Strix | Page 9

Svend Fleuron
Sie h?rt, wie sich gro?e, geh?rnte Krallen einen Weg am Stamm hinauf bahnen.
Sie pre?t sich fester auf ihre Eier, rollt mit den Augen und faucht wie eine Kr?te.
Die Krallen kommen n?her und n?her -- und machen dann pl?tzlich unter ihr Halt. Da f?ngt sie an zu jammern und zu klagen wie eine Bruthenne und st??t eine Reihe tieft?nender Aah -- Aah aus ...
Dem Leuchtturmw?rter klingt es, als klage ein todkranker, leidender Mensch.
Das Herz pocht in ihm! Wenn jetzt nur Eier und keine Jungen im Nest sind, ist er seines Fanges so gut wie sicher. Er zieht seine Strickleiter heraus und befestigt sie an einem Zweig.
Da t?nt es pl?tzlich wie ein Tju vor seinem Ohr. Die M��tze f?llt ihm ab und drei lange tiefe Risse, aus denen Blut hervorquillt, zerfetzen ihm die Wange.
Es ist Strix, die jetzt angreifend zu Werke geht; endlich ist ihre Geduld ersch?pft.
Aber da gibt's kein Erbarmen! Auch auf diese M?glichkeit ist Vogelhansen vorbereitet; er wirft seinen Rock ��ber den Kopf und zieht einen alten Fechthandschuh ��ber die rechte Hand -- dann bet?ubt ein halber Liter Ammoniak den Uhu, und es gelingt ihm, das Nest zu pl��ndern.
Strix fliegt in der Verwirrung eine Strecke ��ber den Wald hin und f?llt dann ohnm?chtig zwischen den B?umen nieder.
Als sie aus der Bet?ubung erwacht und hustet und nach Atem ringt, steht das Hahnengesicht des Leuchtturmw?rters mit den kleinen stechenden Augen noch immer vor ihrem inneren Blick. Die Augen starren sie gieriger an als die der F��chse, wenn sie, neidisch auf ihren Fang, geifernd um sie herum sitzen, und sie sind grausamer und berechnender kalt als der Blick, den ihr Taa an jenem Tage zuschleuderte, nachdem sie ihn unversehens aus den Klauen der Jungen errettet hatte. Und gegen ihr Trommelfell h?mmert es: Kla-datsch, kla-datsch! ...
Die Fu?tritte kann sie nie wieder vergessen!
Sp?ter legte sie noch einmal und lag getreulich wochenlang br��tend auf einem einzigen, erb?rmlichen, kleinen Ei.
Aber, woran es liegen mochte -- aus dem Ei wurde nie etwas anderes als die Schale.

3. Der gefl��gelte Wolf
Das Flammengelb des Sonnenuntergangs stand noch am Himmel! Es spannte seinen Brandgurt um die Erde und lie? ihre pechschwarzen Haarstr?hnen sich str?uben. Es entschleierte am Horizont einen gro?en Wald, mei?elte das Kuppelgew?lbe der Buchen aus und schliff den S?gezahnrand der Tannen blank.
Drinnen im Walde, tief unten zwischen dem welken Laub, sitzt Strix auf einem bemoosten, halbverfaulten Baumstumpf.
Vor ihr, den Oberk?rper halb auf den Baumstumpf hinauf, h?lt eine kleine, schreckgel?hmte Maus sich in verzerrter Stellung, sie zittert und bebt am ganzen Leibe.
In ihrem Kampf ums t?gliche Brot ist die Maus in die N?he des Baumstumpfes gekommen, und in der Hoffnung, in dem faulen Holz einen K?fer zu finden, ist sie, ohne B?ses zu ahnen, hinaufgehuscht, als sie pl?tzlich, gerade gl��cklich ��ber den Rand gelangt, einem Paar gro?er, rollender Lichter begegnete.
Im selben Augenblick ist sie an den Fleck genagelt.
Alle ihre Kr?fte, all ihre Energie und ihr Wille haben sie verlassen; schreckgebannt und verloren sitzt sie da, zu regungslosem Verharren hypnotisiert.
Der b?se Zaubervogel sieht und sieht das erstaunte, kleine Wesen nur mit seinen gl��henden Lichtern an, dann erhebt er ruhig seine Marterf?nge und krallt sie um die Maus.
Zappelndes Leben kommt in das dem Tode geweihte Tierchen, als die F?nge von allen Seiten ihre Hornmesser in seinen Leib hineintreiben.
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Strix liebt M?use -- und jetzt, wo sie f��r den Rest des Sommers nur Uf und sich selbst zu versorgen hat, gibt sie sich gern dem zeiterfordernden M?usefang hin. Nur auf diese Weise ist es ihr n?mlich m?glich, die kleinen Kerle zu fangen: die Leckerbissen verschwinden wie Krumen zwischen ihren groben F?ngen.
Die Fr?sche sangen ihre bubbelnden, quakenden Ges?nge ... sangen so innig und mit einer eigenen ��berzeugenden Kraft! Sie brachten in ihrer Sprache das Lob des Mitsommerabends zum Ausdruck und wetteiferten, wer das am bet?rendsten zu tun vermochte.
Einige knarrten wie altes Holz im Sturm, andere krachten wie das d��rre Reisig des Waldes, wieder andere glucksten, gurgelten und bubbelten die T?ne heraus -- es klang nach Eisschmelze und Platzregen, nach Rieseln in Entw?sserungsr?hren und Gr?ben.
In den Pausen aber lie? die Rohrdommel sich h?ren! Eigentlich hatte sie die ganze Zeit gesungen, sie hatte sich nur kein Geh?r verschaffen k?nnen -- jetzt dr?hnte die Luft von ihren spr?den, d��nnen T?nen, bis die lebendigen kleinen Nu?knacker von neuem begannen.
Still! Still! Alle Fr?sche im Walde wurden auf einmal stumm --: ein gro?er Vogel strich mit weichem Fl��gelschlag lautlos ��ber das Wasser.
Strix untersucht den Saum des R?hrichts ...
Langsam l??t sie sich ��ber Wasserlachen und Wasserrosen dahingleiten, ��ber die Schilfpflanzen im Sumpf, wie ��ber das Wollgras am Ufer entlang; tief, mit h?ngenden F?ngen flattert sie dahin und guckt zwischen die Erderh?hungen hinab. Wildenten und Bl??h��hner suchen schleunigst ihr Versteck auf ... es pl?tschert und spritzt um sie her.
Der Waldsee hat ihr nichts geliefert!
So muss sie denn eine ihrer andern Fangstellen aufsuchen.
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Weit drau?en am Waldessaum, am Rain, steht eine kleine,
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