Schnipsel | Page 9

Cory Doctorow
entfernt hin, was noch immer hie§, dass sie halb auf seinem Scho§ sa§.
ãGott, das mŸssen Trottel sein im WeltraumÒ, ereiferte sich Adrian. ãKannst du nicht
verstehen, dass ich nicht mit dir reden will? Geh weg!Ò
Tina blickte ihn abwŠgend an. ãEins lernen wir im WeltraumÒ, sagte sie, ãund das ist,
das Ende einer schlechten Stimmung auszusitzen. Ich werde nicht gehen, bevor wir die
Gelegenheit hatten zu reden, und wenn du das nicht willst, dann ist das sehr schade. Du
wirst mich nicht los, au§er du schmei§t mich in den See.Ò
Adrian kochte und schloss seine Augen. Er suchte ergebnislos nach einem anstŠndigen
Bootleg, aber in den zwei Wochen, seit die Stichproben seiner Mutter seinen Austausch
eingeschrŠnkt hatten, waren seine Verbindungen ausgetrocknet und abgerissen. Es
konnte Tage in Anspruch nehmen, sie wieder aufzubauen.
ãGutÒ, sagte er schlie§lich. ãSag, was du zu sagen hast und geh, in Ordnung?Ò
ãSchalte den šffentlichen Zugang einÒ, sagte Tina. Adrian fing an zu protestieren, aber
sie fixierte ihn mit ihrem starren Blick. ãTu esÒ, sagte sie bestimmt.
Adrian seufzte dramatisch und schloss seine Augen, dann sah er zu, wie all die Bootlegs,
die er bei ihr abgelegt hatte, in seinen Speicher zurŸckgespielt wurden. Alles! ãDankeÒ,
sagte er vorsichtig. ãWas geht hier vor? Deponierst du Beweise, bevor du mich
meldest?Ò
Sie schŸttelte den Kopf. ãIch schŠtze, das verdiene ich. Da ist noch einesÒ, sagte sie.
Und ein Dateiname erschien auf seinem HUD.

ãWas ist das?Ò, sagte er.
ãVersuch es einfachÒ, sagte sie.
Er lie§ es laufen und backte es, dann grunzte er schockiert. Es war Nestors Backup,
komplett und vollstŠndig, Jahrhunderte des Lebens, das sich bis zum heutigen Tag
erstreckte. Da war Tina in den Erinnerungen, ihre Geburt im Schiff, ihr Heranwachsen.
Da waren die Reise, der lange vergebliche Trip und die lange Heimkehr. Die neuen
Erinnerungen waren spiegelhell und kalt wie das All, all die VitalitŠt und Leidenschaft
verflossen, mit nichts als einem quŠlenden Warten an ihrer Statt.
Er šffnete die Augen. ãWo -Ò, fing er an, konnte den Satz jedoch nicht beenden. Er
machte eine Geste in ihre Richtung.
Sie grinste ironisch. ãIch habe es vom SchiffÒ, sagte sie. ãIch habe noch immer Zugang
zu den Service-Dateien. Es ist erst hinter Pluto, auf dem Weg durchs All auf einer neuen
Mission. Das hat die †bertragung etwas kompliziert gemacht, aber ich habÕs
fertiggebracht.Ò
ãDankeÒ, sagte er.
Sie neigte ihren Kopf. ãDanke nicht mirÒ, sagte sie.
Es sickerte jetzt ein, diese HŠrte, das Warten, die kommenden Jahrhunderte vor sich,
dumpf und ununterscheidbar von den vergangenen, keine Hoffnung, dass das je endete.
Das jŠmmerliche, unheilvolle Wissen, dass nur noch mehr davon kommen wŸrde, mehr
und mehr, fŸr immer, und keine Pause der Monotonie. Es breitete sich Ÿber ihn wie ein
bleiernes Gewicht, alles begrabend, sogar den Zorn auf seine Mutter. Endlose Tage des
†berflusses ...
ãWie wurde er so, so -Ò
ãWir nannten ihn ÔausgetrocknetÕÒ, sagte Tina. ãDie Eltern im Schiff wollten die
Kinder nicht in seiner NŠhe haben, also sind wir natŸrlich hinŸber geschlichen, um ihn
zu treffen, wann immer wir konnten. Er hatte keine VerjŸngung seit, ah, Ewigkeiten, und
schaut aus wie ein silbernes Skelett. Wir lšcherten ihn mit Fragen und er starrte und
starrte nur vor sich hin, dann sagte er schlie§lich irgendetwas so erstaunlich
Deprimierendes.Ò
ãAber wie? Er war so, so Ð leidenschaftlich. Er hat in mir das GefŸhl geweckt, als gŠbe
es eine Chance, als kšnnte ich etwas verŠndernÒ, sagte Adrian. Das erste Bootleg musste
aus der Zeit stammen, bevor das Schiff gestartet war, ein relatives Jahrhundert frŸher. Es
war in Mohans Honigtopf (Anm.: etwa ãDatenfalleÒ) gelandet, als das Schiff
zurŸckkehrte und Nestor ein frisches Backup machte.
Tina zuckte die Achseln. ãDer Weltraum verŠndert die MenschenÒ, sagte sie einfach.
ãDie Zeit auch. Er ist jetzt fast 400, wei§t du. Meine Eltern nannten ihn post-human. Du
wei§t, was nach den Menschen kommt. Das ist der Grund, warum wir nicht wieder

ausschifften Ð sie wollen nicht, dass ihnen dasselbe passiert. Nestor war nicht der
einzige.Ò
Adrian schauderte es. Ein Schiff voller Leute wie dieses, zusammengeschwei§t fŸr Jahre
in Quartieren, die enger waren als alle, die er auf der Erde kannte ...
ãDu siehst, warum ich nicht wollte, dass du ihn triffstÒ, sagte sie.
ãOh, ich kann auf mich selbst aufpassenÒ, sagte er. ãDu hŠttest dir um mich keine
Sorgen machen mŸssen.Ò
Sie warf ihm einen weiteren spšttischen Blick zu. Ihr Blick war jetzt natŸrlicher, weniger
unirdisch. Auch ihre Haut hatte einen menschlicheren Teint angenommen. ãIch war nicht
deinetwegen besorgtÒ, sagte sie. ãIch habe mir um Nestor Sorgen gemacht! Er ist die
meiste Zeit okay, aber wenn du ihn dazu bringst, Ÿber die alten Zeiten zu reden, bricht er
einfach zusammen. Du hast noch nie jemand so Tristen gesehen. Armer alter NestorÒ,
sagte sie gefŸhlvoll.
ãSag, ich habe da noch eines, wenn du interessiert bistÒ, sagte sie.
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