hernachmals wohl über hundert Mal: Eine Ratte! Eine 
Ratte! denn sie meinte nicht anders, es nistelte eine Ratte bei ihr unten 
zu ihren Füßen. Ich war aber her und kroch sehr artig an meiner Frau 
Mutter hinauf, guckte bei ihr oben zum Deckbett heraus und sagte: 
Frau Mutter, Sie fürchte sich nur nicht, ich bin keine Ratte, sondern ihr 
lieber Sohn; daß ich aber so frühzeitig bin auf die Welt gekommen, hat 
solches eine Ratte verursacht. Als dieses meine Frau Mutter hörte, Ei 
sapperment! wie war sie froh, daß ich so unvermutet war auf die Welt 
gekommen, daß sie ganz nichts davon gewußt hatte. Indem sie sich nun 
so mit mir eine gute Weile in ihren Armen gehätschelt hatte, stund sie 
mit mir auf, zog mir ein weiß Hemde an und rief die Mietsleute im 
ganzen Hause zusammen, welche mich alle miteinander höchst 
verwundernd ansahen und wußten nicht, was sie aus mir machen 
sollten, weil ich schon so artig schwatzen kunnte. Herr Gerge, meiner 
Frau Mutter damaliger Präzeptor, meinte, ich wäre gar von dem bösen 
Geiste besessen, denn sonst könnte es unmöglich von rechten Dingen 
mit mir zugehen, und er wollte denselben bald von mir austreiben. Lief 
hierauf eiligst in seine Studierstube und brachte ein groß Buch unter 
dem Arme geschleppt, damit wollte er den bösen Geist nun von mir 
treiben. Er machte in die Stube einen großen Kreis mit Kreide, schrieb 
einen Haufen kauderwelsche Buchstaben hinein und machte hinter und 
vor sich ein Kreuz, trat hernachmals in den Kreis hinein und fing 
folgendes an zu reden:
[1] Hafenstadt in der Bretagne. 
[2] der Teufel hole mich. 
Hokus pokus schwarz und weiß, Fahre stracks auf mein Geheiß Schuri 
muri aus dem Knaben, Weils Herr Gerge so will haben. 
Wie Herr Gerge diese Worte gesprochen hatte, fing ich zu ihm an und 
sagte: Mein lieber Herr Präzeptor, warum nehmet Ihr doch solche 
Köckelpossen vor und vermeinet, ich sei von dem bösen Geiste 
besessen; wenn Ihr aber wissen wolltet, was die Ursache wäre, daß ich 
flugs habe reden lernen und weswegen ich so frühzeitig bin auf die 
Welt gekommen, Ihr würdet wohl solche närrische Händel mit Eurem 
Hokuspokus nicht vorgenommen haben. Als sie mich dieses nun so 
reden höreten, O sapperment! was erweckte es vor Verwunderung vor 
den Leuten im Hause. Herr Gerge stund, der Tebel hol mer, da in 
seinem Kreise mit Zittern und Beben, daß auch die um ihn 
Herumstehenden alle aus der Luft mutmaßen kunnten, der Herr 
Präzeptor müßte wohl in keinem Rosengarten stehn. 
Ich kunnte aber seinen erbärmlichen Zustand nicht länger mit ansehen, 
sondern fing da an, meine wunderliche Geburt zu erzählen, und wie es 
niemand anders als diejenige Ratte verursacht hätte, welche das seidene 
Kleid zerfressen, daß ich so frühzeitig auf die Welt gekommen wäre 
und flugs reden können. Nachdem ich nun mit vielen Umständen den 
sämtlichen Hausgenossen die ganze Begebenheit von der Ratte erzählt 
hatte, so glaubten sie hernach allererst, daß ich meiner Frau Mutter ihr 
Sohn wäre. Herr Gerge aber, der schämte sich wie ein Hund, daß er 
meinetwegen solche Narrenpossen vorgenommen hatte und vermeint, 
ein böser Geist müßte aus mir reden. Er war her, löschte seinen 
Hokuspokuskreis wieder aus, nahm sein Buch und ging stillschweigend 
immer zur Stubentüre hinaus. Wie auch die Leute hernach alle mit mir 
taten, und mich zu herzten und zu poßten, weil ich so ein schöner Junge 
war und mit ihnen flugs schwatzen kunnte, das wäre, der Tebel hol mer, 
auf keine Kuhhaut zu schreiben; ja sie machten auch alle miteinander 
flugs Anstalt, daß mir selben Tag noch bei großer Menge Volks der 
vortreffliche Name Schelmuffsky beigelegt wurde. Den zehnten Tag 
nach meiner wunderlichen Geburt lernte ich allmählich, wiewohl etwas
langsam, an den Bänken gehn, denn ich war ganz malade, weil ich auf 
der Welt gar noch nichts weder gefressen noch gesoffen hatte. Was trug 
sich zu? Meine Frau Mutter, die hatte gleich selben Tag ein groß Faß 
voll Ziegenmolken auf der Ofenbank stehn; über dasselbe gerate ich so 
ohngefähr und titsche mit dem Finger hinein und koste es. Weil mir das 
Zeug nun sehr wohl schmeckte, kriegte ich das ganze Faß bei dem 
Leibe und soffs, der Tebel hol mer, halb aus. Wovon ich hernach ganz 
lebend wurde und zu Kräften kam. Als meine Frau Mutter sah, daß mir 
das Ziegenmolken so wohl bekam, war sie her und kaufte hernach noch 
eine Ziege, denn eine hatte sie schon, die mußten mich also bis in das 
zwölfte Jahr meines Alters mit lauter solchem Zeuge ernähren und 
auferziehen. Ich kanns wohl sagen, daß ich denselben Tag, als ich 
gleich zwölf Jahr alt war, der Tebel hol mer, Speck ellendicke auf 
meinem Rücken hatte, so fett war ich von dem Ziegenmolken 
geworden. Bei Anfange des dreizehnten Jahres lernte ich auch alle 
sachte die gebratenen Kramsvögelchen und die jungen gespickten 
Hühnerchen abknaupeln, welche mir endlich    
    
		
	
	
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