Anruf beruhigen, wenn
dieser mitteilte, dass er fŸr das Sommersemester an der Abteilung fŸr Angewandte
Mathematik an der UniversitŠt Toronto zugelassen war. Sie aber wurde den Verdacht
nicht los, dass er etwas Ungutes im Schilde fŸhrte.
Mohans Theorie war, dass sie sich mit dem Stigma fast schon abgefunden hatte, einen der
Million zu bemuttern. Nun hatte sie Angst, er wŸrde etwas tun, was neue Schande auf sie
herabregnen lie§.
Also gingen die routinemЧigen Kontrollen seiner Dateien weiter, jeden Tag zu einer
anderen Zeit. Adrian blitzbackte kaum in der nŠchsten Woche, er fiel in einen ru§igen,
hyperrealen Zustand, des Zugangs zu anderen Bewusstseinsinhalten beraubt. Es war nicht,
dass die Bitchun-Gesellschaft Grund hatte, sich zu beschweren: Essen, Wohnraum,
Unterhaltung, Reisen, Kommunikation Ð alles kostenlos verfŸgbar. Keine Krankheit, die
nicht mittels VerjŸngung zu kurieren war, oder, wenn dies fehlschlug, mittels
Auffrischung von einem Backup in einen neuen Klon. Aber es blieben noch drei Monate,
bis sein Studium begann. Drei Monate, in denen er keine Polemiken mit Mohan
austauschen konnte, in denen er die wundervollen Bewusstseinsinhalte, die er durch
Mohan erlangt hatte, nicht aufrollen, sich ins Gehirn rammen konnte.
Nach einer Woche war er eindeutig meschugge, bereit, sich bis zum Studienbeginn
einfrieren zu lassen. In den raren Stunden, in denen er und Mohan gleichzeitig wach und
online waren, konnte er remote auf Mohans System arbeiten. Allerdings machte es die
Verzšgerung der zusammengeschusterten Verbindung so schmerzhaft, dass er es kaum
aushielt.
Die Rettung kam zehn Tage nach seiner Aufnahme.
Er war unterwegs zu seinem privaten Platz, als es passierte. Er taute am Bordstein
au§erhalb der Union Station auf und kaute gedankenversunken sein Routing-Etikett, als
er von einer Fremden angesprochen wurde. Die Frau war scheinbare 17 und eine schnelle
†berprŸfung ihrer šffentlichen ID bestŠtigte, dass sie tatsŠchlich 17 war, ein weiteres
Mitglied der Million, eine Nadel im demographischen Heuhaufen. Sie schlich sich an ihn
heran, als er reumŸtig durch die šffentlichen Verzeichnisse blŠtterte, in denen er seine
Raubkopien abgelegt hatte, als seine Mutter sich das letzte Mal auf Zehenspitzen durch
sein Bewusstsein geschlichen hatte, aus den Fetzen seiner Sammlung bergend, was
mšglich war. Sie trug eine Kutte wie die seine und hatte merkwŸrdige, entfernt asiatisch
anmutende GesichtszŸge, mit rundem Gesicht und flacher Nase, ihre Haut jedoch hatte
einen hellen, beinahe papierwei§en Teint. Sie tippte ihm auf die Schulter und sprach laut,
eine klare, junge Stimme, die sich von dem murmelnden wei§en Rauschen der
subvokalisierenden Menge abhob.
ãHe, du!Ò, sagte sie. Einige Leute drehten sich um und gafften, ihre Augen schnellten zu
ihren HUDs hoch, wo sie Whuffie und Kennzeichnung des Paares ŸberprŸften.
ãHalloÒ, sagte Adrian.
ãIch hei§e TinaÒ, sagte sie. Sie sprach in den lang gedehnten Vokalen des Alls, die
Sprache eines AusflŸglers im dunklen Nichts des interstellaren Raumes, der durch die
Abenteuerfilme im Netz dŸst.
ãAdrianÒ, sagte er und streckte seine Hand aus.
Sie kicherte. ãWow, ihr macht das wirklich, hm?Ò
ãWas?Ò
ãHŠnde schŸtteln! Ich habe es in Historicals gesehen, aber nie im richtigen Leben.Ò Sie
schŸttelte seine Hand, fester als es notwendig war. ãIch freue mich, deine Bekanntschaft
zu machen, Adrian. Was machst du?Ò
ãWas?Ò, fragte er nochmals.
ãDu wei§t schon, was ist deine Rolle? Ich habe bei den Hydrokulturen ausgeholfen,
bevor wir herkamen. Jetzt sagen meine Leute, ich muss etwas Neues finden. Was machst
du?Ò
ãUhÒ, sagte Adrian. Sie war eine AusflŸglerin, frisch zurŸck vom Weltraum,
wahrscheinlich war sie auf der Aristide Interplanetary nšrdlich der Stadt gelandet. Er
wusste nicht viel von AusflŸglern, aber er wusste, dass ihre Version der
Bitchun-Gesellschaft etwas abseits des Standards lag. ãIch bin StudentÒ, sagte er.
ãWow!Ò, sagte sie. ãVollzeit? Was studierst du?Ò
ãAngewandte Mathematik an der Uni Toronto. Bald zumindestÒ, korrigierte er sich,
ãdiesen Sommer.Ò
Ihr Gesicht verdunkelte sich, wŠhrend sie dies verdaute. ãWie lange wird das dauern?Ò
ãEs ist ein vierjŠhriges Studium.Ò
ãVier Jahre?Ò, sagte sie, geschockt.
ãJa.Ò
ãDas ist eine lange Zeit! Wer macht deinen Job, wenn du aufhšrst?Ò
ãWelchen Job?Ò, fragte Adrian. Er war sich nicht sicher, wie er in diese Konversation
gezogen worden war, aber er erfreute sich in einer desorientierenden Weise daran.
ãDen Job, den du jetzt machstÒ, sagte sie, als ob sie einem Idioten etwas erklŠren
wŸrde.
Er fischte nach Worten, beobachtete, wie es ihr dŠmmerte. ãDu machst gar nichts zur
Zeit, oder?Ò
Er grinste. ãNicht wirklich, nein.Ò
Sie klatschte in die HŠnde. ãIhr Leute seid echt abgefahren, wei§t du das? Was machst
du den ganzen Tag, wenn du nicht arbeitest?Ò
Adrian šffnete den Mund, sie sah ihn mit einer solchen Treuherzigkeit an, dass er eine
unbesonnene und wundervolle Entscheidung traf.
ãIch werde es dir zeigenÒ, sagte er und schlug die Richtung zu den FŠhrendocks ein.
Es war schwierig, zwei Leute in die Boje zu quetschen, doch mit einigem Erršten und
unabsichtlichen Hand- und EllbogenberŸhrungen schafften sie es, hineinzuklettern.
Adrians bisherige sexuelle Erfahrungen waren rein teledildonisch und die Wirklichkeit
dieser engen NŠhe zu

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