Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 9

Heinrich Heine
mir, mein teurer Kaiser!
Vergib mir, o Rotbart, das rasche Wort!?Ich wei?, du bist viel weiser?Als ich, ich habe sowenig Geduld -?Doch komme du bald, mein Kaiser!
Behagt dir das Guillotinieren nicht,?So bleib bei den alten Mitteln:?Das Schwert f��r Edelleute, der Strick?F��r B��rger und Bauern in Kitteln.
Nur manchmal wechsle ab, und la??Den Adel h?ngen, und k?pfe?Ein bi?chen die B��rger und Bauern, wir sind?Ja alle Gottesgesch?pfe.
Stell wieder her das Halsgericht,?Das peinliche Karls des F��nften,?Und teile wieder ein das Volk?Nach St?nden, Gilden und Z��nften.
Das alte Heilige R?mische Reich,?Stell's wieder her, das ganze,?Gib uns den modrigsten Plunder zur��ck?Mit allem Firlifanze.
Das Mittelalter, immerhin,?Das wahre, wie es gewesen,?Ich will es ertragen - erl?se uns nur?Von jenem Zwitterwesen,
Von jenem Kamaschenrittertum,?Das ekelhaft ein Gemisch ist?Von gotischem Wahn und modernem Lug,?Das weder Fleisch noch Fisch ist.
Jag fort das Kom?diantenpack,?Und schlie?e die Schauspielh?user,?Wo man die Vorzeit parodiert -?Komme du bald, o Kaiser!?
CAPUT XVIII
Minden ist eine feste Burg,?Hat gute Wehr und Waffen!?Mit preu?ischen Festungen hab ich jedoch?Nicht gerne was zu schaffen.
Wir kamen dort an zur Abendzeit.?Die Planken der Zugbr��ck' st?hnten?So schaurig, als wir hin��bergerollt;?Die dunklen Gr?ben g?hnten.
Die hohen Bastionen schauten mich an,?So drohend und verdrossen;?Das gro?e Tor ging rasselnd auf,?Ward rasselnd wieder geschlossen.
Ach! meine Seele ward betr��bt,?Wie des Odysseus Seele,?Als er geh?rt, da? Polyphem?Den Felsblock schob vor die H?hle.
Es trat an den Wagen ein Korporal?Und frug uns: wie wir hie?en???Ich hei?e Niemand, bin Augenarzt?Und steche den Star den Riesen.?
Im Wirtshaus ward mir noch schlimmer zumut,?Das Essen wollt mir nicht schmecken.?Ging schlafen sogleich, doch schlief ich nicht,?Mich dr��ckten so schwer die Decken.
Es war ein breites Federbett,?Gardinen von rotem Damaste,?Der Himmel von verblichenem Gold,?Mit einem schmutzigen Quaste.
Verfluchter Quast! der die ganze Nacht?Die liebe Ruhe mir raubte!?Er hing mir, wie des Damokles Schwert,?So drohend ��ber dem Haupte!
Schien manchmal ein Schlangenkopf zu sein,?Und ich h?rte ihn heimlich zischen:??Du bist und bleibst in der Festung jetzt,?Du kannst nicht mehr entwischen!?
?Oh, da? ich w?re? - seufzte ich -??Da? ich zu Hause w?re,?Bei meiner lieben Frau in Paris,?Im Faubourg Poissonni��re!?
Ich f��hlte, wie ��ber die Stirne mir?Auch manchmal etwas gestrichen,?Gleich einer kalten Zensorhand,?Und meine Gedanken wichen -
Gendarmen in Leichenlaken geh��llt,?Ein wei?es Spukgewirre,?Umringte mein Bett, ich h?rte auch?Unheimliches Kettengeklirre.
Ach! die Gespenster schleppten mich fort,?Und ich hab mich endlich befunden?An einer steilen Felsenwand;?Dort war ich festgebunden.
Der b?se schmutzige Betthimmelquast!?Ich fand ihn gleichfalls wieder,?Doch sah er jetzt wie ein Geier aus,?Mit Krallen und schwarzem Gefieder.
Er glich dem preu?ischen Adler jetzt,?Und hielt meinen Leib umklammert;?Er fra? mir die Leber aus der Brust,?Ich habe gest?hnt und gejammert.
