Romeo und Juliette | Page 7

William Shakespeare
Nacht--
Mercutio. Mir auch.
Romeo. Gut, was tr?umte euch?
Mercutio. Da? Tr?umer manchmal lügen.
Romeo. Ja, in ihrem Bette,*** wo sie oft wahre Dinge tr?umen.
{ed.-*** Wortspiel mit lie und lye, liegen, und lügen, welches sich zu gutem Glük übersezen l??t.}
Mercutio. O, dann seh ich, da? ihr einen Besuch von der K?nigin Mab gehabt habt. Sie ist die Heb-Amme der Phantasie, kommt bey Nacht, nicht gr?sser als ein Agtstein am Zeigfinger eines Aldermanns, und f?hrt euch mit einem Gespan von kleinen Atomen über die Nasen der Schlafenden hin. Ihre Rad-Speichen sind von langen Spinnen-Beinen, die Deken von Grashüpfers-Flügeln, das Geschirr vom feinsten Spinnen-Web, die Kummet von Mondscheins-Stralen; ihre Peitsche von einem Grillen-Bein, und der Riemen von der feinsten Membrane; ihr Kutscher eine dünne grau-rokichte Schnake, nicht halb so dik als ein kleiner runder Wurm, den der schleichende Finger eines kleinen M?dchens aufgestochert hat. Ihr Wagen ist eine leere Hasel-Nu?, von Schreiner Eichhorn, oder Meister Wurm gemacht, die seit unfürdenklicher Zeit die Wagner der Feen sind: und in diesem Staat galloppiert sie, Nacht für Nacht, durch das Gehirn der Verliebten, und dann tr?umen sie von Liebe; über die Kniee der Hofleute, welche dann straks von Aufwartungen; über die Finger der Advocaten, die straks von Sporteln; über die Lippen der Damen, die straks von Küssen tr?umen, aber oft von der erzürnten Mab mit Hiz-Blattern gestraft werden, wenn ihr Athem nach parfümiertem Zuker-Werk riecht. Zuweilen galloppiert sie über eines Hofschranzen Nase, und da tr?umt er, er hab' eine Pension ausgespürt: ein andermal kommt sie mit dem Wedel eines Zehend-Schweins in der Hand, und küzelt den schnarchenden Pfarrer; straks tr?umt er, da? er eine bessere Pfründe bekommen habe. Zuweilen f?hrt sie über eines Soldaten Hals, und da tr?umt er von ausl?ndischen H?lsen die er abgeschnitten, von Friedens-Brüchen, Scharmüzeln, Spanischen Klingen, und fünf-Faden- tieffen Gesundheiten; dann trummelt sie wieder in seinen Ohren und er f?hrt erschroken auf, und erwacht, schw?rt ein paar Sto?-Gebette, und schl?ft wieder ein. Das ist die nemliche Mab, die den Kühen die Milch aussaugt, und den Pferden im Schlaf die M?hne verstrikt; das ist die Drutte,
(der Alp,)
welche die M?dchens drükt, wenn sie Nachts auf dem Rüken ligen-- das ist--
Romeo. Stille, Stille, Mercutio, wie lange kanst du von nichts reden?
Mercutio. In der That, ich rede von Tr?umen, diesen Kindern die ein mü?iges Hirn mit der eiteln Phantasie erzeugt, welche so wenig Leib hat als die Luft, und unbest?ndiger ist als der Wind, der nur eben um den kalten Busen des Nords buhlte, und den Augenblik drauf, in einem Ansto? von Laune, hinwegstürmt, und sein Gesicht dem thauichten Sud zudreht.
Benvolio. Dieser Wind von dem ihr euch so gelassen besprecht, bl??t uns von uns selbst weg; das Gastmal ist inde? vorbey, und wir werden zu sp?t kommen.
Romeo. Ich fürchte, nur zu früh--Denn mein Gemüth weissagt mir irgend eine schwarze noch in den Sternen hangende Begebenheit, die von den Spielen dieser Nacht ihren furchtbaren Anfang nehmen, und vielleicht das Ziel meines verha?ten Lebens durch die gewaltsame Hand eines frühzeitigen Todes beschleunigen wird. Doch Er, der das Steuer-Ruder meines Lauffes führt, lenk' ihn nach seinem Gefallen!-- Wohlan, meine muntern Freunde!
Benvolio. Rührt die Trummel!--
(Sie ziehen über den Schauplatz, und treten ab.)

Sechste Scene. (Verwandelt sich in eine Halle in Capulets Hause.) (Etliche Bediente, mit Handtüchern.)
1. Bedienter. Wo ist Potpan, da? er uns nicht aufr?umen hilft--er hat einen Teller weggeschnappt! Er hat einen Teller mit sich gehen heissen!
2. Bedienter. Wenn gute Manieren alle in eines oder zweener H?nden liegen, und die noch dazu ungewaschen sind, das ist eine garstige Sache.
1. Bedienter. Fort mit den Lehnstühlen, das kleine Schenk-Tisch'gen aus dem Wege, seht zu dem Silber-Geschirr; du, guter Freund, mache da? du mir ein Stük Marzipan auf die Seite kriegst; und wenn du mich lieb hast, so sorge, da? der Thorhüter Susanna Mühlstein und Nell, Antoni und den Potpan hereinl??t--
2. Bedienter. Gut, Junge, das will ich.
3. Bedienter. Man sieht sich nach euch um, man ruft euch, man fragt nach euch, man sucht euch, im grossen Saal.
2. Bedienter. Wir k?nnen nicht an zween Orten zugleich seyn; hurtig, ihr Jungens; seyd eine Weile munter, und wer alle andre überlebt, kriegt alles!--
(Sie gehen ab.)
(Die G?ste und Damen, nebst den Masken treten s?mtlich auf.)
1. Capulet. Willkommen, meine Herren--Und ihr, meine Damen, ihr habt noch keine Hüner-Augen an den Zehen, wir wollen eins lustig mit einander machen. Ich will doch nicht hoffen, meine K?niginnen, da? mir eine unter euch ein T?nzchen abschlagen wird--eine jede, die sich lange bitten l??t, hat Hüner-Augen, das schw?r' ich;--He? bin ich euch zu nah gekommen?--Willkommen allerseits, ihr Herren; ich wei? die Zeit auch noch, da ich eine Maske trug, und einem jungen Fr?ulein hübsche Sachen ins Ohr flüstern konnte; aber es ist vorbey, vorbey, vorbey!
(Die Musik fangt an; man tanzt.)
Mehr Lichter her, ihr Schurken, und die Tische aus dem Weg; und la?t das Feuer abgehen, es ist zu warm im Zimmer--Gelt, junger Herr, ein unvermutheter
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