Fall meine 
subjektive Deduktion nicht die ganze Überzeugung, die ich erwarte, bei 
ihm gewirkt hätte, doch die objektive, um die es mir hier vornehmlich 
zu tun ist, ihre ganze Stärke bekomme, wozu allenfalls dasjenige, was 
Seite 92 bis 93 gesagt wird, allein hinreichend, sein kann. 
Was endlich die Deutlichkeit betrifft, so hat der Leser ein Recht, zuerst 
die diskursive (logische) Deutlichkeit, durch Begriffe, dann aber auch 
eine intuitive (ästhetische) Deutlichkeit, durch Anschauungen, d.i. 
Beispiele oder andere Erläuterungen in concreto zu fordern. Für die 
erste habe ich hinreichend gesorgt. Das betraf das Wesen meines 
Vorhabens, war aber auch die zufällige Ursache, daß ich der zweiten, 
obzwar nicht so strengen, aber doch billigen Forderung nicht habe 
Genüge leisten können. Ich bin fast beständig im Fortgange meiner 
Arbeit unschlüssig gewesen, wie ich es hiermit halten sollte. Beispiele 
und Erläuterungen schienen mir immer nötig und flossen daher auch 
wirklich im ersten Entwurfe an ihren Stellen gehörig ein. Ich sah aber 
die Größe meiner Aufgabe und die Menge der Gegenstände, womit ich 
es zu tun haben würde, gar bald ein und, da ich gewahr ward, daß diese 
ganz allein, im trockenen, bloß scholastischen Vortrage, das Werk 
schon genug ausdehnen würden, so fand ich es unratsam, es durch 
Beispiele und Erläuterungen, die nur in populärer Absicht notwendig 
sind, noch mehr anzuschwellen, zumal diese Arbeit keineswegs dem
populären Gebrauche angemessen werden könnte und die eigentlichen 
Kenner der Wissenschaft diese Erleichterung nicht so nötig haben, ob 
sie zwar jederzeit angenehm ist, hier aber sogar etwas Zweckwidriges 
nach sich ziehen konnte. Abt Terrasson sagt zwar: wenn man die Größe 
eines Buchs nicht nach der Zahl der Blätter, sondern nach der Zeit mißt, 
die man nötig hat, es zu verstehen, so könne man von manchem Buche 
sagen: daß es viel kürzer sein würde, wenn es nicht so kurz wäre. 
Andererseits aber, wenn man auf die Faßlichkeit eines weitläufigen, 
dennoch aber in einem Prinzip zusammenhängenden Ganzen 
spekulativer Erkenntnis seine Absicht richtet, könnte man mit eben so 
gutem Rechte sagen: manches Buch wäre viel deutlicher geworden, 
wenn es nicht so gar deutlich hätte werden sollen. Denn die Hülfsmittel 
der Deutlichkeit fehlen zwar in Teilen, zerstreuen aber öfters im 
Ganzen, indem sie den Leser nicht schnell genug zur Überschauung des 
Ganzen gelangen lassen und durch alle ihre hellen Farben gleichwohl 
die Artikulation, oder den Gliederbau des Systems verkleben und 
unkenntlich machen, auf den es doch, um über die Einheit und 
Tüchtigkeit desselben urteilen zu können, am meisten ankommt. 
Es kann, wie mich dünkt, dem Leser zu nicht geringer Anlockung 
dienen, seine Bemühung mit der des Verfassers, zu vereinigen, wenn er 
die Aussicht hat, ein großes und wichtiges Werk, nach dem vorgelegten 
Entwurfe, ganz und doch dauerhaft zu vollführen. Nun ist Metaphysik, 
nach den Begriffen, die wir hier davon geben werden, die einzige aller 
Wissenschaften, die sich eine solche Vollendung und zwar in kurzer 
Zeit, und mit nur weniger, aber vereinigter Bemühung, versprechen 
darf, so daß nichts für die Nachkommenschaft übrig bleibt, als in der 
didaktischen Manier alles nach ihren Absichten einzurichten, ohne 
darum den Inhalt im mindesten vermehren zu können. Denn es ist 
nichts als das Inventarium aller unserer Besitze durch reine Vernunft, 
systematisch geordnet. Es kann uns hier nichts entgehen, weil, was 
Vernunft gänzlich aus sich selbst hervorbringt, sich nicht verstecken 
kann, sondern selbst durch Vernunft ans Licht gebracht wird, sobald 
man nur das gemeinschaftliche Prinzip desselben entdeckt hat. Die 
vollkommene Einheit dieser Art Erkenntnisse, und zwar aus lauter 
reinen Begriffen, ohne daß irgend etwas von Erfahrung, oder auch nur 
besondere Anschauung, die zur bestimmten Erfahrung leiten sollte, auf 
sie einigen Einfluß haben kann, sie zu erweitern und zu vermehren,
machen diese unbedingte Vollständigkeit nicht allein tunlich, sondern 
auch notwendig. Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex 1). 
Persius. 
1. "Sieh dich in deiner eigenen Behausung um, und du wirst erkennen, 
wie einfach deine Ausstattung ist". 
Ein solches System der reinen (spekulativen) Vernunft hoffe ich unter 
dem Titel: Metaphysik der Natur, selbst zu liefern, welches, bei noch 
nicht der Hälfte der Weitläufigkeit, dennoch ungleich reicheren Inhalt 
haben soll, als hier die Kritik, die zuvörderst die Qellen und 
Bedingungen ihrer Möglichkeit darlegen mußte, und einen ganz 
verwachsenen Boden zu reinigen und zu ebnen nötig hatte. Hier 
erwarte ich an meinem Leser die Geduld und Unparteilichkeit eines 
Richters, dort aber die Willfähigkeit und den Beistand eines Mithelfers; 
denn, so vollständig auch alle Prinzipien zu dem System in der Kritik 
vorgetragen sind, so gehört zur Ausführlichkeit des Systems selbst 
doch noch, daß es auch an keinen abgeleiteten Begriffen mangle, die 
man a priori nicht in Überschlag bringen kann, sondern die nach und 
nach aufgesucht werden müssen, imgleichen, da dort die ganze 
Synthesis der Begriffe erschöpft wurde, so wird überdem hier gefordert, 
daß eben dasselbe auch in Ansehung der Analysis geschehe, welches 
alles leicht und mehr Unterhaltung als Arbeit ist. 
Ich habe nur noch einiges in    
    
		
	
	
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