junge 
Leute gekannt und im stillen geliebt, aber es kam zwischen ihnen nicht 
zur Aussprache, denn der junge Mann strebte zunächst noch in die 
Ferne. Er folgte einem Ruf als Professor der Astronomie nach Rußland 
an die neu gegründete Universität Dorpat und wurde dort zum Direktor 
der Sternwarte und zum russischen Hofrat ernannt. In dieser neuen 
Heimat gründete er seinen Hausstand, indem er sich mit einer 
livländischen Adeligen, Fräulein von Patkul, verheiratete. Zwei Kinder 
entsprossen dieser Ehe, doch ist nur eines derselben, Aurora am Leben 
geblieben. Die Sehnsucht nach der alten Heimat trieb Pfaff, die 
glänzende Stellung aufzugeben und mit Frau und Kind nach 
Deutschland zurückzukehren, wo er auch Anstellung fand, aber bald 
seine Gattin durch den Tod verlor. 
Inzwischen hatte auch seine Jugendliebe, Luise Plank, sich verheiratet 
und in glücklicher Ehe mit einem jungen Geistlichen, Kraz, in 
Württemberg gelebt. Aber auch diese Ehe wurde schon nach vier 
Jahren durch den Tod getrennt; der jungen Witwe blieben zwei Kinder, 
Heinrich und Luise. So fanden sich nach wohl zehnjähriger Trennung 
die Verwitweten wieder. Als eine gereifte dreißigjährige Frau trat sie 
ihm entgegen, gesund an Leib und Seele, voll warmen Gemüts. Die alte 
Liebe erwachte und führte diesmal zu glücklicher Verbindung. An Geld 
und Gut brachten die beiden nicht viel mit in die Ehe und es ist 
bezeichnend für ihre Lebensanschauung, daß Pfaff sich von seiner 
Luise erbat, sie möchte ihm statt eines Eherings ein hebräisches 
Lexikon geben. Die Vermählten zogen zunächst nach Würzburg, von 
wo Pfaff bald einem Ruf an die Universität Erlangen folgend dorthin 
übersiedelte. Durch diese Ehe kamen die Kinder der livländischen 
Adeligen und des schwäbischen Geistlichen als Geschwister 
zusammen. 
Die beiden in die Ehe gebrachten Töchter Aurora Pfaff und Luise Kraz 
lebten in geschwisterlicher Liebe miteinander und waren schon
erwachsene Mädchen, als nach vier Brüdern die kleine Pauline zur 
Welt kam. Die in jungen Jahren verstorbene Schwester Aurora wäre 
vielleicht längst in der Familie verschollen, wenn nicht ihr poetischer 
Name und ihr tragisches Geschick sie mit einem gewissen Nimbus 
umgeben hätten. Als Aurora zu einem schönen Mädchen erblüht war, 
bewarb sich um ihre Gunst ein junger Mann, der durch den Schein 
besonderer Frömmigkeit ihre Seele für sich gewann. Vater und Mutter 
mißtrauten seinem Wesen und waren gegen die Verbindung. Aber in 
sanfter, beharrlicher Weise hielt Aurora an dem Geliebten fest und 
beeinflußte endlich die Eltern, die keine Tatsachen gegen ihn 
vorbringen konnten, sondern bloß eine Antipathie empfanden, dem 
Wunsch der beiden nachzugeben. Einige Tage vor der Hochzeit als die 
Braut allein mit den Eltern und Geschwistern zusammen war, und der 
Vater in bewegter Stimmung, da er seine erstgeborene Tochter 
hergeben sollte, nahm er ein Spiel Karten, um daraus der jungen Braut 
ihr Schicksal vorauszusagen. Kunstgerecht, nach damaliger Sitte, 
schlug er die Karten und da fiel auf die ihrige der Pik Bube, die 
schwarze Unglückskarte. Lachend erklärte er das Spiel für mißlungen, 
mischte die Karten aufs neue, legte sie nach der Regel des 
Kartenschlägers und zum zweitenmale kam der Pik Bube auf die Karte 
der Braut. Diese erblaßte. Dem Vater war es leid. Er wollte den übeln 
Eindruck verwischen, nahm das Spiel, mischte und gab zum drittenmal 
und zum drittenmal erschien der Pik Bube. Da warf er heftig das Spiel 
aus der Hand und verließ das Zimmer. 
Den Geschwistern ist der Eindruck dieser unheimlichen Szene durchs 
Leben geblieben. Aurora erkannte bald nach der Hochzeit den wahren 
Charakter ihres Mannes, den die Eltern richtig durchschaut hatten. Ihr 
früher Tod machte schon nach wenigen Jahren der traurigen Ehe ein 
Ende. Daß der naturwissenschaftlich gebildete, gelehrte Mann sich zum 
Kartenschlagen verstand, wundert uns heute, aber es lag in der 
damaligen Zeit, ebenso wie die Sitte, dem Neugeborenen das Horoskop 
zu stellen, wie es uns Goethe im Eingang von »Dichtung und 
Wahrheit« erzählt. Auch Pfaff hat um seines Töchterleins Schicksal die 
Sterne befragt, denn er gab sich ganz speziell mit Astrologie ab, wenn 
auch mehr vom Standpunkte des Völkerstudiums aus. Leider blieb uns 
nicht erhalten, was er damals aus den Sternen las. So müssen wir dir
selbst das Horoskop stellen, kleine Pauline Damajanti, indem wir die 
Sterne betrachten, die in deinem Kreis leuchten und die Atmosphäre 
prüfen, in der du aufwachsen sollst. Dann ahnen wir, wie sich etwa dein 
Wesen gestalten wird, und wer kann leugnen, daß das Wesen eines 
Menschen vielfach sein Schicksal beeinflußt, ja oft bestimmt? 
Das Oberhaupt der Familie stand im Geburtsjahre der kleinen Tochter 
mitten im besten Wirken und Schaffen. Ein Zeitgenosse hat ihn uns 
geschildert als einen Mann von herrlichen Anlagen, von edlen 
Gedanken und hohem Sinn, mit Begeisterung forschend nach den 
Geheimnissen der Natur und dem darin waltenden Gott; im Umgang 
mit der Familie und den Freunden liebevoll und anspruchslos, ein 
Humorist im besten Sinne des Wortes; im Streben nach dem Wesen oft 
den äußern Schein allzusehr verschmähend; in mildtätiger Liebe fast zu 
weit gehend, so daß er von    
    
		
	
	
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