Der Mann im Mond

Wilhelm Hauff
Der Mann im Mond

The Project Gutenberg eBook, Der Mann im Mond, by Wilhelm Hauff
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Title: Der Mann im Mond
Author: Wilhelm Hauff
Release Date: September 13, 2004 [eBook #13451]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER MANN
IM MOND***
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DER MANN IM MOND
oder Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme
Nebst der Kontrovers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Mond
von WILHELM HAUFF

INHALT.
ERSTER TEIL.
Der Ball Ida Schöne Augen Der Fremde Die Kirche Das Souper Das
Urteil der Welt Der Kotillon Die Beichte Das Dejeuner Der Brief
Operationsplan Die Mondwirtin Der polnische Gardist Der Hofrat auf
der Lauer Der selige Graf Gute Nachricht Der lange Tag Der Tee Das
Ständchen Die Freilinger Feindliche Minen Geheime Liebe Emils

Kummer Der selige Berner Entdeckung
ZWEITER TEIL.
Die Heilung Neue Entdeckung Das _Tête-à-tête_ Das Unkraut im
Weizen Das Unkraut wächst Trübe Augen Die Gräfin agiert Eifersucht
Der neue Nachbar Trau--schau--wem? Der Gram der Liebe Feine
Nasen Der Herr Inkognito Emil auf der Folter Der Rittmeister
Unschuld und Mut Noch einmal zieht er vor des Liebchens Haus Das
Duell Fingerzeig des Schicksals Licht in der Finsternis Reue und Liebe
Versöhnte Liebe Die Freiwerber Fortsetzung der Freier Die Soiree Die
Braut Präliminarien Zurüstungen Hochzeit Der Schmaus Schluß
Nachschrift Kontrovers-Predigt

ERSTER TEIL.

DER BALL.
Über Freilingen lag eine kalte, stürmische Novembernacht; der Wind
rumorte durch die Straßen, als sei er allein hier Herr und Meister und
eine löbliche Polizeiinspektion habe nichts über den Straßenlärm zu
sagen. Dicke Tropfen schlugen an die Jalousien und mahnten die
Freilinger, hinter den warmen Ofen sich zu setzen während des
Höllenwetters, das draußen umzog. Nichtsdestoweniger war es sehr
lebhaft auf den Straßen; Wagen von allen Ecken und Enden der Stadt
rollten dem Marktplatz zu, aus welchem das Museum, von oben bis
unten erleuchtet, sich ausdehnte.
Es war Ball dort, als am Namensfest des Königs, das die Freilinger, wie
sie sagten, aus purer Gewissenhaftigkeit nie ungefeiert vorbeiließen.
Morgens waren die Milizen ausgerückt, hatten prächtige Kirchenparade
gehalten und kümmerten sich in ihrem Patriotismus wenig darum, daß
die Dragoner, welche als Garnison hier lagen, sie laut genug
bekrittelten. Mittags war herrliches Diner gewesen, an welchem jedoch
nur die Herren Anteil genommen und solange getrunken und getollt
hatten, bis sie kaum mehr mit dem Umkleiden zum Ball fertig
geworden waren.
Auf Schlag sieben Uhr aber war der Ball bestellt, dem die Freilinger
Schönen und Nichtschönen schon seit sechs Wochen entgegengeseufzt
hatten. Schön konnte er diesmal werden, dieser Ball; hatte ihn doch
Hofrat Berner arrangiert, und das mußte man ihm lassen, so viele

Eigenheiten er sonst auch haben mochte: einen guten Ball zu
veranstalten, verstand er aus dem Fundament.
Die Wagen hatten nach und nach alle ihre köstlichen Waren entladen;
die Damen hatten sich aus den neidischen Hüllen der Pelzmäntel und
Schals herausgeschält und saßen jetzt in langen Reihen, alle in
unchristlichem Wichs, an den Wänden hinauf. Es war der erste Ball in
dieser Saison. Der Landadel hatte sich in die Stadt gezogen, Kranke
und Gesunde waren aus den Bädern zurückgekehrt; es ließ sich also
erwarten, daß das Neueste, was man überall an Haarputz und Kleidern
bemerkt und in feinem, aufmerksamem Herzen bewahrt hatte, an
diesem Abend zur Schau gestellt werden würde. Daher füllte die erste
halbe Stunde eine Musterung der Coiffüren und Girlanden, und das
Bebbern und Wispern der rastlos gehenden Mäulchen schnurrte
betäubend durch den Saal. Endlich aber hatte man sich satt geärgert
und bewundert und fragte überall, warum der Hofrat Berner das
Zeichen zum Anfang noch nicht geben wolle.
Das hatte aber seine ganz eigenen Gründe; man sah ihm wohl die
Unruhe an; aber niemand wußte, warum er, ganz gegen seine
Gewohnheit, unruhig hin- und herlaufe, bald hinaus auf die Treppe,
bald herein ans Fenster renne. Sonst war er Punkt fünf Uhr mit seinem
Arrangement fertig gewesen und hatte dann ruhig und besonnen den
Ball eröffnet; aber heute schien ein sonderbarer Zappel das freundliche
Männchen überfallen zu haben.
Nur er wußte, warum alles warten mußte; keinem Menschen, soviel
man ihn auch mit Schmeichelwörtchen und schönen Redensarten
bombardierte, vertraute er ein Sterbenswörtchen davon; er lächelte nur
still und geheimnisvoll vor sich hin und ließ nur hie und da ein "werdet
schon sehen"--"man kann nicht wissen, was kommt" fallen.
Wir wissen es übrigens und können reinen Wein darüber einschänken:
Präsidents Ida war vor wenigen Stunden aus der Pension
zurückgekommen; er, der alte Hausfreund, war zufällig dort, als sie
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