Deutschland. Ein Wintermaerchen | Page 8

Heinrich Heine
so ehrw��rdig aus,?Wie man sich gew?hnlich einbildt.
Er watschelte durch die S?le herum?Mit mir im trauten Geschw?tze.?Er zeigte wie ein Antiquar?Mir seine Kuriosa und Sch?tze.
Im Saale der Waffen erkl?rte er mir,?Wie man sich der Kolben bediene,?Von einigen Schwertern rieb er den Rost?Mit seinem Hermeline.
Er nahm ein Pfauenwedel zur Hand,?Und reinigte vom Staube?Gar manchen Harnisch, gar manchen Helm,?Auch manche Pickelhaube.
Die Fahne st?ubte er gleichfalls ab,?Und er sprach: ?Mein gr??ter Stolz ist,?Da? noch keine Motte die Seide zerfra?,?Und auch kein Wurm im Holz ist.?
Und als wir kamen in den Saal,?Wo schlafend am Boden liegen?Viel tausend Krieger, kampfbereit,?Der Alte sprach mit Vergn��gen:
?Hier m��ssen wir leiser reden und gehn,?Damit wir nicht wecken die Leute;?Wieder verflossen sind hundert Jahr',?Und L?hnungstag ist heute.?
Und siehe! der Kaiser nahte sich sacht?Den schlafenden Soldaten,?Und steckte heimlich in die Tasch'?Jedwedem einen Dukaten.
Er sprach mit schmunzelndem Gesicht,?Als ich ihn ansah verwundert:??Ich zahle einen Dukaten per Mann,?Als Sold, nach jedem Jahrhundert.?
Im Saale, wo die Pferde stehn?In langen, schweigenden Reihen,?Da rieb der Kaiser sich die H?nd',?Schien sonderbar sich zu freuen.
Er z?hlte die G?ule, St��ck vor St��ck,?Und kl?tschelte ihnen die Rippen;?Er z?hlte und z?hlte, mit ?ngstlicher Hast?Bewegten sich seine Lippen.
?Das ist noch nicht die rechte Zahl? -?Sprach er zuletzt verdrossen -,??Soldaten und Waffen hab ich genung,?Doch fehlt es noch an Rossen.
Ro?k?mme hab ich ausgeschickt?In alle Welt, die kaufen?F��r mich die besten Pferde ein,?Hab schon einen guten Haufen.
Ich warte, bis die Zahl komplett,?Dann schlag ich los und befreie?Mein Vaterland, mein deutsches Volk,?Das meiner harret mit Treue.?
So sprach der Kaiser, ich aber rief:??Schlag los, du alter Geselle,?Schlag los, und hast du nicht Pferde genug,?Nimm Esel an ihrer Stelle.?
Der Rotbart erwiderte l?chelnd: ?Es hat?Mit dem Schlagen gar keine Eile,?Man baute nicht Rom an einem Tag,?Gut Ding will haben Weile.
Wer heute nicht kommt, kommt morgen gewi?,?Nur langsam w?chst die Eiche,?Und chi va piano, va sano, so hei?t?Das Spr��chwort im r?mischen Reiche.?
CAPUT XVI
Das Sto?en des Wagens weckte mich auf,?Doch sanken die Augenlider?Bald wieder zu, und ich entschlief?Und tr?umte vom Rotbart wieder.
Ging wieder schwatzend mit ihm herum?Durch alle die hallenden S?le;?Er frug mich dies, er frug mich das,?Verlangte, da? ich erz?hle.
Er hatte aus der Oberwelt?Seit vielen, vielen Jahren,?Wohl seit dem Siebenj?hrigen Krieg,?Kein Sterbenswort erfahren.
Er frug nach Moses Mendelssohn,?Nach der Karschin, mit Intresse?Frug er nach der Gr?fin Dubarry,?Des f��nfzehnten Ludwigs M?tresse.
?O Kaiser?, rief ich, ?wie bist du zur��ck!?Der Moses ist l?ngst gestorben,?Nebst seiner Rebekka, auch Abraham,?Der Sohn, ist gestorben, verdorben.
