Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band | Page 4

Gerhard Rohlfs
es die Museen in London und Berlin beneiden w��rden. Erst auf Antrieb des Prinzen Napoleon im Jahre 1850 in's Leben gerufen zu der Epoche, wo dieser gelehrte und die Wissenschaften pflegende Prinz rein Rundschreiben an die Pr?fecten von Algerien richtete: "d'aviser �� la conservation des ruines, vestiges et d��bris de la domination romaine," hat in der kurzen Zeit von nicht 10 Jahren, unter der sorgf?ltigen Hand des Herrn Roger das arch?ologische Museum einen raschen und bl��henden Aufschwung genommen. Aber um ein solches Werk zu f?rdern, geh?rt auch eben ein Mann dazu, wie es Herr Roger ist. Ich hatte das Gl��ck, von ihm selbst, der von Stand Architekt und Professor der Zeichnenkunst am Collegium in Philippeville ist, im Museum herumgef��hrt zu werden, und konnte mich ��berzeugen, mit welcher v?terlichen Sorgfalt er jedes, auch das kleinste Object w��rdigte.
Und nicht nur hatte er seine Aufmerksamkeit auf alte r?mische Ueberreste oder Gegenst?nde aus der ersten Periode des Christenthums gerichtet; da finden wir prachtvolle Stalaktiten, Korallen, Krystalle aus der Umgegend der Stadt, eine Sch?delsammlung, ethnographische Gegenst?nde selbst aus China; ja in letzter Zeit war es Herrn Roger gelungen, einen echten Tintoretto, den ein Malteser Marketender im Winde aush?ngen hatte, f��r's Museum zu erstehen, und das zu dem fabelhaft billigen Preise von 3 Francs. Es soll unzweifelhaft feststehen, dass das Bild von Tintoretto ist, und so w��rde es jetzt einen Werth von einigen Tausend Thalern erlangt haben.
Haupts?chlich reich ist die Sammlung von Lampen, einige davon auf dem Boden mit einem Kreuze versehen, ein Zeichen, dass sie der christlichen Zeitrechnung angeh?ren; Thr?nenvasen, Amphoren, Aschenvasen sind in reichhaltigster Auswahl vorhanden, und t?glich werden noch neue gefunden.
Ueberhaupt sind alle Haushaltungsgegenst?nde vorhanden, Schmucksachen, K��chengeschirr etc. Dass die M��nzen nicht fehlen, versteht sich von selbst, und besonders ist es der Meeresstrand, der nach heftigen St��rmen oft eine reiche Ernte giebt f��r's Museum. Die meisten M��nzen sind von Hadrian, dann von Antonin dem Frommen, Faustin, Maxentius, Constantin dem Grossen, Constantin dem J��ngern, Marcus Aurelius, Claudius II, Trajan, Vespasian, Alexander Severus und einzelne von allen Imperatoren. Sehr zahlreich sind die numidischen M��nzen, alle daran kenntlich, dass sie auf einer Seite ein laufendes Pferd zeigen, meist nach links gerichtet.
Nachmittags besahen wir die Umgegend von Philippeville, welche ��berall einen lachenden Garten bildet, und selbst zur Winterzeit hatte der warme Regen in wenigen Tagen eine so ��ppige Vegetation hervorgerufen, dass der Fr��hling wirklich vor den Thoren zu sein schien. Die B?ume sind meistens Oliven, Korkeichen und Lentisken, und vom kleinerem Geb��sch findet man die Zwergpalme und Aloe; Zahlreiche kleine D?rfer umgeben die Stadt, es scheint aber keines in besonders bl��hendem Zustande zu sein; wenigstens sehen die, welche wir besuchten, nur kl?glich aus. Will man von der einheimischen Bev?lkerung sprechen, so f?llt einem fast die Feder aus der Hand; die schreckliche Hungersnoth, welche so eben die Araber decimirt hat und jetzt freilich zu Ende ist, sprach noch aus den Augen fast jedes Individuums. Zerlumpt, schmutzig, der K?rper nur aus Haut und Knochen bestehend, schleichen sie wie Phantome umher. Aber sie haben schon Alles vergessen und nichts gelernt, eine n?chste Missernte wird ihnen ein gleiches Schicksal bereiten. Am Hafen lungerten immer Hunderte dieser halbnackten Kerle herum, und blickten mit stolzer Verachtung auf die arbeitenden Christen, ohne indess zu stolz zu sein, einem Fremden gleich die bettelnde Hand entgegenzustrecken.
Hr. B., der Engl?nder, kehrte noch Nachmittags an Bord zur��ck, das Wirthshaus war ihm zu schlecht, und da er seines kranken Zustandes wegen nicht gehen konnte, also fast die ganze Zeit auf das H?tel d'Orient angewiesen war, konnte er auch nichts Besseres thun.
Ich selbst blieb mit meinen Leuten noch bis am andern Morgen und dann gingen wir zu Fusse nach Stora. Der Weg geht immer l?ngs des Meeres und an zahlreichen Landh?usern, von h��bschen Lustg?rten umgeben, vor��ber und bei jeder Drehung des Weges bietet er ein anderes Panorama, dass die vier Kilometer Entfernung ganz unbemerkt dahin schwinden.
Stora selbst ist ein kleiner Ort von einigen H?usern, und diese sind fast alle Schnapsl?den oder Kaffeeh?user, aber auch eine Kirche und Schule fehlen nicht, beide hoch ��ber dem Orte gelegen. Der Ort war auch schon in alten Zeiten besiedelt; eine grossartige Cisterne, von den R?mern erbaut und jetzt renovirt, und eine reizende Marmorfontaine, am Meere gelegen und von der Cisterne gespeist, bezeugen dies hinl?nglich. Noch heute hat die Cisterne Wasser genug f��r den ganzen Ort, und die Marmorfontaine strahlt das Wasser noch ebenso aus, wie zur Zeit der R?mer. Von einem hohen Gew?lbe ��berdacht, ein Gew?lbe, welches halb in die Felswand gehauen und halb aus Ziegeln errichtet ist, aber auch aus den R?merzeiten herstammt, verbreitet die Fontaine eine so angenehme K��hle, dass ich hier mein Fr��hst��ck auftragen liess und die Zeit verbrachte, bis ich an Bord zur��ckging.
Von Zeit zu Zeit kamen die jungen Storenser M?dchen mit ihren Wasserkr��gen, um sie zu f��llen, fast alle barfuss und fast alle italienisches Blut, denn die eigentliche Volksschichte
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