Leon. Heute mittags? (Ihn verächtlich messend.) Rehbraten etwa.
Kattwald. Gut.
Leon. Gedämpftes.--Aber nein.
Kattwald (eifrig). Warum nicht?
Leon. Ihr müßt erst essen lernen, Erst nach und nach den Gaum, die
Zunge bilden, Bis Ihr des Bessern wert seid meiner Kunst. Für heute
bleibt's beim Braten, und aufs höchste-- Wir wollen sehn.
Kattwald. Nun sieh nur, sieh!
Leon (rufend). Nun Holz Und Fett und Mehl und Würze! Tragt
zusammen, Was Hof und Haus vermag. He, Knechte, Mägde!
(Diener sind gekommen.)
Du feg den Estrich! Du bring Holz herbei! Ist das Gerät? Habt Ihr nicht
schärfte Messer? Das Fleisch mag angehn. Pfui, was trockne Rüben!
(Er wirft sie weit weg.) Der Pfeffer stumpf. (Er schüttet ihn auf den
Boden.) Was knaupelst du da 'rum? Du Tölpel, willst du gehn? (Er jagt
ihn mit einem Fußtritt aus der Küche.) Verfluchtes Volk! (Er nimmt
einem die Schürze und bindet sie um.) Hat man nicht seine Not mit all
den Tieren?
Edrita (kommt). Was ist denn hier für Lärm?
Kattwald. Pst, pst! Der neue Koch.
Edrita. Für den Ihr so viel Geld--?
Kattwald. Ja wohl. Sei still! Er weist uns sonst noch beide vor die Tür.
Edrita. Doch wer erlaubt ihm, so zu lärmen?
Kattwald. Je! Ein Künstler, Kind! Ein großer Mann, dem's rappelt. Man
muß das Volk wohl dulden, will man's brauchen. Ich schleiche fort;
bleib du mal da und schau, Ob du was absehn kannst. Doch stör ihn
nicht. Hörst du? Nur still! Und mittags in der Halle. (Er geht.)
(Leon beschäftigt sich in der Küche. Edrita steht entfernt und sieht ihm
zu.)
Leon (singt).
Den Wein, den mag ich herb, Der Tüchtige sei derb.
(Sprechend.) Pfui Süßes! Hol' der Teufel das Süße!
Edrita. Ein schmuckes Bursch; doch vorlaut, wie es scheint. Ich will
mir ihn ein wenig nur betrachten.
Leon (singt).
Der Reiter reitet ho, ho! Da ruft sie vom Fenster he, he! Er aber lächelt
ha, ha! Bist du da?
(Sprechend.) Nun freilich da, wo sollt' ich auch sonst sein?
Edrita. Bemerkt er mich in Wahrheit nicht, wie, oder Stellt er sich an?
Ich will nur zu ihm sprechen. He, guter Freund!
Leon (ohne aufzusehen). He, gute Freundin. Ei, Ich mag die guten
Freundinnen wohl leiden!
Edrita. Was macht Ihr da?
Leon (der Fleisch auslöst, ohne aufzusehen). Ihr seht, ich spalte Holz.
Edrita (sich zurückziehend). Nun, das war grob.
Leon (singt).
Wer Augen hat, ohne zu sehn, Wer Ohren hat und nicht hört, Ist Ohren,
beim Teufel, und Augen nicht wert.
Edrita. Ich sah wohl, was Ihr tut, doch sah ich auch, Daß Ihr das Gut
verderbt, das Ihr bereitet, Und darum fragt' ich Euch. Seht einmal selbst!
Ihr schneidet ab die besten Stücke. Hier!
(Sie hat hinweisend den Finger dem Hackbrette genähert. Leon schlägt
mit dem Messer stärker auf. Sie zieht schreiend den Finger zurück.)
Ei Gott! das ist ein grober Bursch. Bewahr'! Nun sprech ich nicht mehr,
gält' es noch so viel.
Leon. Es geht nicht! Nur daheim ist Arbeit Lust, Hier wird sie Frone.
Da lieg du und du! (Er legt Messer und Schürze weg.) Sie mögen
zusehn, wie sie heut sich nähren. Ich will mal eins spazierengehn.--Ja
dort, Dort geht der Weg ins Freie. Laßt doch sehn!
Edrita. Das wird dir schlimm bekommen, grober Mensch! Denn kaum
im Freien, packen dich die Knechte Und führen dich mit manchem
Schlag zurück.
Leon. Ja so! Ihr fürchtet, daß man sich verkühle. Die freie Luft ist
ungesund. Recht gut! So laß denn du uns miteinander plaudern. Ein
feines Mädchen! Je, mein gutes Kind, Kann man dir nahen, ohne viel
zu wagen?
Edrita. Wie meinst du das?
Leon. Je, trifft man ein Geschöpf Von einer neuen, niegesehnen
Gattung, So forscht man wohl, ob es nicht kneipt, nicht sticht, Nicht
kratzt, nicht beißt; zum mind'sten will's die Klugheit.
Edrita. So hältst du uns für Tiere?
Leon. Ei bewahre! Ihr seid ein wackres Völkchen. Doch verzeih! Vom
Tier zum Menschen sind der Stufen viele.
Edrita. Armseliger!
Leon. Sieh, Mädchen, du gefällst mir! Das läßt sich bilden, ich
verzweifle nicht.
Edrita. Weißt du auch, wer ich bin?
Leon. Ja doch, ein Mädchen.
Edrita. Und deines Herrn, des Grafen Kattwald, Tochter.
Leon. Ei, liebes Kind, da bist du nicht gar viel. Ein fränk'scher Bauer
tauschte wahrlich nicht Mit Eures Herren Herrn. Denn unter uns: Ein
Mensch ist um so mehr, je mehr er Mensch. (Mit einem Blick auf die
Umgebung.) Und hier herum mahnt's ziemlich an die Krippe. Doch bist
du hübsch, und Schönheit war und ist So Adelsbrief als Doktorhut den
Weibern.

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