Truppe, welche im Hofe des Castells 
aufgestellt worden war, feierlich inspicirt, der Hauptmann diesmal in 
Pantoffeln, aber mit Säbel und Dienstzeichen versehen. Die Soldaten 
sahen besser aus wie ich geglaubt hatte, alle ihre Uniformen waren neu 
und die Gewehre französische Minié-Büchsen. Nachdem sodann noch 
die Schlafzimmer waren besehen worden, die auch recht reinlich 
ausgefegt waren, aber weiter nichts enthielten als was jedes türkische 
Soldatenzimmer bietet: für jeden Mann eine Matte und einen kleinen 
Teppich statt eines Bettes; als endlich Küche, Vorrathskammern u.s.w. 
waren besichtigt worden, hatte die Mannschaft ihr Mittagsmahl
einzunehmen. 
Ich hatte am Morgen mehrere Ziegen kaufen und durch die Soldaten 
schlachten lassen, mit Reis hatten sie sich daraus ungeheure 
Pillau-Schüsseln gemacht, und nachdem sie mit grosser Hast, wie lange 
hatten sie wohl kein Fleisch gehabt, die Schüsseln geleert hatten, wurde 
ihnen noch ein Kaffee en gros gegeben. 
Aber die Hauptfestlichkeit ging jetzt erst an: ich hatte ein Paar Dutzend 
rother Fes, Taschentücher, dann kleine Geldsummen in Papier als 
Preise ausgestellt, und hienach mussten die Soldaten Wettrennen, 
Sacklaufen und Blindekuh spielen. Der Hauptmann-Commandant 
theilte die Preise aus, nachdem er jedoch für seine Mühe, und weil er 
selbst als Höchstcommandirender nicht mitlaufen konnte, von jedem 
Preise vorweg einen für sich genommen hatte. Im Anfange wollte es 
nicht recht, wo hatte je ein türkischer Soldat Sacklaufen gelernt, oder 
sonstige dergleichen Spiele mitgemacht, als aber nur mal erst einer sich 
einen neuen rothen Fes erobert hatte, wurden alle so eifrig und anstellig, 
dass bald jeder sein Theil weg hatte. Aber gewiss war es spasshaft 
anzusehen, wie die oft fünfzig Jahre alten Soldaten (in der Türkei dient 
in der Regel, wer ein Mal Militair ist, so lange wie er die Flinte tragen 
kann) sich kindlich freuten, und ebenso so grosse Freude hatten, wenn 
sie einen Preis bekamen, wie bei uns die muntere Schuljugend. Gewiss 
werden sie nie den Tag, den Milud des Sultans von Prussia vergessen, 
ihr eigener Sultan Abdul Asis kümmert sich nicht an seinem 
Geburtstage um seine Truppen. Bis spät in die Nacht hinein tanzten und 
sangen die Soldaten, und der Hauptmann war so gerührt worden, dass 
er seine beiden Officiere, welche auch jeder einen Baschlik (circa 8 
Groschen) gewonnen hatten, gegen Baarbezahlung auf ein Glas Araki 
einlud, kurz Alle waren befriedigt, und froh und müde legten Türken 
und Deutsche, welche am Tage Königs Geburtstag zusammen gefeiert 
hatten, da wo vielleicht einst die Siegeswagen der Battiden getummelt 
waren, sich sorglos zum Schlaf nieder. 
Nachdem ich dann noch am andern Morgen die verschiedenen Quellen 
von Gaigab, von denen eine unmittelbar unter der Mauer des Forts 
selbst entspringt, besichtigt und gefunden hatte, dass alle Spuren
antiker Bearbeitung zeigen, sagten wir unseren türkischen Freunden 
Lebewohl. Der Aduli blieb zurück, statt seiner kam jedoch sein ältester 
Sohn, um als Führer zu dienen. 
Um 7½ Uhr aufbrechend, hatten wir im Allgemeinen S.-W.-R., 
erreichten um 8 Uhr 20 Minuten die Quelle Lali und gleich darauf den 
Marabut Sidi Sbah, wo ebenfalls eine Quelle ist. Um 9½ Uhr waren wir 
bei der Quelle Djebarah, und liessen um 10 Uhr die Sauya-Faidia etwas 
nördlich von uns liegen. Wir befanden uns immer auf einem 
grossgewellten, jedoch niedrigen Hügellande, und gerade auf der 
Wasserscheide des Mittelmeeres und der Sahara. So passirten wir um 
12 Uhr 20 Minuten das uadi Feria, das ins Mittelmeer und gleich darauf 
das uadi Tebiabo, das in die Sahara abfliesst. Zwischen beiden 
erreichten wir die grösste Höhe 909 M., obschon andere Berge und 
Hügel seitwärts vom Wege noch 100-150 M. höher sind[11]. Die 
Gegend ist nicht bewaldet, aber trotzdem nicht ganz von Bäumen 
entblösst, und der fette rothe Boden Veranlassung zur üppigsten 
Vegetation der Blumen, namentlich gedeiht hier die Drias-Pflanze 
häufig und kräftig. Aber Bewohner sieht man nirgends, nur da, wo Fels 
zu Tage liegt, wie überall weicher Kalkstein, mahnen die 
tiefeingeschnittenen Räderspuren der Wagen der Alten, wie stark auch 
dieser höchste Kamm von Cyrenaica einst frequentirt war. Die Gegend 
selbst wird als Weidegrund der Brassa, eines der bedeutendsten 
Nomadenvölker vom heutigen Barca, genannt. Um 4 Uhr 15 Minuten 
schlugen wir Lager bei einer Oertlichkeit, Namens Slantia, wo 
zahlreiche Höhlen, theils natürliche, theils künstliche, einen Sitz der 
alten libyschen Ureinwohner zeigen. 
Am folgenden Tag hielten wir zuerst südlich, dann südwestlich und 
zuletzt ganz westlich[12]. Die Gegend ist sehr waldig, namentlich stark 
mit Wachholder bestanden, die Abdachung geht nur der Wüste zu, und 
überall sieht man die Ruinen alter römischer Burgen. Dies Land ist 
gleichfalls den Brassa eigen, obschon es ganz wie ausgestorben ist. Bei 
dem Castell Sira el gedim stiessen wir wieder auf zahlreiche Höhlen 
libyscher Troglodyten, und Nachmittags um 2 Uhr erreichten wir den 
scharf prononcirten Abfall des Hochplateaus, und gelangten mittelst 
des uadi Farat in die grosse Ebene el Chi[=e]. Die Drias hört nun auf,
wie überhaupt hier eine ganz andere Vegetation auftritt, namentlich ist 
es die Schih (artemisia), die uns hier zum ersten Male entgegentritt, 
und an    
    
		
	
	
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