und so scheid' im Frieden; 
denn eh du berichtet haben kanst, daß ich kommen werde, soll 
Frankreich den Donner meiner Canonen hören.** Hinweg dann; sey du 
die Trompete unsers Zorns, und das plözliche Vorzeichen euers 
Untergangs. Pembrok, sorget dafür, daß er mit einem anständigen 
Geleit aus unserm Reich entlassen werde; lebe wohl, Chatilion. 
{ed.-** Zu Anfang des dreizehnten Seculi nemlich.} 
(Chatilion und Pembroke gehen ab.) 
Elinor. Wie nun, mein Sohn? Sagt' ich nicht immer, diese ehrgeizige 
Constantia werde nicht ruhen, bis sie Frankreich und alle Welt für die 
Ansprüche ihres Sohns in Flammen gesezt habe? Allem diesem hätte 
man zuvorkommen und in der Güte beylegen können, was nun der 
blutige und gefahrvolle Kampf zweyer Königreiche entscheiden soll. 
König Johann. Unser völliger Besiz, und unser Recht-- 
Elinor. Wenn unser Besiz nicht kräftiger ist als unser Recht, so muß es 
uns beyden übel gehen; laßt euch mein Gewissen das ins Ohr sagen, da 
es niemand hört als der Himmel, ihr und ich. 
Essex. Gnädigster Herr, es ist hier eine Streitsache, die aus der Provinz 
zu Eurer Majestät Entscheidung gebracht wird, die seltsamste, die ich 
jemals gehört. Soll ich die Partheyen hereinführen? 
König Johann. Laßt sie herein kommen--Unsre Abteyen und Prioreyen 
sollen die Unkosten dieses Kriegs bezahlen--Wer seyd ihr?
Zweyte Scene. (Robert Faulconbridge und Philipp, sein Bruder, der 
Bastard, treten auf.) 
Philipp. Euer Majestät getreuer Unterthan, ein Edelmann in 
Northamptonshire gebohren, und wie ich behaupte, der älteste Sohn 
von Robert Faulconbridge, einem Kriegsmann, den die ehrenvolle 
Hand des Königs Richard (Coeur-de-Lion) im Felde zum Ritter 
geschlagen. 
König Johann (zu Robert.) Wer bist du? 
Robert. Der Sohn und Erbe von diesem nemlichen Faulconbridge. 
König Johann. Ist dieser der Ältere, und du bist der Erbe? Ihr seyd also 
nicht von einer Mutter, scheint es? 
Philipp. Wir sind ganz gewiß von einer Mutter, mächtiger König, das 
ist jedermann bekannt, und, wie ich glaube, auch von einem Vater; 
doch wegen der Gewißheit dieses leztern Puncts muß ich Euer Majestät 
an den Himmel und meine Mutter anweisen; denn davon bin ich nicht 
gewisser als alle andre Menschen-Kinder. 
Elinor. Hinweg mit dir, du ungesitteter Mensch! Schämst du dich nicht, 
deiner Mutter Ehre durch diesen Zweifel zu verwunden? 
Philipp. Auch thue ich es nicht, Gnädigste Frau; ich habe keine 
Ursache dazu, das ist meines Bruders Sache, das geht mich nichts an; 
wenn er so was beweisen kan, so bringt er mich wenigstens um schöne 
fünfhundert Pfund des Jahrs; der Himmel schüze meiner Mutter Ehre 
und mein Erbgut! 
König Johann. Ein guter runder Geselle; aber warum macht er denn 
einen Anspruch an dein Erbgut, wenn er der jüngere Bruder ist? 
Philipp. Ich weiß nicht warum, ausser daß er gerne meine Güter hätte; 
es ist wahr, er warf mir einmal vor, daß ich unehlich gezeugt sey, allein 
das ist eine Sache, die ich lediglich meiner Mutter überlasse; ich kan 
nicht wissen, ob ich ehlich oder unehlich gezeugt bin; aber das weiß ich, 
daß ich eben so wohl gemacht bin als er. (Sanft mögen die Gebeine 
ruhen, die diese Mühe für mich genommen haben!) Vergleichet unsre 
Gesichter, gnädigster Herr, und thut den Ausspruch. Wenn der alte Sir 
Robert uns beyde gemacht hat, und dieser Sohn ihm ähnlich sieht; o 
alter Sir Robert, so dank ich dem Himmel auf meinen Knien, daß ich 
dir nicht ähnlich sehe. 
König Johann. Ha, was für einen Pikelhäring hat uns der Himmel hier 
zugeschikt?
Elinor. Er hat einen Zug von (Coeur de Lion's) Gesicht, und einen 
ähnlichen Ton der Stimme; findet ihr nicht einige Ähnlichkeiten mit 
meinem Sohn, in der stämmichten Gestalt dieses jungen Menschen? 
König Johann. Ich betrachte ihn schon lange deßwegen, und find' ihn 
durchaus Richard; 
(zu Robert.) 
Nun, Geselle, sage dann, was bewegt dich einen Anspruch an deines 
Bruders Güter zu machen? 
Philipp. Weil er ein halbes Gesicht hat, wie mein Vater; um dieses 
halben Gesichts willen möcht er gerne mein ganzes Erbgut haben; ein 
groschenmäßiges Halb-Gesicht, fünfhundert Pfund des Jahrs! 
Robert. Mein gnädigster Souverain, wie mein Vater noch lebte, 
brauchte der König, euer Bruder, meinen Vater viel-- 
Philipp. Gut, Herr, das kan euch nichts von meinen Gütern geben; ihr 
müßt sagen, wie er meine Mutter brauchte. 
Robert. --und verschikte ihn einst in einer Gesandtschaft nach 
Deutschland, wo er über wichtige Angelegenheiten der damaligen Zeit 
mit dem Kayser Unterhandlung pflegen sollte; der König machte sich 
indessen seine Abwesenheit zu Nuze, und hielt sich die ganze Zeit über 
in meines Vaters Haus auf; wie er's da so weit gebracht, daß er--ich 
schäme mich es zu sagen; allein Wahrheit ist Wahrheit; Kurz, es lagen 
Meere und Länder zwischen meinem Vater und meiner Mutter, wie 
dieser junge Herr hier gezeugt wurde; das hab' ich aus meines Vaters 
eignem Munde. Auf seinem Todbette vermachte er seine Güter durch 
ein Testament mir, und blieb bis in seinen Tod dabey, daß dieser, 
meiner Mutter Sohn, nicht der seinige sey; und wenn er's auch    
    
		
	
	
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