Ave von Schönfeld, wozu noch eine Metze[38] Schönfeld kam, 
welche 1508 Siechenmeisterin und später Priorin wurde. Aber die 
einen waren wohlhabend mit einem ordentlichen Leibgeding an Geld 
und Naturalien, die anderen arm, vielleicht nur bei dem Eintritt und bei 
der Einsegnung mit einem kleinen Geschenke von ihren Verwandten 
abgefunden. Der Wohlstand scheint nicht ohne Einfluß auf die 
amtliche Stellung gewesen zu sein; denn es ist doch wohl nicht Zufall, 
daß die am reichsten Verleibgedingte, Margarete von Haubitz, zur 
Aebtissin gewählt wurde[39]. Auch das Alter war ein gar 
verschiedenes: da war die 70 jährige Ursula Osmund, die an hundert 
Jahre alt wurde, und die zehnjährige Katharina von Bora und die 
beiden jungen Schönfeld, welche in ähnlichem Alter standen. Lange 
Zeit wurden gar keine neuen Jungfrauen in das Stift aufgenommen: von 
1510 bis 1517 blieben Katharina und Ave die letzten, vielleicht weil die 
Zahl 50 (mit den Konversen) überschritten war und die Einkünfte 
des Klosters nicht mehr Personen ertrugen. Daß die Klosterfrauen 
auch an Wesen, Charakter und Temperament verschieden waren, ist 
natürlich; aber alle geistige Individualität (alle „Eigenschaft“) 
wurde durch die Klosterregel und Klosterzucht ebenso ausgelöscht, 
wie die leibliche Verschiedenheit durch die gleiche Tracht: Nonnen 
tragen auch eine geistige Uniform. Dazu sind Freundschaften verboten. 
Von irgend einer Eigenheit einer Schwester erfährt man nichts. Nur 
die Aebtissin Margarete von Haubitz ist später charakterisiert als: 
„ehrliches (vornehmes), frommes, verständiges Weibsbild“[40]. 
Ob die neue Klosterjungfrau Katharina von Bora an ihr oder den 
anderen Verwandten aus dem mütterlichen Geschlechte eine
Annehmerin gefunden habe, ist nicht zu sagen. Doch war nicht von 
vornherein die Verwandtschaft mit der Aebtissin ein Grund zu einer 
freundlichen Behandlung. Denn eine gleichzeitig mit Katharina in ein 
andres Kloster eingetretene junge Nonne beklagt sich, daß ihre 
Muhme, die Aebtissin, ganz besonders gewaltthätig und grausam mit 
ihr verfahren sei. Vielleicht hat Katharina eine Art mütterliche 
Freundin an ihrer anderen Verwandten aus dem väterlichen 
Geschlecht gefunden, der ehemaligen Siechenmeisterin Magdalena von 
Bora, weil diese nachher sich als „Muhme Lene“ so innig an 
Katharina und ihre neue Familie anschloß[41]. 
Zunächst wurde das junge Mädchen eingeführt in die 
Ordensregel und den Gottesdienst, wurde gewöhnt an klösterliches 
Benehmen und an geistliches Denken und Wesen, auch unterrichtet in 
einigen Kenntnissen und Fertigkeiten. In Nimbschen wird keine 
besondere Novizenmeisterin genannt; es war nur vom Abt bei der 
Einführung der neuen Aebtissin 1509 im allgemeinen aufs neue als 
Ordensregel eingeschärft: „Weil es ein Werk der Frömmigkeit 
und Barmherzigkeit ist, die Ungelehrten gelehrter zu machen, wollen 
wir, daß diejenigen, welche mehr verstehn unter den Jungfrauen, die 
andern zu belehren und unterrichten sich bestreben, in dem 
Bewußtsein, daß sie einen großen Lohn für diese Mühe 
empfangen, und daß sie durch diese Beschäftigung viel 
Leichtfertigkeit vermeiden, wozu die ausgeladene Jugend geneigt 
ist.“ Natürlich sollten aber alle Aelteren den Jungen mit gutem 
Beispiel vorangehen. 
Als „der Schlüssel der Religion“ mußte zunächst überall, 
wo es die Ordensregel vorschrieb, unbedingtes Stillschweigen 
beobachtet werden — außer dem unbedingten Gehorsam, an den 
sich die Novizin zu gewöhnen hatte, der wichtigste und höchste 
Punkt des klösterlichen Lebens. Denn es müßte Rechenschaft 
gegeben werden von jedem unnützen Wort nicht nur vor Gottes 
Richterstuhl, sondern auch vor dem Beichtstuhl des Priesters. Vielmehr 
sollten die Klosterjungfrauen außerhalb der vorgeschriebenen 
Gebetszeiten und der Lektionen in besonderen Gebeten mit dem 
Bräutigam Christus reden oder in Beschaulichkeit schweigend 
hören, was Gott in ihnen redet. Darum wurde streng darauf gesehen, 
daß die Kinder und heranwachsenden Jungfrauen nicht herumliefen
und schwatzten, sondern sich sittsam und schweigsam verhielten. 
Es galt sodann in Kleidung und Haltung, in Gebärde und Rede sich 
das rechte nonnenhafte Wesen anzueignen. „Am Ort der Buße“, 
mußte man „die größte Einfachheit der Kleidung zeigen, sich 
weder mit weltlichen Gewändern schmücken, noch auch mit den 
Fransen der Pharisäer“, sondern die Kutten bis an die Schultern 
herausziehen. Das Angesicht mußten die Novizen lernen stets zu 
neigen. „Denn die Scham ist die Hüterin der Jungfrauschaft, der 
köstlichen Perle, welche die geistlichen Töchter bewahren sollen. 
So sollen sie mit Seufzen und Beklagen der verlorenen Zeit die 
Ankunft des himmlischen Bräutigams erwarten welcher seine 
Verlobten, — die im Glauben und hl. Profeß stets des Herrn harren, 
— mit Frohlocken in sein Brautgemach führt.“ 
„Damit sie sich aber nicht mit dem Laster des Eigentums beflecken, 
welches in der Religion das schlimmste und verdammlichste und ein 
Netz des Teufels ist, sollen sie bei Strafe der Exkommunikation alle 
Geschenke von Freunden und andern draußen nicht als ihr Recht 
beanspruchen, sondern der Aebtissin reichen, und demütig von ihr 
das Nötige begehren.“ 
Die Vorgesetzten aßen zwar am besonderen Tisch und hatten bessere 
Speisen und Getränke: so bekamen sie echtes Bier, dagegen die 
Konventualinnen nur „Kofent“ (Konvent- d.h. Dünn-Bier)[646], 
aber gleichmäßige Behandlung aller Klosterjungfrauen in Speisen 
und Getränken waren der Aebtissin zur Pflicht gemacht, und die 
Mahlzeiten ließen nach herkömmlicher Klostersitte nichts zu 
wünschen übrig[42]. „Festmahlzeiten und 
Ergötzlichkeiten“ waren den Schwestern unter sich von der 
Aebtissin erlaubt. 
Diese Ordnungen,    
    
		
	
	
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