Der Abraham hatte mit Lea erzeugt?Ein B��bchen, Felix hei?t er,?Der brachte es weit im Christentum,?Ist schon Kapellenmeister.
Die alte Karschin ist gleichfalls tot,?Auch die Tochter ist tot, die Klenke;?Helmine Ch��zy, die Enkelin,?Ist noch am Leben, ich denke.
Die Dubarry lebte lustig und flott,?Solange Ludwig regierte,?Der F��nfzehnte n?mlich, sie war schon alt,?Als man sie guillotinierte.
Der K?nig Ludwig der F��nfzehnte starb?Ganz ruhig in seinem Bette,?Der Sechzehnte aber ward guillotiniert?Mit der K?nigin Antoinette.
Die K?nigin zeigte gro?en Mut,?Ganz wie es sich geb��hrte,?Die Dubarry aber weinte und schrie,?Als man sie guillotinierte.? - -
Der Kaiser blieb pl?tzlich stillestehn,?Und sah mich an mit den stieren?Augen und sprach: ?Um Gottes will'n,?Was ist das, guillotinieren??
?Das Guillotinieren? - erkl?rte ich ihm -??Ist eine neue Methode,?Womit man die Leute jeglichen Stands?Vom Leben bringt zu Tode.
Bei dieser Methode bedient man sich?Auch einer neuen Maschine,?Die hat erfunden Herr Guillotin,?Drum nennt man sie Guillotine.
Du wirst hier an ein Brett geschnallt; -?Das senkt sich; - du wirst geschoben?Geschwinde zwischen zwei Pfosten; - es h?ngt?Ein dreieckig Beil ganz oben; -
Man zieht eine Schnur, dann schie?t herab?Das Beil, ganz lustig und munter; -?Bei dieser Gelegenheit f?llt dein Kopf?In einen Sack hinunter.?
Der Kaiser fiel mir in die Red':??Schweig still, von deiner Maschine?Will ich nichts wissen, Gott bewahr',?Da? ich mich ihrer bediene!
Der K?nig und die K?nigin!?Geschnallt! an einem Brette!?Das ist ja gegen allen Respekt?Und alle Etikette!
Und du, wer bist du, da? du es wagst,?Mich so vertraulich zu duzen??Warte, du B��rschchen, ich werde dir schon?Die kecken Fl��gel stutzen!
Es regt mir die innerste Galle auf,?Wenn ich dich h?re sprechen,?Dein Odem schon ist Hochverrat?Und Majest?tsverbrechen!?
Als solcherma?en in Eifer geriet?Der Alte und sonder Schranken?Und Schonung mich anschnob, da platzten heraus?Auch mir die geheimsten Gedanken.
?Herr Rotbart? - rief ich laut -, ?du bist?Ein altes Fabelwesen,?Geh, leg dich schlafen, wir werden uns?Auch ohne dich erl?sen.
Die Republikaner lachen uns aus,?Sehn sie an unserer Spitze?So ein Gespenst mit Zepter und Kron';?Sie rissen schlechte Witze.
Auch deine Fahne gef?llt mir nicht mehr,?Die altdeutschen Narren verdarben?Mir schon in der Burschenschaft die Lust?An den schwarzrotgoldnen Farben.
Das beste w?re, du bliebest zu Haus,?Hier in dem alten Kyffh?user -?Bedenk ich die Sache ganz genau,?So brauchen wir gar keinen Kaiser.?
CAPUT XVII
Ich habe mich mit dem Kaiser gezankt?Im Traum, im Traum versteht sich -?Im wachenden Zustand sprechen wir nicht?Mit F��rsten so widersetzig.
Nur tr?umend, im idealen Traum,?Wagt ihnen der Deutsche zu sagen?Die deutsche Meinung, die er so tief?Im treuen Herzen getragen.
Als ich erwacht', fuhr ich einem Wald?Vorbei, der Anblick der B?ume,?Der nackten h?lzernen Wirklichkeit,?Verscheuchte meine Tr?ume.
Die Eichen sch��ttelten ernsthaft das Haupt,?Die Birken und Birkenreiser,?Sie nickten so warnend - und ich rief:??Vergib
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