1--8. 
B. _Das Epos_: c. 23--c. 24. 
1. Einheit und Umfang des Epos. Vorzüge Homers: c. 23-24, 4. 
2. Einheitliches Versmaß: c. 24, 5. 
3. Weitere homerische Vorzüge: c. 24, 6. 
4. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Epos und Tragödie in der 
Behandlung gleichzeitiger Ereignisse: c. 24, 7. 
5. Homer als Lehrer der zweckmäßigen Lüge (dichterische 
Illusion): c 24, 8. 
6. Das Vernunftwidrige im Epos: c. 24, 9. 
7. Der sprachliche Ausdruck im Epos: c. 24, 10. 
C.[2] Die _fünf Probleme_ (kritischen Einwendungen) in einem 
Dichtwerk und deren _zwölf Lösungen_ (Widerlegungen, 
Rechtfertigungen): c. 25, 1--22. 
(I.) Das _Unmögliche_: 1. Es entspricht dem Zwecke der Kunst. 2. Es 
betrifft Unwesentliches, Zufälliges. (II.) Das Vernunftwidrige oder 
Unwahrscheinliche. 3. Es hätte so sein sollen (Idealisierung). 4. Es 
entspricht dem allgemeinen Glauben. 5. Es ist historisch beglaubigt. 
(III.) Das _moralisch Schädliche_. 6. Der an das Sittliche zu legende 
Maßstab ist ein relativer. (IV.) Das Widerspruchsvolle. 7. Auf Grund 
des dialektischen Verfahrens zu lösen. 
(V.) _Verstoß gegen die Kunstrichtigkeit_. (s. X) 8. Auf Grund der 
Annahme einer Glosse oder Metapher. 9. Der Prosodie (Akzent und 
Spiritus). 10. Der Interpunktion. 11. Der Amphibolie (Doppelsinn). 12. 
Des Sprachgebrauchs.
D. Warum die Tragödie vor dem Epos den Vorzug verdient: c. 26, 
1--9 */ 
* * * * * 
EINLEITUNG 
* * * * * 
1. Die Bedeutung der Poetik. 
Es gibt kein Werk gleich geringen Umfangs, das sich (s. XI) auch nur 
entfernt mit dem Einfluß messen kann, den die aristotelische Poetik 
Jahrhunderte lang ausgeübt hat. Freilich werden wir heute nicht mehr, 
wie einst Lessing, deren Lehren für ebenso unfehlbar halten wie die 
Elemente des Euklid. Im Gegenteil, man wird ohne weiteres zugeben 
müssen, daß für die Dramatiker der Gegenwart--das Epos 
kommt nicht in Betracht da es ganz in dem Roman aufgegangen 
ist--Aristoteles als literarischer Gesetzgeber ein völlig 
überwundener Standpunkt ist. 
Andrerseits ist es aber nicht minder wahr, daß auch heute noch 
niemand der Kenntnis der Poetik schadlos entraten kann, der auch nur 
oberflächlich sich mit den Literaturen, namentlich Italiens, 
Frankreichs und Englands vom 16. bis etwa zur Mitte des 18. Jahrh., 
beschäftigen will. Und ebensowenig darf der Ästhetiker, der 
literarische Kritiker oder Literarhistoriker an diesem Büchlein 
achtlos vorübergehen, sollen seine rein theoretischen Darlegungen 
über viele in das Gebiet der Dichtkunst einschlägige Probleme 
nicht von vornherein einer wichtigen Grundlage entbehren. Was 
vollends dem klassischen Philologen die Poetik des Aristoteles ist und 
stets sein wird, bedarf keines weiteren Wortes. 
* * * * * 
2. Die Poetik im Altertum. 
Unter diesen Umständen mag es auf den ersten Blick sehr befremden,
daß sich im Altertum selbst bisher keine sicheren Spuren einer aus 
erster Hand geschöpften Kenntnis, geschweige denn eines Einflusses 
der aristotelischen (S. XII) Poetik haben nachweisen lassen. Dagegen 
spricht auch nicht eine Anzahl direkter Zitate bei späten Erklärern 
des Aristoteles, zumal man nicht einmal ohne weiteres annehmen darf, 
daß jene Stellen nicht einfach den von ihnen ausgeschriebenen, 
älteren Quellen entlehnt sind. 
Zur Erklärung dieser bemerkenswerten Tatsache mag vielleicht 
folgendes dienen. Zunächst scheint unsere Poetik überhaupt zuerst 
von Andronikos v. Rhodos, einem Zeitgenossen Ciceros, zusammen 
mit anderen Werken des Aristoteles in Rom herausgegeben worden zu 
sein. Horaz, bzw. sein viel älterer Gewährsmann, Neoptolemos v. 
Parion (c. 260 v. Chr.), zeigt trotz mancher sachlichen 
Übereinstimmungen keine direkte Benutzung der Schrift und 
dasselbe gilt von einem uns nur in Bruchstücken erhaltenen, 
umfangreichen Werke "Über die Dichtungen", dessen Verfasser 
Philodemos v. Gadara zum Freundeskreise des Horaz gehörte. 
Sodann brachten die Griechen der römischen Kaiserzeit der Poesie 
überhaupt nicht das geringste Interesse entgegen. Ist uns doch aus 
dieser ganzen Epoche keine einzige Tragödie auch nur dem Titel nach 
bekannt. An die Stelle der Komödie waren der dramatische, aber 
literarisch wertlose Mimus und der Pantomimus getreten und die 
wenigen uns meist erhaltenen Epen, wie die des Oppian, _Quintus 
Smyrnaeus, Claudian, Kolluthos, Triphiodor_, ja selbst des Nonnos, 
stammen aus sehr später Zeit und kommen als echte Kunstwerke 
überhaupt nicht in Betracht, wie sie denn auch von den Lehren des 
Aristoteles keinen Hauch verspüren lassen. Es darf daher nicht 
Wunder nehmen, daß eine wissenschaftliche Technik des Dramas 
und des Epos, wie unsere Poetik, keinerlei Beachtung fand oder finden 
konnte. Diese der Dichtkunst allenthalben entgegengebrachte 
Gleichgültigkeit wird es wohl auch (S. XIII) zum Teil verschuldet 
haben, daß zahlreiche andere literargeschichtliche Werke des 
Aristoteles ganz verloren gingen. So vor allem die "Didaskalien", eine 
vollständige Liste aller in Athen aufgeführten Dramen, der 
reichhaltige Dialog "Über die Dichter" in 3 B., von dem uns noch 
einige Bruchstücke mannigfachen Inhalts erhalten sind, und die
"Pragmateia (Untersuchung der Dichtkunst", in 2 B. In dieser wird 
Aristoteles das, was in dem unvollständig auf uns gekommenen 
Kollegienheft skizzenhaft entworfen oder zwecks weiterer 
mündlicher Ausführung nur angedeutet war, erschöpfend, wie 
wir es bei ihm gewohnt sind, behandelt haben. Unsere Poetik verdankt 
ihre Erhaltung wohl nur dem glücklichen Umstand, daß sie als 
Anhängsel der Rhetorik oder der Logik, die als Schulfächer    
    
		
	
	
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