Furioso? 
Zenobius. Von einer Furie. 
Bustorius. Das ist schön, Furie kann am besten machen Furioso. 
Borax. Aber Mama, mich loben s' gar nicht. 
Antimonia. Sei nur still! 
Bustorius. Das kleine Bübel greift aber manchmal ein bissel falsch. 
Antimonia (die währenddem ihrem Sohn immer den Schweiß von der 
Stirne gewischt hat). Mein Herr! das könnte mich beleidigen. Er ist der 
erste Violinspieler im ganzen Feenreich, er hat einen englischen 
Meister, der für jede Lektion zweihundert Schillinge bekommt. 
Zenobius. Ganz gut, aber überlassen Sie sein Lob andern Leuten. 
Antimonia. Wer kann ihn unparteiischer beurteilen als ich, seine Mutter? 
(Eitel.) Obwohl mirs, meiner Jugend und meiner Reize wegen, niemand 
ansieht, daß ich seine Mutter bin. 
Bustorius. Nein, hätt ich Ihnen für seine Großmutter gehalten. 
Antimonia. O Sie einfältiger Zauberer! (Borax weint laut.) Pfui! mein 
Boraxi, mußt nicht weinen. Hörst! mußt gar nicht aufmerken auf die 
abscheuligen Leute da. 
Borax. (weinerlich). Freilich, was liegt denn mir an den Leuten, die 
können alle weniger als ich. 
Antimonia. Ja mein Bubi, so ists recht! Jetzt bist brav!
Zenobius (lachend). Bravissimo! 
Bustorius (lachend). Das ist gute Erziehung. Buben tut sie schön, und 
Meister gibt sie Schilling. 
Antimonia. Beleidigen Sie mich nicht länger, oder ich verlasse die 
Gesellschaft -- (Will fort.) 
Zenobius. Bleiben Sie. Hat Lakrimosa Sie darum zu sich gebeten, um 
zu streiten? Sie wird den Augenblick erscheinen, sie empfängt nur 
ihren Vetter, den sie aus Donau-Eschingen erwartet hat und der wie Sie 
alle im Hexengasthof abgestiegen ist, weil im Palast hier niemand 
wohnen darf. 
Antimonia. Gut, aus Höflichkeit will ich bleiben, aber schweigen kann 
ich nicht, durchaus nicht! 
Bustorius. Das ist liebenswürdige Frau, wenn ich einmal heirate, nimm 
ich keine andere, aber sie auch nicht. 
 
Zweiter Auftritt 
Ein Feendiener. Vorige. 
Diener. Die Fee. 
Bustorius. Sie sieht noch gut aus vom weiten. 
Zenobius. Das Schicksal hat sie mit ewiger Jugend beschenkt, darum 
hat der Gram ihre Reize geschont. 
 
Dritter Auftritt 
Lakrimosa erscheint mit betrübter, aber doch höflicher Miene. Ajaxerle 
im schwäbischen gestreiften Zauberhabit. Er ist sehr geschäftiger, 
gutmütiger Natur. Trippelt gerne herum und sagt alles mit
dummlachender Miene, als freute ihn alles, was er spricht. 
Vorige. 
Alle. Vivat die Hausfrau! 
Lakrimosa. Es freut mich, meine werten Gäste, wenn Sie sich gut 
unterhalten haben. 
Alle. Vortrefflich! 
Lakrimosa. Hier stell ich Ihnen meinen geliebten Vetter vor, Magier 
aus Schwabenland. 
Ajaxerle (im schwäbischen Dialekte). Freut mich, Sie allerseits 
kennenzulernen. 
Alle. Freut uns! 
Bustorius. Was Teuxel! das ist ja der Ajaxerle? 
Ajaxerle. Der Tausend, wie kommen denn Sie daher? ah Herrjegerle, 
das freut mich! (Umarmt ihn.) 
Lakrimosa. Kennen sich die Herren? 
Ajaxerle. Das glaub ich. Wo haben wir denn nur geschwind 
Freundschaft geschlossen? 
Bustorius. Wissen Sie nicht? Auf dem letzten Geisterdiner in 
Temeswar. 
Ajaxerle. Richtig! wo Sie mir die Bouteille Wein an den Kopf geworfe 
habe, da hab ich die Ehr gehabt, Sie kennezulerne. 
Lakrimosa (tritt zwischen beide). Genug, meine Herren, diese schönen 
Erinnerungen ein andersmal. An mir ist die Reihe. (Überblickt alle mit 
Wohlgefallen, dann spricht sie mit Gefühl.) Ja, es ist keines 
ausgeblieben, alle sind sie hier, die mein Schmerz zu sich bitten ließ.
Türkische, böhmische und ungarische Wolken haben sie zu mir 
getragen. (Jedem die Hand reichend.) Mein Bustorius aus Warasdin, 
meine Freundin, die Nymphe von Karlsbad, sogar Selima und Zulma, 
die Feen von der türkischen Grenze. Du stille Nacht, an deren Busen 
ich so oft mein sinnend Haupt gelegt. Der Morgen und der Abend. 
Blödsinn und Faulheit et cetera, et cetera, alle, alle sind sie hier. 
Bustorius. Ist das Freude, sind wir alle da! 
Lakrimosa. Und nun hören Sie die Ursache, warum ich Sie auffordern 
ließ, ihre Wolkenschlösser zu verlassen und mir in meiner bedrängten 
Lage Beistand zu leisten. 
Alle. Erzählen Sie. (Alle setzen sich.) 
Lakrimosa. Es sind nun volle achtzehn Jahre, als ich an einem heitern 
Juliustage auf einem Sonnenstrahl nach der Erde fuhr und mich in 
Blitzesschnelle in einem angenehmen Tal befand. Vor mir stand ein 
junger blonder Mann, sein edler Anstand und sein gemütliches Auge 
bürgten für die Aufrichtigkeit seines Herzens. Ihn zu sehen und zu 
lieben war das Werk eines Augenblicks. Es war der Direktor einer 
reisenden Seiltänzergesellschaft, die in diesem einsamen Orte halt 
machte und nicht mehr weiterziehen wollte, bis die für zweihundert 
Gulden rückständige Gage augenblicklich gesichert wäre. Mein 
Entschluß war gefaßt: er mein Gemahl oder keiner-- ich zauberte ihm 
schnell einen Beutel Louisdors in die Tasche und flog, in eine girrende 
Taube verwandelt, in mein Reich zurück. Mein Freund Zenobius sah 
mich kommen. Erinnerst du dich noch? 
Zenobius. Ja, es war an einem Mittwoch, und den Tag vorher haben wir 
Holz bekommen. 
Lakrimosa. Ihm übergab ich geschwinde die Schlüssel meines Palastes, 
und um schneller die Erde zu erreichen, verwandelte ich mich in einen 
Pfeil, und Zenobius schoß ihn in das Dach des Wirtshauses, welches 
mein Geliebter indessen bezogen hatte. Ich stieg als reisende 
Schauspielerin darin ab, und, um kurz zu sein,    
    
		
	
	
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