Der Parasit, oder die Kunst, sein Glueck zu machen. | Page 2

Friedrich von Schiller
er an dem Ihren.
Firmin. Ich will keinen Andern aus seinem Platze verdr?ngen und bin gern da, wo ich stehe, in der Dunkelheit.
Karl. Sie sollten so hoch streben, als Sie reichen k?nnen.--Da? Sie unter dem vorigen Minister sich in der Entfernung hielten, machte Ihrer Denkungsart Ehre, und ich bewunderte Sie darum nur desto mehr. --Sie f��hlten sich zu edel, um durch die Gunst erlangen zu wollen, was Ihrem Verdienst geb��hrte. Aber Narbonne, sagt man, ist ein vortrefflicher Mann, der das Verdienst aussucht, der das Gute will. Warum wollen Sie aus ��bertriebener Bescheidenheit auch jetzt noch der Unf?higkeit und Intrigue das Feld ��berlassen?
Firmin. Deine Leidenschaft verf��hrt dich, Selicours Fehler und mein Verdienst zu ��bertreiben.--Sei es auch, da? Selicour f��r sein mittelm??iges Talent zu hoch hinaus will, er ist redlich und meint es gut. Mag er seine Arbeit thun oder durch einen Andern thun lassen-- wenn sie nur gethan wird!--Und gesetzt, er taugte weniger, tauge ich um derentwillen mehr? W?chst mir ein Verdienst zu aus seinem Unwerth? Ich habe mir bisher in meiner Verborgenheit ganz wohl gefallen und nach keinem h?hern Ziel gestrebt. Soll ich in meinem Alter meine Gesinnung ?ndern? Mein Platz sei zu schlecht f��r mich! Immerhin! Weit besser, als wenn ich zu schlecht f��r meine Stelle w?re!
Karl. Und ich m��?te also Charlotten entsagen!

Zweiter Auftritt.
La Roche. Beide Firmin.
Firmin. Kommt da nicht La Roche?
La Roche (niedergeschlagen). Er selbst.
Firmin. So schwerm��thig? Was ist Ihnen begegnet?
La Roche. Sie gehen aufs Bureau! Wie gl��cklich sind Sie!--Ich-- ich will den angenehmen Morgen genie?en und auf dem Wall promenieren.
Firmin. La Roche! Was ist das? Sollten Sie nicht mehr--
La Roche (zuckt die Achseln). Nicht mehr.--Mein Platz ist vergeben. Seit gestern hab' ich meinen Laufpa? erhalten.
Karl. Um Gotteswillen!
La Roche. Meine Frau wei? noch nichts davon. Lassen Sie sich ja nichts gegen sie merken. Sie ist krank; sie w��rde den Tod davon haben.
Karl. Sorgen Sie nicht. Von uns soll sie nichts erfahren.
Firmin. Aber sagen Sie mir, La Roche, wie--
La Roche. Hat man mir das Geringste vorzuwerfen? Ich will mich nicht selbst loben; aber ich kann ein Register halten, meine Correspondenz f��hren, denk' ich, so gut als ein Anderer. Ich habe keine Schulden, gegen meine Sitten ist nichts zu sagen.--Auf dem Burean bin ich der Erste, der kommt, und der Letzte, der abgeht, und doch verabschiedet!
Firmin. Wer Sie kennt, mu? Ihnen das Zeugni? geben--
Karl. Aber wer kann Ihnen diesen schlimmen Dienst geleistet haben?
La Roche. Wer? Es ist ein Freundschaftsdienst von dem Selicour.
Karl. Ist's m?glich?
La Roche. Ich hab' es von guter Hand.
Firmin. Aber wie?
La Roche. Der Selicour ist aus meinem Ort, wie Sie wissen. Wir haben beide gleiches Alter. Sein bischen Schreiben hat er von mir gelernt, denn mein Vater war Cantor in unserm Dorf. Ich hab' ihn in die Gesch?fte eingef��hrt. Zum Dank daf��r schickt er mich jetzt fort, um. Ich wei? nicht welchen Vetter von dem Kammerdiener unsers neuen Ministers in meinen Platz einzuschieben.
Karl. Ein saubres Pl?nchen!
Firmin. Aber w?re da nicht noch Rath zu schaffen?
La Roche. Den erwart' ich von Ihnen, Herr Firmin!--Zu Ihnen wollt' ich mich eben wenden.--Sie denken rechtschaffen.--H?ren Sie! Um meine Stelle ist mir's nicht zu thun; aber r?chen will ich mich. Dieser unversch?mte Bube, der gegen seine Obern so geschmeidig, so kriechend ist, glaubt einem armen Schlucker, wie ich bin, ungestraft ein Bein unterschlagen zu k?nnen.--Aber nimm dich in Acht, Freund Selicour!--Der verachtete Gegner soll dir sehr ernsthafte H?ndel anrichten!--Und sollt' es mir meine Stelle, meine Versorgung auf immer kosten--ich mu? Rache haben! F��r meine Freunde gehe ich ins Feuer, aber meine Feinde m?gen an mich denken.
Firmin. Nicht doch, lieber La Roche!--Vergeben und vergessen ist die Rache des braven Mannes.
La Roche. Keine Barmherzigkeit, Herr, mit den Schelmen! Schlechte Bursche zu entlarven, ist ein gutes, ein verdienstliches Werk.-- Seine Stelle, das wissen Sie recht gut, geb��hrt von Gott und Rechts wegen Ihnen--und das aus mehr als einem Grund. Aber arbeitet, zerschwitzt euch, la?t's euch sauer werden, ihr habt doch nur Zeit und M��he umsonst vergeudet! Wer fragt nach eurem Verdienste? Wer bek��mmert sich darum?--Kriecht, schmeichelt, macht den Krummbuckel, streicht den Katzenschwanz, das empfiehlt seinen Mann! Das ist der Weg zum Gl��ck und zur Ehre!--So hat's dieser Selicour gemacht, und ihr seht, wie wohl er sich dabei befindet!
Firmin. Aber thun Sie dem guten Manne nicht Unrecht, lieber La Roche?
La Roche. Ich ihm Unrecht! Nun, nun--ich will mich eben f��r keinen tiefen Menschenkenner geben; aber diesen Selicour, den seh' ich durch! Den hab' ich--ich kenne mich selbst nicht so gut, als ich den kenne.--Schon in der Schule sah man, welch Fr��chtchen das geben w��rde! Das schw?nzelte um den Lehrmeister herum und horchte und schmeichelte, und wu?te sich fremdes Verdienst zuzueignen und seine Eier in fremde Nester zu legen. Das erschrak vor keiner Niedertr?chtigkeit, um sich einzuschmeicheln, einzunisten. Als er ?lter ward, ging das alles ins Gro?e. Bald spielte erden Heuchler, bald den Spa?macher, wie's die Zeit heischte; mit jedem
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