Wirt Nicht doch, nicht doch!--Geschwind noch eins; auf einem Beine 
ist nicht gut stehen. 
Just (nachdem er getrunken). Das muß ich sagen: gut, sehr gut!--Selbst 
gemacht, Herr Wirt?-- 
Wirt Behüte! veritabler Danziger! echter, doppelter Lachs! 
Just Sieht Er, Herr Wirt; wenn ich heucheln könnte, so würde ich für so 
was heucheln; aber ich kann nicht; es muß raus:--Er ist doch ein 
Grobian, Herr Wirt! 
Wirt In meinem Leben hat mir das noch niemand gesagt.--Noch eins, 
Herr Just; aller guten Dinge sind drei! 
Just Meinetwegen! (Er trinkt.) Gut Ding, wahrlich gut Ding!--Aber 
auch die Wahrheit ist gut Ding.--Herr Wirt, Er ist doch ein Grobian! 
Wirt Wenn ich es wäre, würde ich das wohl so mit anhören? 
Just O ja, denn selten hat ein Grobian Galle. 
Wirt Nicht noch eins, Herr Just? Eine vierfache Schnur hält desto 
besser. 
Just Nein, zu viel ist zu viel! Und was hilft's Ihn, Herr Wirt? Bis auf 
den letzten Tropfen in der Flasche würde ich bei meiner Rede bleiben. 
Pfui, Herr Wirt, so guten Danziger zu haben und so schlechte Mores!-- 
Einem Manne wie meinem Herrn, der Jahr und Tag bei Ihm gewohnt, 
von dem Er schon so manchen schönen Taler gezogen, der in seinem 
Leben keinen Heller schuldig geblieben ist; weil er ein paar Monate her 
nicht prompt bezahlt, weil er nicht mehr so viel aufgehen läßt--in der 
Abwesenheit das Zimmer auszuräumen! 
Wirt Da ich aber das Zimmer notwendig brauchte? da ich voraussähe, 
daß der Herr Major es selbst gutwillig würde geräumt haben, wenn wir
nur lange auf seine Zurückkunft hätten warten können? Sollte ich denn 
so eine fremde Herrschaft wieder von meiner Türe wegfahren lassen? 
Sollte ich einem andern Wirte so einen Verdienst mutwillig in den 
Rachen jagen? Und ich glaube nicht einmal, daß sie sonstwo 
unterkommen wäre. Die Wirtshäuser sind jetzt alle stark besetzt. Sollte 
eine so junge, schöne, liebenswürdige Dame auf der Straße bleiben? 
Dazu ist Sein Herr viel zu galant! Und was verliert er denn dabei? Habe 
ich ihm nicht ein anderes Zimmer dafür eingeräumt? 
Just Hinten an dem Taubenschlage; die Aussicht zwischen des 
Nachbars Feuermauern-- 
Wirt Die Aussicht war wohl sehr schön, ehe sie der verzweifelte 
Nachbar verbaute. Das Zimmer ist doch sonst galant und tapeziert-- 
Just Gewesen! 
Wirt Nicht doch, die eine Wand ist es noch. Und Sein Stübchen 
darneben, Herr Just; was fehlt dem Stübchen? Es hat einen Kamin, der 
zwar im Winter ein wenig raucht-- 
Just Aber doch im Sommer recht hübsch läßt.--Herr, ich glaube gar, Er 
vexiert uns noch obendrein?-- 
Wirt Nu, nu, Herr Just, Herr Just-- 
Just Mache Er Herr Justen den Kopf nicht warm, oder-- 
Wirt Ich macht' ihn warm? der Danziger tut's!-- 
Just Einen Offizier wie meinen Herrn! Oder meint Er, daß ein 
abgedankter Offizier nicht auch ein Offizier ist, der Ihm den Hals 
brechen kann? Warum waret ihr im Kriege so geschmeidig, ihr Herren 
Wirte? Warum war denn da jeder Offizier ein würdiger Mann und jeder 
Soldat ein ehrlicher, braver Kerl? Macht euch das bißchen Friede schon 
so übermütig? 
Wirt Was ereifert Er sich nun, Herr Just?--
Just Ich will mich ereifern.-- 
 
3. Szene 
(v. Tellheim. Der Wirt. Just.) 
Tellheim (im Hereintreten). Just! 
Just (in der Meinung, daß ihn der Wirt nenne). Just?--So bekannt sind 
wir?-- 
Tellheim Just! 
Just Ich dächte, ich wäre wohl Herr Just für Ihn! 
Wirt (der den Major gewahr wird). St! st! Herr, Herr, Herr Just--seh Er 
sich doch um; Sein Herr-- 
Tellheim Just, ich glaube, du zankst? Was habe ich dir befohlen? 
Wirt Oh, Ihro Gnaden! zanken? da sei Gott vor! Ihr untertänigster 
Knecht sollte sich unterstehen, mit einem, der die Gnade hat, Ihnen 
anzugehören, zu zanken? 
Just Wenn ich ihm doch eins auf den Katzenbuckel geben dürfte!-- 
Wirt Es ist wahr, Herr Just spricht für seinen Herrn, und ein wenig 
hitzig. Aber daran tut er recht; ich schätze ihn um so viel höher; ich 
liebe ihn darum.-- 
Just Daß ich ihm nicht die Zähne austreten soll! 
Wirt Nur schade, daß er sich umsonst erhitzt. Denn ich bin gewiß 
versichert, daß Ihro Gnaden keine Ungnade deswegen auf mich 
geworfen haben, weil--die Not--mich notwendig-- 
Tellheim Schon zuviel, mein Herr! Ich bin Ihnen schuldig; Sie räumen 
mir in meiner Abwesenheit das Zimmer aus; Sie müssen bezahlt
werden; ich muß wo anders unterzukommen suchen. Sehr natürlich!-- 
Wirt Wo anders? Sie wollen ausziehen, gnädiger Herr? Ich 
unglücklicher Mann! ich geschlagner Mann! Nein, nimmermehr! Eher 
muß die Dame das Quartier wieder räumen. Der Herr Major kann ihr, 
will ihr sein Zimmer nicht lassen; das Zimmer ist sein; sie muß fort; ich 
kann ihr nicht helfen.--Ich gehe, gnädiger Herr-- 
Tellheim Freund, nicht zwei dumme Streiche für einen! Die Dame muß 
in dem Besitze des Zimmers bleiben.-- 
Wirt Und Ihro Gnaden sollten glauben, daß ich aus Mißtrauen, aus 
Sorge für meine Bezahlung?--Als wenn ich nicht wüßte, daß mich Ihro 
Gnaden bezahlen können, sobald Sie nur wollen.--Das    
    
		
	
	
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