Venetianische Epigramme

Johann Wolfgang von Goethe
The Project Gutenberg EBook of Venetianische Epigramme, by Johann
Wolfgang Goethe (#34 in our series by Johann Wolfgang Goethe)
Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
copyright laws for your country before downloading or redistributing
this or any other Project Gutenberg eBook.
This header should be the first thing seen when viewing this Project
Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
header without written permission.
Please read the "legal small print," and other information about the
eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
important information about your specific rights and restrictions in how
the file may be used. You can also find out about how to make a
donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since
1971**
*****These eBooks Were Prepared By Thousands of
Volunteers!*****
Title: Venetianische Epigramme
Author: Johann Wolfgang Goethe
Release Date: March, 2004 [EBook #5326]
[Yes, we are more than
one year ahead of schedule]
[This file was first posted on July 1,
2002]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: Windows Codepage 1252

0. START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK,
VENETIANISCHE EPIGRAMME ***
This eBook was prepared by Gunther Olesch, originally created by
Helmut Schulze.
Johann Wolfgang Goethe
Venetianische Epigramme
1795
I-CIII
Von Goethe veröffentliche Epigramme (Text der zweiten
Cotta-Ausgabe der "Werke" von 1815)
CIV-CLIV
Nachgelassene Epigramme (nach der Sophien-Ausgabe
von 1914)
CLV-CLXXXI
Entwürfe und Notizen (nach der Sophien-Ausgabe
von 1914)
<>: die spitzen Klammern enthalten unsichere Lesarten und
Konjekturen
I.
Sarkophagen und Urnen verzierte der Heide mit Leben.
Faunen
tanzen umher, mit der Bacchantinnen Chor
Machen sie bunte Reihe;
der ziegengefüßete Pausback
Zwingt den heiseren Ton wild aus dem
schmetternden Horn.
Cymbeln, Trommeln erklingen; wir sehen und
hören den Marmor. Flatternde Vögel! wie schmeckt herrlich dem
Schnabel die Frucht! Euch verscheuchet kein Lärm, noch weniger
scheucht er den Amor, Der in dem bunten Gewühl erst sich der Fackel
erfreut.
So überwältiget Fülle den Tod; und die Asche da drinnen

Scheint, im stillen Bezirk, noch sich des Lebens zu freun.
So umgebe
denn spät den Sarkophagen des Dichters
Diese Rolle, von ihm
reichlich mit Leben geschmückt.

II.
Kaum an dem blaueren Himmel erblickt' ich die glänzende Sonne,
Reich, vom Felsen herab, Epheu zu Kränzen geschmückt,
Sah den
emsigen Winzer die Rebe der Pappel verbinden,
Ueber die Wiege
Virgils kam mir ein laulicher Wind:
Da gesellten die Musen sich
gleich zum Freunde; wir pflogen Abgeriss'nes Gespräch, wie es den
Wanderer freut.
III.
Immer halt' ich die Liebste begierig im Arme geschlossen,
Immer
drängt sich mein Herz fest an den Busen ihr an,
Immer lehnt mein
Haupt an ihren Knieen, ich blicke
Nach dem lieblichen Mund, ihr
nach den Augen hinauf.
Weichling! schölte mich Einer, und so
verbringst du die Tage? Ach, ich verbringe sie schlimm! Höre nur, wie
mir geschieht: Leider wend' ich den Rücken der einzigen Freude des
Lebens; Schon den zwanzigsten Tag schleppt mich der Wagen dahin.

Vetturine trotzen mir nun, es schmeichelt der Kämm'rer,
Und der
Bediente vom Platz sinnet auf Lügen und Trug.
Will ich ihnen
entgehn, so faßt mich der Meister der Posten, Postillone sind Herrn,
dann die Dogane dazu!
"Ich verstehe dich nicht! du widersprichst dir!
du schienest Paradiesisch zu ruhn, ganz, wie Rinaldo, beglückt."
Ach!
ich verstehe mich wohl: es ist mein Körper auf Reisen, Und es ruhet
mein Geist stets der Geliebten im Schoß.
IV.
Das ist Italien, das ich verließ. Noch stäuben die Wege,
Noch ist der
Fremde geprellt, stell' er sich, wie er auch will. Deutsche Redlichkeit
suchst du in allen Winkeln vergebens;
Leben und Weben ist hier, aber
nicht Ordnung und Zucht;
Jeder sorgt nur für sich, mißtraut dem
Andern, ist eitel,
Und die Meister des Staats sorgen nur wieder für
sich.
Schön ist das Land; doch, ach! Faustinen find' ich nicht wieder.
Das ist Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verließ.

V.
In der Gondel lag ich gestreckt und fuhr durch die Schiffe, Die in dem
großen Kanal, viele befrachtete, stehn.
Mancherley Waare findest du
da für manches Bedürfniß,
Weizen, Wein und Gemüs, Scheite, wie
leichtes Gesträuch.
Pfeilschnell drangen wir durch; da traf ein
verlorener Lorber Derb mir die Wangen. Ich rief: Daphne, verletzest du
mich?
Lohn erwartet' ich eher! Die Nymphe lispelte lächelnd:

Dichter sünd'gen nicht schwer. Leist ist die Strafe. Nur zu!
VI.
Seh' ich den Pilgrim, so kann ich mich nie der Thränen enthalten. O,
wie beseliget uns Menschen ein falscher Begriff!
VII.
Eine Liebe hatt' ich, sie war mir lieber als Alles!
Aber ich hab' sie
nicht mehr! Schweig', und ertrag' den Verlust!
VIII.
Diese Gondel verglich ich der sanft einschaukelnden Wiege,
Und das
Kästchen darauf scheint ein geräumiger Sarg.
Recht so! Zwischen der
Wieg' und dem Sarg wir schwanken und schweben Auf dem großen
Kanal sorglos durch's Leben dahin.
IX.
Feyerlich sehn wir neben dem Doge den Nuncius gehen;
Sie
begraben den Herrn, einer versiegelt den Stein.
Was der Doge sich
denkt, ich weiß es
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 12
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.