Um zum eigentlichen Wissen zu werden, oder das 
Element der Wissenschaft, was ihr reiner Begriff ist, zu erzeugen, hat 
er durch einen langen Weg sich hindurchzuarbeiten.--Dieses Werden, 
wie es in seinem Inhalte und den Gestalten, die sich in ihm zeigen, 
aufgestellt ist, erscheint als etwas anderes denn als die Anleitung des 
unwissenschaftlichen Bewußtseins zur Wissenschaft; auch etwas 
anderes als die Begründung der Wissenschaft;--so ohnehin, als die
Begeisterung, die wie aus der Pistole mit dem absoluten Wissen 
unmittelbar anfängt, und mit andern Standpunkten dadurch schon fertig 
ist, daß sie keine Notiz davon zu nehmen erklärt. 
Die Aufgabe aber, das Individuum von seinem ungebildeten 
Standpunkte aus zum Wissen zu führen, war in ihrem allgemeinen Sinn 
zu fassen, und das allgemeine Individuum, der Weltgeist, in seiner 
Bildung zu betrachten.--Was das Verhältnis beider betrifft, so zeigt sich 
in dem allgemeinen Individuum jedes Moment, wie es die konkrete 
Form und eigne Gestaltung gewinnt. Das besondre Individuum aber ist 
der unvollständige Geist, eine konkrete Gestalt, deren ganzes Dasein 
einer Bestimmtheit zufällt, und worin die andern nur in vermischten 
Zügen vorhanden sind. In dem Geiste, der höher steht als ein anderer, 
ist das niedrigere konkrete Dasein zu einem unscheinbaren Momente 
herabgesunken; was vorher die Sache selbst war, ist nur noch eine Spur; 
ihre Gestalt ist eingehüllt und eine einfache Schattierung geworden. 
Diese Vergangenheit durchläuft das Individuum, dessen Substanz der 
höherstehende Geist ist, auf die Art, wie der eine höhere Wissenschaft 
vornimmt, die Vorbereitungskenntnisse, die er längst innehat, um sich 
ihren Inhalt gegenwärtig zu machen, durchgeht; er ruft die Erinnerung 
desselben zurück, ohne darin sein Interesse und Verweilen zu haben. 
So durchlauft jeder einzelne auch die Bildungsstufen des allgemeinen 
Geistes, aber als vom Geiste schon abgelegte Gestalten, als Stufen 
eines Wegs, der ausgearbeitet und geebnet ist; wie wir in Ansehung der 
Kenntnisse das, was in frühern Zeitaltern den reifen Geist der Männer 
beschäftigte, zu Kenntnissen, Übungen und selbst Spielen des 
Knabensalters herabgesunken sehen, und in dem pädagogischen 
Fortschreiten die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Geschichte der 
Bildung der Welt erkennen werden. Dies vergangne Dasein ist schon 
erworbnes Eigentum des allgemeinen Geistes, der die Substanz des 
Individuums oder seine unorganische Natur ausmacht.--Die Bildung 
des Individuums in dieser Rücksicht besteht, von seiner Seite aus 
betrachtet, darin, daß es dies Vorhandne erwerbe, seine unorganische 
Natur in sich zehre und für sich in Besitz nehme. Dies ist aber 
ebensosehr nichts anders, als daß der allgemeine Geist oder die 
Substanz sich ihr Selbstbewußtsein gibt, oder ihr Werden und 
Reflexion in sich. 
Die Wissenschaft stellt diese bildende Bewegung sowohl in ihrer
Ausführlichkeit und Notwendigkeit, als das, was schon zum Momente 
und Eigentum des Geists herabgesunken ist, in seiner Gestaltung dar. 
Das Ziel ist die Einsicht des Geistes in das, was das Wissen ist. Die 
Ungeduld verlangt das Unmögliche, nämlich die Erreichung des Ziels 
ohne die Mittel. Einesteils ist die _Länge_ dieses Wegs zu ertragen, 
denn jedes Moment ist notwendig,--andernteils bei jedem sich zu 
verweilen, denn jedes ist selbst eine individuelle ganze Gestalt, und 
wird nur absolut betrachtet, insofern seine Bestimmtheit als Ganzes 
oder Konkretes, oder das Ganze in der Eigentümlichkeit dieser 
Bestimmung betrachtet wird.--Weil die Substanz des Individuums, weil 
der Weltgeist die Geduld gehabt, diese Formen in der langen 
Ausdehnung der Zeit zu durchgehen und die ungeheure Arbeit der 
Weltgeschichte zu übernehmen, und weil er durch keine geringere das 
Bewußtsein über sich erreichen konnte, so kann zwar das Individuum 
nicht mit weniger seine Substanz begreifen. Inzwischen hat es zugleich 
geringere Mühe, weil an sich dies vollbracht,--der Inhalt schon die zur 
Möglichkeit getilgte Wirklichkeit und die bezwungne Unmittelbarkeit 
ist. Schon ein Gedachtes, ist er Eigentum der Individualität; es ist nicht 
mehr das Dasein in das _An-sich-sein_, sondern nur _das An-sich_ in 
die Form des _Für-sich_-seins umzukehren, dessen Art näher zu 
bestimmen ist. 
Was dem Individuum an dieser Bewegung erspart ist, ist das Aufheben 
des _Daseins_; was aber noch übrig ist, ist die Vorstellung und die 
Bekanntschaft mit den Formen. Das in die Substanz zurückgenommne 
Dasein ist durch jene erste Negation nur erst unmittelbar in das 
Element des Selbsts versetzt; es hat also noch denselben Charakter der 
unbegriffnen Unmittelbarkeit oder unbewegten Gleichgültigkeit als das 
Dasein selbst, oder es ist nur in die Vorstellung übergegangen. 
--Zugleich ist es dadurch ein Bekanntes, ein solches, mit dem der Geist 
fertig geworden, worin daher seine Tätigkeit und somit sein Interesse 
nicht mehr ist. Wenn die Tätigkeit, die mit dem Dasein fertig wird, die 
unmittelbare oder daseiende Vermittlung, und hiemit die Bewegung 
nur des besondern sich nicht begreifenden Geistes ist, so ist dagegen 
das Wissen gegen die hiedurch zustande gekommne Vorstellung, gegen 
dies Bekanntsein gerichtet, ist das Tun des allgemeinen Selbsts und das 
Interesse des Denkens. 
Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt.
Es ist die gewöhnlichste Selbsttäuschung wie Täuschung anderer, beim 
Erkennen etwas als bekannt vorauszusetzen, und es sich ebenso 
gefallen zu lassen; mit allem Hin- und Herreden kommt solches    
    
		
	
	
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