und andere Berufsarbeiten, Akademien, Proben und 
dergleichen abgemüdet, nach frischem Atem schmachtete, war den 
erschlafften Nerven häufig nur in neuer Aufregung eine scheinbare 
Stärkung vergönnt. Seine Gesundheit wurde heimlich angegriffen, ein 
je und je wiederkehrender Zustand von Schwermut wurde, wo nicht 
erzeugt, doch sicherlich genährt an eben diesem Punkt und so die 
Ahnung eines frühzeitigen Todes, die ihn zuletzt auf Schritt und Tritt 
begleitete, unvermeidlich erfüllt. Gram aller Art und Farbe, das Gefühl 
der Reue nicht ausgenommen, war er als eine herbe Würze jeder Lust 
auf seinen Teil gewöhnt. Doch wissen wir, auch diese Schmerzen 
rannen abgeklärt und rein in jenem tiefen Quell zusammen, der, aus 
hundert goldenen Röhren springend, im Wechsel seiner Melodien 
unerschöpflich, alle Qual und alle Seligkeit der Menschenbrust 
ausströmte. 
Am offenbarsten zeigten sich die bösen Wirkungen der Lebensweise 
Mozarts in seiner häuslichen Verfassung. Der Vorwurf törichter, 
leichtsinniger Verschwendung lag sehr nahe; er mußte sich sogar an 
einen seiner schönsten Herzenszüge hängen. Kam einer, in dringender 
Not ihm eine Summe abzuborgen, sich seine Bürgschaft zu erbitten, so 
war meist schon darauf gerechnet, daß er sich nicht erst lang nach 
Pfand und Sicherheit erkundigte; dergleichen hätte ihm auch in der Tat 
so wenig als einem Kinde angestanden. Am liebsten schenkte er gleich 
hin, und immer mit lachender Großmut, besonders wenn er meinte, 
gerade Überfluß zu haben. 
Die Mittel, die ein solcher Aufwand neben dem ordentlichen 
Hausbedarf erheischte, standen allerdings in keinem Verhältnis mit den 
Einkünften. Was von Theatern und Konzerten, von Verlegern und
Schülern einging, zusamt der kaiserlichen Pension, genügte um so 
weniger, da der Geschmack des Publikums noch weit davon entfernt 
war, sich entschieden für Mozarts Musik zu erklären. Diese lauterste 
Schönheit, Fülle und Tiefe befremdete gemeinhin gegenüber der bisher 
beliebten, leicht faßlichen Kost. Zwar hatten sich die Wiener an 
>Belmonte und Konstanze< - dank den populären Elementen dieses 
Stücks - seinerzeit kaum ersättigen können, hingegen tat, einige Jahre 
später, >Figaro<, und sicher nicht allein durch die Intrigen des 
Direktors, im Wettstreit mit der lieblichen, doch weit geringeren >Cosa 
rara< einen unerwarteten, kläglichen Fall; derselbe >Figaro<, den 
gleich darauf die gebildeten oder unbefangenern Prager mit solchem 
Enthusiasmus aufnahmen, daß der Meister in dankbarer Rührung 
darüber seine nächste große Oper eigens für sie zu schreiben beschloß. 
- Trotz der Ungunst der Zeit und dem Einfluß der Feinde hätte Mozart 
mit etwas mehr Umsicht und Klugheit noch immer einen sehr 
ansehnlichen Gewinn von seiner Kunst gezogen: so aber kam er selbst 
bei jenen Unternehmungen zu kurz, wo auch der große Haufen ihm 
Beifall zujauchzen mußte. Genug, es wirkte eben alles, Schicksal und 
Naturell und eigene Schuld, zusammen, den einzigen Mann nicht 
gedeihen zu lassen. 
Welch einen schlimmen Stand nun aber eine Hausfrau, sofern sie ihre 
Aufgabe kannte, unter solchen Umständen gehabt haben müsse, 
begreifen wir leicht. Obgleich selbst jung und lebensfroh, als Tochter 
eines Musikers ein ganzes Künstlerblut, von Hause aus übrigens schon 
an Entbehrungen gewöhnt, bewies Konstanze allen guten Willen, dem 
Unheil an der Quelle zu steuern, manches Verkehrte abzuschneiden 
und den Verlust im Großen durch Sparsamkeit im Kleinen zu ersetzen. 
Nur eben in letzterer Hinsicht vielleicht ermangelte sie des rechten 
Geschicks und der frühern Erfahrung. Sie hatte die Kasse und führte 
das Hausbuch; jede Forderung, jede Schuldmahnung, und was es 
Verdrießliches gab, ging ausschließlich an sie. Da stieg ihr wohl 
mitunter das Wasser an die Kehle, zumal wenn oft zu dieser 
Bedrängnis, zu Mangel, peinlicher Verlegenheit und Furcht vor 
offenbarer Unehre, noch gar der Trübsinn ihres Mannes kam, worin er 
tagelang verharrte, untätig, keinem Trost zugänglich, indem er mit 
Seufzen und Klagen neben der Frau oder stumm in einem Winkel vor 
sich hin den einen traurigen Gedanken, zu sterben, wie eine endlose
Schraube verfolgte. Ihr guter Mut verließ sie dennoch selten, ihr heller 
Blick fand meist, wenn auch nur auf einige Zeit, Rat und Hülfe. Im 
wesentlichen wurde wenig oder nichts gebessert. Gewann sie ihm mit 
Ernst und Scherz, mit Bitten und Schmeicheln für heute soviel ab, daß 
er den Tee an ihrer Seite trank, sich seinen Abendbraten daheim bei der 
Familie schmecken ließ, um nachher nicht mehr auszugehen, was war 
damit erreicht? Er konnte wohl einmal, durch ein verweintes Auge 
seiner Frau plötzlich betroffen und bewegt, eine schlimme Gewohnheit 
aufrichtig verwünschen, das Beste versprechen, mehr als sie verlangte, 
- umsonst, er fand sich unversehens im alten Fahrgeleise wieder. Man 
war versucht zu glauben, es habe anders nicht in seiner Macht 
gestanden, und eine völlig veränderte Ordnung nach unsern Begriffen 
von dem, was allen Menschen ziemt und frommt, ihm irgendwie 
gewaltsam aufgedrungen, müßte das wunderbare Wesen geradezu 
selbst aufgehoben haben. 
Einen günstigen Umschwung der Dinge hoffte Konstanze doch stets 
insoweit, als derselbe von außen her möglich war: durch eine 
gründliche Verbesserung ihrer ökonomischen Lage, wie solche bei dem 
wachsenden Ruf ihres Mannes nicht ausbleiben könne. Wenn erst, so 
meinte sie, der stete Druck wegfiel, der sich auch ihm, bald    
    
		
	
	
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