hatte er die Güte, mich nach 
den sehenswerthesten Ruinen der Umgegend zu führen, hauptsächlich 
zu den grossen Cisternen, oder vielleicht waren es Bäder, an deren 
oberen Partie man dem heiligen Augustin ein hübsches Denkmal 
errichtet hat. General Faidherbe, der lange Zeit am Senegal Gouverneur
war, theilte vollkommen meine Ansicht, dass die Neger, wenigstens die 
nördlich vom Aequator, ein viel besseres Naturell als die Araber hätten, 
und für Cultur und Civilisation weit empfänglicher als diese seien. Er 
hat sich hauptsächlich mit ethnographischen Studien beschäftigt und 
wir verdanken ihm manche wichtige Aufschlüsse über die Pullo und 
namentlich verschiedene Berberstämme. Herr Faidherbe war so 
aufmerksam, mich bis an Bord zurückzubegleiten, und so konnten wir 
bis zum letzten Augenblicke zusammen sein. Gastfrei, zuvorkommend 
und liebenswürdig, das sind Eigenschaften, welche man nirgends so 
sehr wie bei den Franzosen antrifft. 
Die Fahrt nach Tunis ging glücklicherweise rasch von Statten, schon 
andern Morgens ankerten wir vor der Goletta. Nach einem Augenblick 
kam der Canzler des preussischen Consulats an Bord, um mich in 
Empfang zu nehmen; denn um nicht die Unannehmlichkeiten der 
Tuniser Douane durchmachen zu müssen, hatte ich von Bone aus 
telegraphirt und um den Consulatskavassen gebeten. Nicht nur brachte 
der Canzler einen Kavassen mit, sondern auf Befehl des Bei von Tunis 
hatte der Admiral des Hafens von Goletta eine Barke zur Disposition 
stellen müssen, um uns an's Land zu rudern. Ohne weitere Formalitäten 
konnte also gleich das Ausbarkiren vor sich gehen, und die zehn 
Marine-Soldaten brachten uns rasch an's Land. Ich bemerkte hier, dass 
die tunisische Flage nicht die des Sultans der Türkei ist, während dieser 
nämlich einen weissen Halbmond und Stern im rothen Felde führt, hat 
der Bei von Tunis im rothen Felde eine weisse Kugel, und darin einen 
rothen Halbmond und einen rothen Stern. 
Gelandet, mussten wir dann dem Admiral aufwarten, und machten da 
zugleich die Bekanntschaft des englischen Generalconsuls, Hrn. Wood, 
und des französischen Viceconsuls von Goletta. In Tunis ist man schon 
von der Sitte des Kaffee's und Tschibuks abgekommen, eine Visite 
verläuft dort bei den höheren Beamten oder bei dem Bei jetzt mit 
derselben Steifheit wie bei uns. 
Bei den Türken und namentlich in den türkischen Provinzen herrscht 
aber noch die gute alte Sitte einer Tasse Kaffee, und ein Tschibuk oder 
eine Wasserpfeife fehlen nie. Es ist dies aber nicht die einzige
Umwälzung, die in Tunis vor sich gegangen. Seit der Mission des 
Lords Exmouth nach Tunis, und seit dem Ultimatum, welches die 
Grossmächte von Aachen aus am 18. Novbr. 1818 an Tunis richteten, 
und das im folgenden Jahre am 21. Septbr. durch die englischen und 
französischen Admirale Freemantle und Jurien dem Bei notificirt 
wurde, schaffte man zuerst die Piraterie ab. Mahmud Bei gab nach, und 
seit der Zeit sehen wir gewaltige Veränderungen in der Regentschaft 
vor sich gehen. 
Es ist wahr, dass mit dem Vorfahren der jetzigen Dynastie, Hussein ben 
Ali, welcher am 10. Juli 1705 auf den Thron kam, eine neue Epoche im 
Staatsleben der Regentschaft begann; denn vorher, und dies ist wichtig 
zu notiren, hatten alle Regenten von Tunisien den Titel Dei geführt, 
während Hussein ben Ali zuerst den Titel Bei annahm. Dei nun 
bedeutet den nicht vollkommen unabhängigen Herrscher, während Bei, 
welches ausserdem einen sehr weiten Begriff hat, als Regent mit 
Ausschluss eines jeden andern, die Vollheit der Autorität in sich 
begreift. Wenn nun auch in der Reihe der Regenten, welche von 
Hussein-ben-Ali (der, beiläufig gesagt, der Sohn eines griechischen 
Renegaten war) bis auf den jetzigen Bei, Namens Sadduk, bei 
Zwistigkeiten, früher mit der Regierung des Deis von Algier, später mit 
christlichen Mächten, manchmal die hohe Pforte um Intervention 
angegangen wurde, ja im Kriege gegen Russland das tunisische 
Gouvernement es sich nicht nehmen liess, der Türkei ein Hülfsheer zu 
senden, so sieht man immer doch, dass die Regierung in dem Sultan der 
Türken nur eine Art spirituelle Suprematie erkennen, keineswegs aber 
von ihm abhängig sein will. 
Seit dem Anfang des 18ten Jahrhunderts ist denn auch gar kein Tribut 
mehr nach Konstantinopel bezahlt worden, und die Nachfolge in Tunis 
geht ganz ohne Einmischung der Pforte vor sich. Nach Eroberung von 
Algerien hat keine Macht die Unabhängigkeitsgelüste von Tunis so 
sehr unterstützt und befördert wie Frankreich, und keine Macht hat 
dieselben so viel wie möglich einzuschränken gesucht als England. 
Ersteres Land ging dabei von dem Grundsatz aus, dass ein kleines 
unabhängiges Land, noch dazu nächster Nachbar, im gegebenen 
Augenblick leichter zu nehmen sei, als wenn ein gewisses
Abhängigkeitsverhältniss zu einem andern Staat, und hier zur Pforte, 
bestände. Und aus eben diesem Grunde hat England die Beziehungen 
von Tunis zur Türkei wieder enger zu machen versucht. 
Tunis, das gerne vollkommen unabhängig sein möchte, zugleich aber 
auch das Gefährliche einer solchen Lage Frankreich gegenüber erkannt 
hat, schwankte in den letzten Jahren von einer Seite zur andern, dazu 
kam die schreckliche Finanznoth, welche freilich noch nicht beseitigt 
ist. 
Es scheint aber, dass jetzt die Regierung von    
    
		
	
	
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