ist, alles 
noch Folgende zu verwerfen. Diese Gründlichkeit hat zugleich den 
Vortheil, die größte Erleichterung für das Denkgeschäft zu gewähren, 
sie hat die ganze Entwickelung in diesen Keim eingeschlossen vor sich, 
und hält sich für mit Allem fertig, wenn sie mit diesem fertig ist, der 
das Leichteste zum Abthun ist, denn er ist das Einfachste, das Einfache 
selbst; es ist die geringe Arbeit, die erforderlich ist, wodurch sich diese 
so selbst zufriedene Gründlichkeit wesentlich empfiehlt. Diese 
Beschränkung auf das Einfache läßt der Willkür des Denkens, das für 
sich nicht einfach bleiben will, sondern seine Reflexionen darüber 
anbringt, freien Spielraum. Mit dem guten Rechte, sich zuerst nur mit 
dem Princip zu beschäftigen, und damit sich auf das Weitere nicht 
einzulassen, thut diese Gründlichkeit in ihrem Geschäfte selbst das 
Gegentheil hiervon, vielmehr das Weitere, d.i. andere Kategorien als 
nur das Princip ist, andere Voraussetzungen und Vorurtheile 
herbeizubringen. Solche Voraussetzungen, daß die Unendlichkeit 
verschieden von der Endlichkeit, der Inhalt etwas Anderes als die Form, 
das Innere ein Anderes als das Äußere, die Vermittelung ebenso nicht 
die Unmittelbarkeit sey, als ob einer dergleichen nicht wüßte, werden 
zugleich belehrungsweise vorgebracht und nicht sowohl bewiesen, als 
erzählt und versichert. In solchem Belehren als Benehmen liegt--man 
kann es nicht anders nennen,--eine Albernheit; der Sache nach aber 
Theils das Unberechtigte, dergleichen nur vorauszusetzen und geradezu 
anzunehmen, Theils aber noch mehr die Unwissenheit, daß es das 
Bedürfniß und Geschäft des logischen Denkens ist, eben dieß zu 
untersuchen, ob denn so ein Endliches ohne Unendlichkeit etwas 
Wahres ist, ebenso solche abstrakte Unendlichkeit, ferner ein formloser 
Inhalt und eine inhaltlose Form, so ein Inneres für sich, das keine
Äußerung hat, eine Äußerlichkeit ohne Innerlichkeit u.s.f.--etwas 
Wahres, ebenso etwas Wirkliches ist.--Aber diese Bildung und Zucht 
des Denkens, durch welche ein plastisches Verhalten desselben bewirkt 
und die Ungeduld der einfallenden Reflexion überwunden würde, wird 
allein durch das Weitergehen, das Studium und die Produktion der 
ganzen Entwickelung verschafft. 
Bei der Erwähnung platonischer Darstellung kann, wer ein 
selbstständiges Gebäude philosophischer Wissenschaft in modernen 
Zeiten neu aufzuführen arbeitet, an die Erzählung erinnert werden, daß 
Plato seine Bücher über den Staat sieben Mal umgearbeitet habe. Die 
Erinnerung hieran, eine Vergleichung, insofern sie eine solche in sich 
zu schließen schiene, dürfte nur um so mehr bis zu dem Wunsch treiben, 
daß für ein Werk, das, als der modernen Welt angehörig, ein tieferes 
Princip, einen schwereren Gegenstand und ein Material von reicherm 
Umfang zur Bearbeitung vor sich hat, die freie Muße, es sieben und 
siebenzig Mal durchzuarbeiten, gewährt gewesen wäre. So aber mußte 
der Verfasser, indem er es im Angesicht der Größe der Aufgabe 
betrachtet, sich mit dem begnügen, was es hat werden mögen, unter den 
Umständen einer äußerlichen Nothwendigkeit, der unabwendbaren 
Zerstreuung durch die Größe und Vielseitigkeit der Zeitinteressen, 
sogar unter dem Zweifel, ob der laute Lärm des Tages und die 
betäubende Geschwätzigkeit der Einbildung, die auf denselben sich zu 
beschränken eitel ist, noch Raum für die Theilnahme an der 
leidenschaftslosen Stille der nur denkenden Erkenntniß offen lasse. 
Berlin, den 7. November 1831. 
 
Einleitung 
Allgemeiner Begriff der Logik 
Es fühlt sich bei keiner Wissenschaft stärker das Bedürfniß, ohne 
vorangehende Reflexionen, von der Sache selbst anzufangen, als bei 
der logischen Wissenschaft. In jeder andern ist der Gegenstand, den sie 
behandelt, und die wissenschaftliche Methode von einander 
unterschieden; so wie auch der Inhalt nicht einen absoluten Anfang 
macht, sondern von andern Begriffen abhängt, und um sich herum mit 
anderem Stoffe zusammenhängt. Diesen Wissenschaften wird es daher 
zugegeben, von ihrem Boden und dessen Zusammenhang, so wie von 
der Methode nur lemmatischer Weise zu sprechen, die als bekannt und
angenommen vorausgesetzten Formen von Definitionen und 
dergleichen ohne weiteres anzuwenden, und sich der gewöhnlichen Art 
des Raisonnements zur Festsetzung ihrer allgemeinen Begriffe und 
Grundbestimmungen zu bedienen. 
Die Logik dagegen kann keine dieser Formen der Reflexion oder 
Regeln und Gesetze des Denkens voraussetzen, denn sie machen einen 
Theil ihres Inhalts selbst aus und haben erst innerhalb ihrer begründet 
zu werden. Nicht nur aber die Angabe der wissenschaftlichen Methode, 
sondern auch der Begriff selbst der Wissenschaft überhaupt gehört zu 
ihrem Inhalte, und zwar macht er ihr letztes Resultat aus; was sie ist, 
kann sie daher nicht voraussagen, sondern ihre ganze Abhandlung 
bringt dieß Wissen von ihr selbst erst als ihr Letztes und als ihre 
Vollendung hervor. Gleichfalls ihr Gegenstand, das Denken oder 
bestimmter das begreifende Denken, wird wesentlich innerhalb ihrer 
abgehandelt; der Begriff desselben erzeugt sich in ihrem Verlaufe, und 
kann somit nicht vorausgeschickt werden. Was daher in dieser 
Einleitung vorausgeschickt wird, hat nicht den Zweck, den Begriff der 
Logik etwa zu begründen, oder den Inhalt und die Methode derselben 
zum voraus wissenschaftlich zu rechtfertigen, sondern, durch einige 
Erläuterungen und Reflexionen, in raisonnirendem und historischem 
Sinne, den Gesichtspunkt, aus welchem diese Wissenschaft zu 
betrachten ist, der Vorstellung näher zu bringen. 
Wenn die Logik als die Wissenschaft des Denkens im Allgemeinen 
angenommen wird, so wird dabei verstanden,    
    
		
	
	
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