Grafen Gallas.
Nimm
beide fest und und schick sie mir hieher.
Du übernimmst die
spanischen Regimenter,
Machst immer Anstalt und bist niemals fertig,
Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn,
So sagst du Ja und
bleibst gefesselt stehn.
Ich weiß, daß dir ein Dienst damit geschieht,
In diesem Spiel dich müßig zu verhalten.
Du rettest gern, so lang
du kannst, den Schein;
Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab ich diese Rolle für dich ausgesucht,
Du wirst mir durch
dein Nichtstun diesesmal
Am nützlichsten--Erklärt sich unterdessen
Das Glück für mich, so weißt du, was zu tun.
(Max Piccolomini
tritt ein.)
Jetzt, Alter, geh. Du mußt heut nacht noch fort.
Nimm meine eignen
Pferde.--Diesen da
Behalt ich hier--Macht's mit dem Abschied kurz!
Wir werden uns ja, denk ich, alle froh
Und glücklich wiedersehn.
Octavio. (zu seinem Sohn)
Wir sprechen uns noch.
(Geht ab.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Max Piccolomini.
Max. (nähert sich ihm.)
Mein General--
Wallenstein.
Der bin ich nicht mehr,
Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
Max.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Ich hab des Kaisers Dienst entsagt.
Max.
Und willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Vielmehr hoff ich,
Mir's enger noch und fester zu verbinden.
(Er
setzt sich.)
Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's eröffnen,
Als bis des Handelns
Stunde würde schlagen.
Der Jugend glückliches Gefühl ergreift
Das
Rechte leicht, und eine Freude ist's,
Das eigne Urteil prüfend
auszuüben,
Wo das Exempel rein zu lösen ist.
Doch, wo von zwei
gewissen Übeln eins
Ergriffen werden muß, wo sich das Herz
Nicht
ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten,
Da ist es Wohltat,
keine Wahl zu haben,
Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.
--Die
ist vorhanden. Blicke nicht zurück.
Es kann dir nichts mehr helfen.
Blicke vorwärts!
Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln.
--Der Hof
hat meinen Untergang beschlossen,
Drum bin ich willens, ihm
zuvorzukommen.
--Wir werden mit den Schweden uns verbinden.
Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde.
(Hält ein, Piccolominis
Antwort erwartend.)
--Ich hab dich überrascht. Antwort mir nicht.
Ich will dir Zeit
vergönnen, dich zu fassen.
(Er steht auf und geht nach hinten. Max
steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versetzt; wie er
eine Bewegung macht, kömmt Wallenstein zurück und stellt sich vor
ihn.)
Max.
Mein General!--Du machst mich heute mündig.
Denn bis auf diesen
Tag war mir's erspart,
Den Weg mir selbst zu finden und die
Richtung.
Dir folgt' ich unbedingt. Auf dich nur braucht' ich
Zu
sehn und war des rechten Pfads gewiß.
Zum ersten Male heut
verweisest du
Mich an mich selbst und zwingst mich, eine Wahl
Zu
treffen zwischen dir und meinem Herzen.
Wallenstein.
Sanft wiegte dich bis heute dein Geschick,
Du konntest spielend
deine Pflichten üben,
Jedwedem schönen Trieb Genüge tun,
Mit
ungeteiltem Herzen immer handeln.
So kann's nicht ferner bleiben.
Feindlich scheiden
Die Wege sich. Mit Pflichten streiten Pflichten.
Du mußt Partei ergreifen in dem Krieg,
Der zwischen deinem Freund
und deinem Kaiser
Sich jetzt entzündet.
Max.
Krieg! Ist das der Name?
Der Krieg ist schrecklich, wie des Himmels
Plagen,
Doch er ist gut, ist ein Geschick, wie sie.
Ist das ein guter
Krieg, den du dem Kaiser
Bereitest mit des Kaisers eignem Heer?
O Gott des Himmels! was ist das für eine
Veränderung! Ziemt solche
Sprache mir
Mit dir, der wie der feste Stern des Pols
Mir als die
Lebensregel vorgeschienen!
Oh! welchen Riß erregst du mir im
Herzen!
Der alten Ehrfurcht eingewachsnen Trieb
Und des
Gehorsams heilige Gewohnheit
Soll ich versagen lernen deinem
Namen?
Nein! wende nicht dein Angesicht zu mir!
Es war mir
immer eines Gottes Antlitz,
Kann über mich nicht gleich die Macht
verlieren;
Die Sinne sind in deinen Banden noch,
Hat gleich die
Seele blutend sich befreit!
Wallenstein.
Max, hör mich an.
Max.
Oh! tu es nicht! Tu's nicht!
Sieh! deine reinen, edeln Züge wissen
Noch nichts von dieser unglücksel'gen Tat.
Bloß deine Einbildung
befleckte sie,
Die Unschuld will sich nicht vertreiben lassen
Aus
deiner hoheitblickenden Gestalt.
Wirf ihn heraus, den schwarzen
Fleck, den Feind.
Ein böser Traum bloß ist es dann gewesen,
Der
jede sichre Tugend warnt. Es mag
Die Menschheit solche
Augenblicke haben,
Doch siegen muß das glückliche Gefühl.
Nein,
du wirst so nicht endigen. Das würde
Verrufen bei den Menschen
jede große
Natur und jedes mächtige Vermögen,
Recht geben würd'
es dem gemeinen Wahn,
Der nicht an Edles in der Freiheit glaubt
Und nur der Ohnmacht sich vertrauen mag.
Wallenstein.
Streng wird die Welt mich tadeln, ich erwart es.
Mir selbst schon
sagt' ich, was du sagen kannst.
Wer miede nicht, wenn er's umgehen
kann,
Das Äußerste! Doch hier ist keine Wahl,
Ich muß Gewalt
ausüben oder leiden--
So steht der Fall. Nichts anders bleibt mir
übrig.
Max.
Sei's denn! Behaupte dich in deinem Posten
Gewaltsam, widersetze
dich dem Kaiser,
Wenn's sein muß, treib's zur offenen Empörung,
Nicht loben werd ich's, doch ich kann's verzeihn,
Will, was ich nicht
gut heiße, mit dir teilen.
Nur--zum Verräter werde nicht! Das Wort
Ist ausgesprochen. Zum Verräter nicht!
Das ist kein überschrittnes
Maß, kein Fehler,
Wohin der Mut verirrt in seiner Kraft.
Oh! das ist
ganz was anders--das ist schwarz,
Schwarz, wie die Hölle!
Wallenstein. (mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt)
Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,
Das schwer sich handhabt,
wie des Messers Schneide;
Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck
Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.
Gleich heißt ihr alles
schändlich oder würdig,
Bös oder gut--und was die Einbildung
Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen,
Das bürdet sie den
Sachen

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