Zerbin

Jacob Michael Reinhold Lenz
Zerbin (Oder die neuere
Philosophie) [with accents]

The Project Gutenberg EBook of Zerbin, by Jacob Michael Reinhold
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Title: Zerbin
Author: Jacob Michael Reinhold Lenz
Release Date: November, 2004 [EBook #6835] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 28,
2003]

Edition: 10
Language: German
Character set encoding: iso-Latin-1
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Zerbin (oder die neuere Philosophie)
Jakob Michael Reinhold Lenz

O let those cities, that of plenty's cup And her prosperities so largely
taste, With their superfluous riots hear these tears-Shakespeare
Wie mannigfaltig sind die Arten des menschlichen Elends! Wie
unerschÖpflich ist diese Fundgrube fÜr den Dichter, der mehr durch
sein Gewissen, als durch Eitelkeit und Eigennutz sich gedrungen fühlt,
den vertaubten Nerven des Mitleids für hundert Elende, die unsere
Modephilosophie mit grausamen LÄcheln von sich weist, in seinen

Mitbürgern wieder aufzureizen! Wir leben in einem Jahrhundert, wo
Menschenliebe und Empfindsamkeit nichts Seltenes mehr sind: woher
kommt es denn, daß man so viel Unglückliche unter uns antrifft? Sind
das immer Unwürdige, die uns unsere durch hellere Aussichten in die
Moral bereicherten Verstandesfähigkeiten als solche darstellen? Ach!
ich fürchte, wir werden uns oft nicht Zeit zur Untersuchung lassen, und,
weil wir unsere Ungerechtigkeiten desto schöner bemänteln gelernt
haben, aus allzugroßer Menschenfreundschaft desto unbiegsamere
Menschenfeinde werden, die zuletzt an keinem Dinge außer sich mehr
die geringste moralische Schönheit werden entdecken können, und
folglich auch sich berechtigt glauben, an dem menschlichen Geschlecht
nur die Gattung, nie die Individuen zu lieben.
Folgende Erzählung, die aus dem Nachlaß eines Magisters der
Philosophie in Leipzig gezogen ist, wird, hoffe ich, auf der großen
Karte menschlicher Schicksale verschiedene neue Wege entdecken, für
welche zu warnen noch keinem unserer Reisebeschreiber eingefallen ist,
ob schon unser Held nicht der erste Schiffbrüchige darauf gewesen.
Zerbin war ein junger Berliner, mit einer kühnen, glühenden
Einbildungskraft, und einem Herzen, das alles aus sich zu machen
verspricht, einem Herzen, das seinem Besitzer zum voraus zusagt, sich
durch kein Schicksal, sei es auch von welcher Art es wolle, erniedrigen
zu lassen. Er hielt es des Menschen für unwürdig, den Umständen
nachzugeben, und diese edle Gesinnung (ich kenne bei einem Neuling
im Leben keine edlere) war die Quelle aller seiner nochmaligen
Unglücksfälle. Er war der einzige Sohn eines Kaufmanns, der seine
unermeßlichen Reichtümer durch die unwürdigsten Mittel
zusammengescharrt hatte, und dessen ganze Sorge im Alter dahin ging,
seinen Sohn zu eben diesem Gewerbe abzurichten. Sein Handel bestand
aus Geld, welches er auf mehr als jüdische Zinsen auslieh, wodurch er
der Wurm des Verderbens so vieler Familien geworden war, deren
Söhne sich, durch ihn gereizt, aufs Spiel gelegt hatten, oder zu andern
unwiederbringlichen Unordnungen gebracht worden waren. Umsonst,
daß er itzt seinen Sohn in alle den Kunstgriffen unterrichtete, womit er
die Unglücklichen in sein Netz zu ziehen gewohnt gewesen, umsonst,
daß er ihm vorstellte, wie leicht und bequem diese Art zu gewinnen sei,
umsonst, daß er, wegen seines offenen Kopfs, und der an ihm sich
zeigenden Talente, alle mögliche Liebkosungen affenmäßig an ihn

verschwendete: Zerbins Gradheit des Herzens (soll ich es lieber Stolz
nennen?) drang durch, und weil er sahe, daß die Grundsätze seines
Vaters allen möglichen Gegenvorstellungen des Kindes entwachsen
waren, und er doch am
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