Von Haparanda bis San Francisco | Page 8

Ernst Wasserzieher
der neue Ank?mmling mit uns gegessen hatte, fing er an, Holz in die M��hle zu tragen, wie wenn er es von jeher gewohnt w?re.
Eine halbe Stunde abseits liegt "S's Ranch", eine Meierei, wohin B. und ich nachmittags gingen, um meinen Wirten, der Familie S., die dort Sommerwohnung hatte, einen Besuch zu machen. Viele Verwandte und Bekannte, Kranke und Gesunde, zusammen etwa 20, meist tschechischer Herkunft wie auch die Familie S., waren anwesend und genossen, wie es schien, unbeschr?nkte Gastfreundschaft. Wir besichtigten die zum Gut geh?rige, von Schweizern betriebene Milch- und K?sewirtschaft (60 K��he), sowie die Weinberge, die 80 Acker bedeckten.
Am Abend sa? ich mit dem alten B., der froh war, jemand zu haben, der sein liebes Prag kannte, und mit dem er ��ber die Deutschenfrage in Oesterreich sprechen konnte, auf der Veranda seines Holzhauses bei einer Flasche Californiers; es d?mmerte, und feierliche Stille lagerte sich ��ber die W?lder; friedlich zu unseren F��?en liegen die zerstreuten Holzh?uschen der Arbeiter; letztere gehen rauchend und plaudernd dazwischen spazieren. Nebel senkt sich herab, ab und zu flackern die Feuer heller auf, welche Tag und Nacht brennen zur Beseitigung des ��berfl��ssigen Holzes; ein W?chter wacht dabei, da? es nicht zu weit um sich greife.
Vor dem Zubettgehen zeigte mir Herr B. eine Kollektion von Insekten und spinnenartigem Getier, das aufgespie?t an der Wand ��ber seinem Bette prangte, darunter auch einige Skorpione, etwa fingerlang, die er in seiner Bettstelle gefangen und ihrem wohlverdienten Schicksale ��berliefert hatte. Ihr Stich ist sehr schmerzhaft. Nachdem ich mein Lager sorgf?ltig durchsucht hatte, schlief ich ruhig ein und blieb von derartigen Bestien unbehelligt.
Am n?chsten Morgen versammelte sich alles auf der Ranch, um den gestern verabredeten Ausflug tiefer hinein in den Wald auszuf��hren, dort einen der B?ume f?llen zu sehen und ein gem��tliches Picnic abzuhalten. Die Fahrt ging zuerst auf eisernen, dann auf h?lzernen Schienen. Vier Joch Ochsen zogen, an eine Kette geschirrt, und der italienische Treiber, der hinten an der Bremse stand, dirigierte das Ganze, indem er jedes der Tiere beim Namen rief, rechts oder links, rasch oder langsam gehen lie?, und das ohne Z��gel und in einem aus Englisch und Italienisch gemischten Kauderwelsch, welches au?er den Ochsen niemand verstand. Wirkte das Wort einmal nicht, so sprang er vom Wagen und stach hurtig die St?rrischen mit einer Stahlspitze in das Hinterteil. Maulesel l?sten die Ochsen ab, als wir auf die Holzschienen ��bergingen und in den dichteren Wald einfuhren.
Ein Ger��st von 3-4 Metern H?he umgab den zu f?llenden Baum; die beiden Arbeiter, welche schon einen vollen Tag daran ges?gt hatten, trieben die Keile tiefer hinein, w?hrend das Holz leise knackte und knarrte; langsam senkte er sich nach der angehackten Seite, und schnell und immer schneller st��rzte der Gewaltige, eine Wolke von Staub, Bl?ttern, Nadeln und Holzsplittern aufwirbelnd, mit donnerartigem Get?se. Die Kunst der Holzf?ller besteht darin, ihn so fallen zu lassen, da? er m?glichst wenig andere B?ume niederrei?t und besch?digt. Wir kamen aus unserer sicheren Position hervor und ma?en den Baum: er hatte unten ��ber 3 Meter Durchmesser und war 80-90 Meter lang. Das Holz ist fast ziegelrot. Nachdem der Baum seiner Aeste entledigt ist--welche liegen bleiben und an Ort und Stelle verbrannt werden--, wird er in St��cke von etwa 15 Meter L?nge ges?gt; diese werden mit Ketten umwunden und durch Ochsen auf roh hergestellten Kn��ppeld?mmen zu den Schienen geschleift und in die S?gem��hle gefahren.
Nachdem wir uns am Ufer des Russian River eine Weile bei Speise und Trank gelagert hatten, fuhren wir auf einem andern Wege durch pr?chtigen Rotholzwald, mit Lorbeer und Haselnu? untermischt, nach Hause zur��ck.
Nach Tische fuhr ich ��ber Santa Rosa, einer freundlichen Landstadt, die ihren Namen nach einer getauften Indianerin hat, bis nach Cloverdale, wo ich ��bernachtete.
Da die Post nach den Geysers erst um Mittag abfuhr, blieb mir der Vormittag zu einem Spaziergang in die Umgegend. Ich erstieg einen H��gel, von welchem ich die Aussicht auf das friedliche Thal mit seiner herrlichen Vegetation geno?. Wie viele solcher Idyllen, die sich mit den reizendsten in Deutschland messen k?nnen, m?gen unbeachtet in dem weiten Lande zu finden sein!
Als ich mich n?her umsah, bemerkte ich erst, da? ich unter Gr?bern stand; aus einer frischen Gruft schaufelte ein Mann Erde heraus. Ich lie? mich in ein Gespr?ch ein, merkte bald, da? er ein Landsmann war, und fuhr deutsch fort. Er entpuppte sich als Holsteiner, Handwerker und Eigent��mer dieses Friedhofs.
Wenn ein Cloverdaler begraben sein will, mu? er sich an den Holsteiner wenden, der ihm f��r Geld und gute Worte ein Grab gr?bt.
In offenem, viersp?nnigem Postwagen ging es um 1 Uhr fort, durch hochromantische Th?ler; links ragt die Felswand, rechts droht der Abgrund; bergauf bergab geht es; verglichen mit unseren Poststra?en ist der Weg schauderhaft und so schmal, da? der Wagen zur Not ausbiegen kann--es kam ��brigens auf der langen Strecke nur einmal vor--; Prellsteine existieren nicht. Kurze Biegungen werden mit rasender Geschwindigkeit umfahren, so da?
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