beiseite, Kalb--Sie sprachen also 
schon mit dem Herzog? 
Hofmarschall (wichtig). Zwanzig Minuten und eine halbe. 
Präsident. Das gesteh' ich!--und wissen wir also ohne Zweifel eine 
wichtige Neuigkeit? 
Hofmarschall (ernsthaft, nach einigem Stillschweigen). Seine 
Durchleucht haben heute einen Merde d'Oye Biber an. 
Präsident. Man denke!--Nein, Marschall, so hab' ich doch eine bessere 
Zeitung für Sie--Daß Lady Milford Majorin von Walter wird, ist Ihnen 
gewiß etwas Neues? 
Hofmarschall. Denken Sie!--Und das ist schon richtig gemacht? 
Präsident. Unterschrieben, Marschall--und Sie verbinden mich, wenn 
Sie ohne Aufschub dahin gehen, die Lady auf seinen Besuch 
präparieren und den Entschluß meiner Ferdinands in der ganzen 
Residenz bekannt machen. 
Hofmarschall (entzückt). O mit tausend Freuden, mein Bester!--Was 
kann mir erwünschter kommen?--Ich fliege sogleich--(Umarmt ihn.) 
Leben Sie wohl--in drei Viertelstunden weiß es die ganze Stadt. (Hüpft 
hinaus.) 
Präsident (lacht dem Marschall nach). Man sage noch, daß diese 
Geschöpfe in der Welt zu nichts taugen--Nun muß ja mein Ferdinand 
wollen, oder die ganze Stadt hat gelogen. (Klingelt--Wurm kommt.) 
Mein Sohn soll hereinkommen. (Wurm geht ab, der Präsident auf und 
nieder, gedankenvoll.) 
 
Siebente Scene. 
Ferdinand. Präsident. Wurm, welcher gleich abgeht. 
Ferdinand. Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater-Präsident. Leider 
muß ich das, wenn ich meines Sohns einmal froh werden will--Laß Er
uns allein, Wurm!--Ferdinand, ich beobachte dich schon eine Zeitlang 
und finde die offene rasche Jugend nicht mehr, die mich sonst so 
entzückt hat. Ein seltsamer Gram brütet auf deinem Gesicht. Du fliehst 
mich--du fliehst deine Zirkel--Pfui!--Deinen Jahren verzeiht man zehn 
Ausschweifungen vor einer einzigen Grille. Überlaß diese mir, lieber 
Sohn! Mich laß an deinem Glück arbeiten und denke auf nichts, als in 
meine Entwürfe zu spielen.--Komm! umarme mich, Ferdinand! 
Ferdinand. Sie sind heute sehr gnädig, mein Vater. 
Präsident. Heute, du Schalk--und dieses Heute noch mit der herben 
Grimasse? (Ernsthaft.) Ferdinand!--Wem zu lieb hab' ich die 
gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? Wem zu lieb bin 
ich auf ewig mit meinem Gewissen und dem Himmel zerfallen?--Höre, 
Ferdinand!--Ich spreche mit meinem Sohn--Wem hab' ich durch die 
Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht--eine Geschichte, 
die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das 
Messer der Welt verberge! Höre! sage mir, Ferdinand! Wem that ich 
Dies alles? 
Ferdinand (tritt mit Schrecken zurück). Doch mir nicht, mein Vater? 
Doch auf mich soll der blutige Widerschein dieses Frevels nicht fallen? 
Beim allmächtigen Gott! es ist besser, gar nicht geboren zu sein, als 
dieser Missethat zur Ausrede dienen! 
Präsident. Was war das? Was? Doch ich will es dem Romanenkopfe zu 
gut halten!--Ferdinand!--ich will mich nicht erhitzen, vorlauter 
Knabe--Lohnst du mir also für meine schlaflosen Nächte? Also für 
meine rastlose Sorge? Also für den ewigen Scorpion meines 
Gewissens?--Auf mich fällt die Last der Verantwortung--auf mich der 
Fluch, der Donner des Richters--Du empfängst dein Glück von der 
zweiten Hand--das Verbrechen klebt nicht am Erbe. 
Ferdinand (streckt die rechte Hand gen Himmel). Feierlich entsag' ich 
hier einem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert. 
Präsident. Höre, junger Mensch, bringe mich nicht auf!--Wenn es nach 
deinem Kopf ginge, du kröchest dein Lebenlang im Staube. 
Ferdinand. O, immer noch besser, Vater, als ich kröch' um den Thron 
herum. 
Präsident (verbeißt seinen Zorn). Hum!--Zwingen muß man dich, dein 
Glück zu erkennen. Wo zehn Andre mit aller Anstrengung nicht 
hinaufklimmen, wirst du spielend, im Schlafe gehoben. Du bist im
zwölften Jahre Fähndrich. Im zwanzigsten Major. Ich hab' es 
durchgesetzt beim Fürsten. Du wirst die Uniform ausziehen und in das 
Ministerium eintreten. Der Fürst sprach vom 
Geheimenrath--Gesandtschaften--außerordentlichen Gnaden. Eine 
herrliche Aussicht dehnt sich vor dir!--Die ebene Straße zunächst nach 
dem Throne--zum Throne selbst, wenn anders die Gewalt so viel werth 
ist, als ihr Zeichen--das begeistert dich nicht? 
Ferdinand. Weil meine Begriffe von Größe und Glück nicht ganz die 
Ihrigen sind--Ihre Glückseligkeit macht sich nur selten anders, als 
durch Verderben bekannt. Neid, Furcht, Verwünschung sind die 
traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit eines Herrschers belächelt. 
--Thränen, Flüche, Verzweiflung die entsetzliche Mahlzeit, woran diese 
gepriesenen Glücklichen schwelgen, von der sie betrunken aufstehen 
und so in die Ewigkeit vor den Thron Gottes taumeln--Mein Ideal von 
Glück zieht sich genügsamer in mich selbst zurück. In meinem Herzen 
liegen alle meine Wünsche begraben.-Präsident. Meisterhaft! 
Unverbesserlich! Herrlich! Nach dreißig Jahren die erste Vorlesung 
wieder!--Schade nur, daß mein fünfzigjähriger Kopf zu zäh für das 
Lernen ist!--Doch--dies seltne Talent nicht einrosten zu lassen, will ich 
dir Jemand an die Seite geben, bei dem du dich in dieser 
buntscheckigen Tollheit nach Wunsch exercieren kannst.--Du wirst 
dich entschließen--noch heute entschließen--eine Frau zu nehmen. 
Ferdinand (tritt bestürzt zurück). Mein Vater? 
Präsident. Ohne Complimente.--Ich habe der Lady Milford in deinem 
Namen eine Karte geschickt. Du wirst dich ohne Aufschub bequemen, 
dahin zu gehen und ihr zu sagen, daß du ihr Bräutigam bist! 
Ferdinand. Der Milford, mein Vater? 
Präsident. Wenn sie dir bekannt ist-Ferdinand (außer Fassung). 
Welcher Schandsäule im Herzogthum ist sie das nicht!--Aber ich bin 
wohl lächerlich, lieber Vater, daß ich Ihre Laune für    
    
		
	
	
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