Land und Volk in Afrika | Page 2

Gerhard Rohlfs
es nur aus Furcht vor dem strengen Gesetze. Die Franzosen h?tten l?ngst wie die Engl?nder in Nordamerika mit den Eingebornen verfahren sollen, n?mlich dieselben zur��ckdr?ngen, dann w?re Algerien heutzutage ein ruhiges, nur von Europ?ern bewohntes und cultivirtes Land. Man wird dies vielleicht hart finden und barbarisch und mit den civilisirten Grunds?tzen unserer Epoche nicht ��bereinstimmend. Vom Zimmer aus und von Weitem sind die Dinge jedoch ganz anders anzuschauen, als in der N?he, und notwendiger Weise wird es bis zum letzten Tage immer V?lker geben, die zum Besten der allgemeinen Menschheit den andern Platz machen m��ssen etc."
Diese vor zwei Jahren ausgesprochenen Grunds?tze sind auch noch heute meine feste innige Ueberzeugung. Wenn dem nothwendigen Gange der Natur nach fr��her oder sp?ter jede Colonie sich vom Mutterlande trennt, sobald sie sich stark genug f��hlt, um auf eigenen F��ssen stehen zu k?nnen, und notwendiger Weise der Tag heran kommt, wo z. B. Grossbritannien auf seine beiden einzigen Inseln wird beschr?nkt sein--hat Frankreich das Gl��ck gehabt, eine Colonie zu finden, die vor den Thoren des Mutterlandes liegt, ja jetzt durch Dampf und Telegraph Eins mit ihm ist. Diese aussergew?hnliche Lage w��rde es gestatten, die Colonie so mit der Metropole zu verschmelzen, dass f��r Frankreich an eine sp?tere gewaltsame Lostrennnung wie das von Alters her immer bei allen Colonien der Fall gewesen ist und sein wird, nicht zu denken w?re.
Dazu geh?rt aber vor allen Dingen, dass die Bev?lkerung Eine sei. Ich will damit nicht gesagt haben, dass die Franzosen desshalb anderen Europ?ern die Colonie verschliessen sollen; im Gegentheil, selbst jetzt nach blos 30 Jahren sehen wir, dass die aus anderen L?ndern Eingewanderten[1] und namentlich ihre Abk?mmlinge fast g?nzlich franz?sische Sitten und Gebr?uche angenommen haben und meistens, namentlich die j��ngere Generation, auch die franz?sische Sprache. Aber zwei in jeder Beziehung so g?nzlich von einander verschiedene V?lker, wie Franzosen und Araber es sind, neben einander bestehen lassen oder gar versuchen wollen, sie zu vermischen, ist der h?chste Unsinn. Seit undenklichen Zeiten hat das Arabervolk sich nie mit anderen vermischt, weil es mehr noch als die Juden von seiner eigenen Vortrefflichkeit, als ein von Gott auserw?hltes Volk ��berzeugt ist. Seit tausend Jahren in Besitz der Nordk��ste Afrika's, sehen wir Berber und Araber neben einander bestehen, jedes Volk genau seine Sprache und Sitte beibehaltend. Im ?ussersten Osten, in der Jupiter-Ammons Oase, am Atlantischen Ocean im Sus-Lande haben die Araber die Berber zu unterwerfen, jedoch nicht sich mit ihnen zu amalganieren gewusst. Die sogenannten Kulughli, Progenitur der T��rker mit Araberweibern, bezeugen keineswegs ein Aufgehen der Araber in T��rken oder umgekehrt; ��berall, wo die T��rken die Araber beherrschen, bestehen beide V?lker unvermischt neben einander. Und doch verbindet Berber, Araber und T��rken Eine Religion.
Wird man je dem Araber seine Wanderlust, seinen Hang zu pl��ndern und sich raubend umherzutreiben nehmen k?nnen? Versuche man doch eine Hy?ne zu z?hmen! Der Araber ist moralisch ��berzeugt, dass er den franz?sischen Bajonetten nicht widerstehen kann, dennoch wird er bei der geringsten Gelegenheit sich wider Ordnung und Gesetz erheben, und so lange wird Revolution in der Algerie sein, wie noch ein Zelt oder Duar vorhanden ist. M?gen die Gef��hlsmenschen sagen, was sie wollen, vom Verdr?ngen der Indianer durch die Engl?nder, jeder vern��nftige Mensch findet es bewundernswerth, Nordamerika der Civilisation gewonnen zu sehen. So verabscheuungswerth die modernen franz?sischen Araberlobhudler die Vertreibung der Mauren aus Spanien hinstellen m?gen, so ist nicht zu verneinen, dass Spanien dadurch der Civilisation erschlossen wurde; denn w?ren die Mohammedaner heute noch im Besitze der Halbinsel, so w?ren sie sicher in keiner Weise weiter in der Civilisation, als es die in den anderen L?ndern Wohnenden sind; und wenn die Spanier selbst sich nicht schneller civilisirten und Schritt hielten mit den anderen V?lkern, so ist die Verarmung des Landes, die Entv?lkerung Spaniens nicht im Vertreibungsedikt Ferdinand des Katholischen zu suchen, sondern eher in der enormen Auswanderung nach Amerika, die zu der Periode statt fand, und in der Priesterschaft.
In der That sehen wir, dass in den L?ndern, die sich abgeschlossen von aller christlichen Civilisation halten, die Mohammedaner seit der Periode, wo Mohammed sie zum Islam bekehrte, gar keinen Fortschritt gemacht haben. Und die sogenannten arabischen Glanzperioden unter den Abassiden im Orient, unter den Ommiaden im Occident, sind nur dem christlichen Einflusse zuzuschreiben, weil dort unter beiden Regierungen Christen die Hauptbev?lkerung bildeten; aber in den L?ndern, wie z.B. Marokko und Arabien, wo die Araber nie mit Christen in Ber��hrung kamen, haben die Araber es nie weiter zu bringen gewusst, als wie ihr Standpunkt war zur Zeit Abrahams.
M?ge daher der Kaiser der Franzosen nicht zaudern, und ein Volk, das f��r die W��ste geboren ist, dahin zur��ckdr?ngen, woher es gekommen ist; diejenigen, welche den ernsten Willen haben, sich mit den Europ?ern zu vereinigen, werden von selbst zur��ckkommen und m��ssen die christliche Religion annehmen, die einzige, unter welcher Civilisation m?glich ist. Durch das Verdr?ngen der Araber in Masse in die W��ste hinein wird
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 67
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.