Kraftleistung 
und geringsten Kohlenverbrauch seines Schiffes sorgen soll.
Es ist daher schwer zu sagen, die und die Zahlung stellt eine 
ausreichende und erträgliche Leistung dar. Es muss aber eine Summe 
gefunden werden, deren Schwere erträglich ist und die zugleich der 
wirtschaftlichen Lage der empfangsberechtigten Nationen 
entgegenkommt. 
Wir wissen, dass in Ihrem Kreise Ziffern für 1922 genannt worden sind: 
500 Millionen für die Leistungen in bar und 1450 Millionen für die 
Sachleistungen einschliesslich der äusseren Besatzungskosten. Ich will 
diese Ziffern als Basis meiner Berechnungen wählen. Sollte eine um 
220 Millionen höhere Summe genannt werden, so wird das Problem 
noch weiter erschwert und gefährdet. 
Ich komme nun zur Lage der deutschen Zahlungen. Deutschland ist ein 
Land der Lohnarbeit. Es empfängt Rohstoffe, verarbeitet sie und 
verkauft die verarbeiteten Erzeugnisse. Die Deutschland nach dem 
Kriege verbleibenden eigenen Rohstoffe sind mit Ausnahme der Kohle 
unerheblich. Das Kali, von dem so viel die Rede ist, ist nicht so sehr 
bedeutend. Dazu kommen sehr kleine Mengen von Kupfer und Zink. 
Von allem anderen, was Deutschland braucht zur Behausung, zur 
Kleidung, zur Nahrung, muss es das meiste im Auslande kaufen. 
Deutschland hat daher für alles, was es kauft, in bar zu bezahlen. Es 
kann nur zahlen durch seine Handarbeit. Es ist deshalb notwendig, dass 
Deutschland eine aktive Handels- und Zahlungsbilanz hat. Unsere 
Zahlungsbilanz aber ist vorbelastet mit einem Einfuhrbedarf von 2½ 
Milliarden Lebensmitteln und 2½ Milliarden Rohstoffen, und zwar 
ohne verarbeitete Fabrikate und ohne Luxusartikel, die nicht sehr 
erheblich sind und die es zum grossen Teil nicht aus freiem Entschluss, 
sondern zur Aufrechterhaltung nachbarlicher Handelsbeziehungen 
erwirbt. 
Ausserdem sind im Gegensatz gegen die frühere Lage, in der uns aus 
Auslandsinvestitionen 1½ Milliarden jährliche Erträgnisse zuflossen, 
jetzt ¾ Milliarden Goldmark jährlich an das in Deutschland Kapital 
besitzende Ausland zu zahlen. 
Die Passivseite der Zahlungsbilanz beträgt also etwa 5¾ Milliarden
Goldmark, denen eine Ausfuhr von nur 3½ bis 4 Milliarden 
gegenübersteht. Es besteht somit eine Passivität der Zahlungsbilanz im 
Saldo 2 Milliarden schon vor Zahlung irgendwelcher Reparation. 
(Auf Befragen Lloyd Georges:) Es ist ganz richtig, dass infolge des 
Standes des Weltindexes auf 1,5 die deutsche Ausfuhr jetzt 14 bis 15 
Milliarden Goldmark betragen müsste, wenn sie dem Vorkriegsstande 
entspräche. Sie hat sich also auf etwa ein Viertel vermindert. 
Um das Defizit der Zahlungsbilanz zu decken, bestehen nur drei 
Möglichkeiten: 
Verkauf der Substanz des Landes, grosse auswärtige Anleihen oder 
Verkauf der Landeswährung. 
Den Ausverkauf von Landessubstanz konnten wir leider nicht hindern. 
Er ist in grossem Umfange vor sich gegangen. Grundstücke, 
Unternehmungen, Aktien, Obligationen, selbst Hausrat sind vom 
Auslande unter dem Werte erworben worden. 
Die Durchführung einer auswärtigen Anleihe haben wir versucht. Sie 
war unmöglich, da nach Meinung der City die Deutschland auferlegten 
Lasten zu schwer waren. 
Unter diesen Umständen war es unmöglich, den Verkauf von 
Umlaufsmitteln zu vermeiden, obwohl unser Geld hierdurch ein 
Gegenstand der internationalen Spekulation wurde. 
Der Prozess des Ausverkaufs des deutschen Geldes hat sich zunächst 
ohne panikartige Folgen bis Mitte 1921 fortgesetzt. Er wurde nicht 
durch Deutschland ermutigt, sondern durch das Ausland eingeleitet, das 
mit Recht den inneren Wert der Mark höher einschätzte als den 
Auslandskurs. Aber Mitte 1921 ereignete sich etwas, was 
vorauszusehen war: der Streik der Käufer der Mark. In dem Augenblick, 
wo man sah, dass wir gezwungen waren, in kurzer Frist eine 
Goldmilliarde zu beschaffen, mithin 30 Papiermilliarden zu verkaufen, 
steckten die Markkäufer die Hände in die Tasche und warteten. So trat 
der Marksturz ein, und der Dollarkurs stieg von 55 bis zeitweise auf
300. 
Man hat bei uns und im Auslande gesagt, dieser Marksturz sei nur die 
Folge der Inflation und des Gebrauchs der Notenpresse in Deutschland. 
Das ist ein Irrtum. Sonst hätte dieser Sturz nicht so plötzlich und in 
ganz kurzer Zeit eintreten können. Auch hat der Kurs sich sobald sich 
wieder etwas Blau am Himmel zeigte, erheblich gebessert. Das Blau 
am Himmel waren die Nachrichten über die ersten Besprechungen 
zwischen der britischen und französischen Regierung über eine 
Regelung unserer Verbindlichkeiten für 1922. 
Jetzt komme ich zu einem äusserst wichtigen Punkt. Solange die 
Währung eines Staates auf dem internationalen Markt aus dem 
Gleichgewicht gekommen ist, ist es unmöglich, irgend ein Budget auf 
bestimmte Zeit mit Sicherheit in Ordnung zu bringen. Denn jeder neue 
Sturz des Kurses hat eine Erhöhung der Ausgaben für Gehälter, Löhne 
und Rohstoffe zur Folge. Ein Staatsbudget aber setzt sich nur aus 
diesen drei Posten zusammen. 
In diesem Augenblick ist unser Budget für 1922 in Ordnung. Es enthält 
sogar gewisse Ueberschüsse, dabei ist aber von den Reparationen 
abgesehen. Jeder neue Marksturz, jede neue innere Preiserhöhung aber 
wird dieses Budget gefährden. 
Wird damit gerechnet, dass die Reparationslasten erträglich werden, 
dann kann die Mark steigen und das Mass der Staatsausgaben in 
Papiermark sinken. Auf der anderen Seite wird die Konkurrenz der 
deutschen Ware umso gefährlicher, je mehr die Mark sinkt. 
Was gibt es nun für Mittel der Gesundung? Wie kann man je zu einer 
Wiederherstellung der    
    
		
	
	
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