Ich jammerte lange - da kr?hte der Hahn,?Und der Fiebertraum erbla?te.?Ich lag zu Minden im schwitzenden Bett,?Der Adler ward wieder zum Quaste.
Ich reiste fort mit Extrapost,?Und sch?pfte freien Odem?Erst drau?en in der freien Natur,?Auf b��ckeburg'schem Boden.
CAPUT XIX
Oh, Danton, du hast dich sehr geirrt?Und mu?test den Irrtum b��?en!?Mitnehmen kann man das Vaterland?An den Sohlen, an den F��?en.
Das halbe F��rstentum B��ckeburg?Blieb mir an den Stiefeln kleben;?So lehmichte Wege habe ich wohl?Noch nie gesehen im Leben.
Zu B��ckeburg stieg ich ab in der Stadt,?Um dort zu betrachten die Stammburg,?Wo mein Gro?vater geboren ward;?Die Gro?mutter war aus Hamburg.
Ich kam nach Hannover um Mittagzeit,?Und lie? mir die Stiefel putzen.?Ich ging sogleich, die Stadt zu besehn,?Ich reise gern mit Nutzen.
Mein Gott! da sieht es sauber aus!?Der Kot liegt nicht auf den Gassen.?Viel Prachtgeb?ude sah ich dort,?Sehr imponierende Massen.
Besonders gefiel mir ein gro?er Platz,?Umgeben von stattlichen H?usern;?Dort wohnt der K?nig, dort steht sein Palast,?Er ist von sch?nem ?u?ern
(N?mlich der Palast). Vor dem Portal?Zu jeder Seite ein Schildhaus.?Rotr?cke mit Flinten halten dort Wacht,?Sie sehen drohend und wild aus.
Mein Cicerone sprach: ?Hier wohnt?Der Ernst Augustus, ein alter,?Hochtoryscher Lord, ein Edelmann,?Sehr r��stig f��r sein Alter.
Idyllisch sicher haust er hier,?Denn besser als alle Trabanten?Besch��tzet ihn der mangelnde Mut?Von unseren lieben Bekannten.
Ich seh ihn zuweilen, er klagt alsdann,?Wie gar langweilig das Amt sei,?Das K?nigsamt, wozu er jetzt?Hier in Hannover verdammt sei.
An gro?britannisches Leben gew?hnt,?Sei es ihm hier zu enge,?Ihn plage der Spleen, er f��rchte schier,?Da? er sich mal erh?nge.
Vorgestern fand ich ihn traurig geb��ckt?Am Kamin, in der Morgenstunde;?Er kochte h?chstselbst ein Lavement?F��r seine kranken Hunde.?
CAPUT XX
Von Harburg fuhr ich in einer Stund'?Nach Hamburg. Es war schon Abend.?Die Sterne am Himmel gr��?ten mich,?Die Luft war lind und labend.
Und als ich zu meiner Frau Mutter kam,?Erschrak sie fast vor Freude;?Sie rief: ?Mein liebes Kind!? und schlug?Zusammen die H?nde beide.
?Mein liebes Kind, wohl dreizehn Jahr'?Verflossen unterdessen!?Du wirst gewi? sehr hungrig sein -?Sag an, was willst du essen?
Ich habe Fisch und G?nsefleisch?Und sch?ne Apfelsinen.???So gib mir Fisch und G?nsefleisch?Und sch?ne Apfelsinen.?
Und als ich a? mit gro?em App'tit,?Die Mutter ward gl��cklich und munter,?Sie frug wohl dies, sie frug wohl das,?Verf?ngliche Fragen mitunter.
?Mein liebes Kind! und wirst du auch?Recht sorgsam gepflegt in der Fremde??Versteht deine Frau die Haushaltung,?Und flickt sie dir Str��mpfe und Hemde??
?Der Fisch ist gut, lieb M��tterlein,?Doch mu? man ihn schweigend verzehren;?Man kriegt so leicht eine Gr?t' in den Hals,?Du darfst mich jetzt nicht st?ren.?
Und als ich den braven Fisch verzehrt,?Die Gans ward aufgetragen.?Die Mutter frug
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