die Belagerung von Pallantia musste wegen Mangels an 
Lebensmitteln aufgehoben werden, und das roemische Heer ward auf 
dem Rueckmarsch von den Vaccaeern bis zum Duero verfolgt. 
Lucullus begab sich darauf nach der suedlichen Provinz, wo der Praetor 
Servius Sulpicius Galba in demselben Jahr von den Lusitanern sich
hatte schlagen lassen; beide ueberwinterten nicht fern voneinander, 
Lucullus im turdetanischen Gebiet, Galba bei Conistorgis, und griffen 
im folgenden Jahr (604 150) gemeinschaftlich die Lusitaner an. 
Lucullus errang an der Gaditanischen Meerenge einige Vorteile ueber 
sie. Galba richtete mehr aus, indem er mit drei lusitanischen Staemmen 
am rechten Ufer des Tajo einen Vertrag abschloss und sie in bessere 
Wohnsitze ueberzusiedeln verhiess, worauf die Barbaren, die der 
gehofften Aecker wegen, 7000 an der Zahl, sich bei ihm einfanden, in 
drei Abteilungen geteilt, entwaffnet und teils als Sklaven weggefuehrt, 
teils niedergehauen wurden. Kaum ist je mit gleicher Treulosigkeit, 
Grausamkeit und Habgier Krieg gefuehrt worden wie von diesen 
beiden Feldherren, die dennoch durch ihre verbrecherisch erworbenen 
Schaetze der eine der Verurteilung, der andre sogar der Anklage 
entging. Den Galba versuchte der alte Cato noch in seinem 
fuenfundachtzigsten Jahr, wenige Monate vor seinem Tode, vor der 
Buergerschaft zur Verantwortung zu ziehen; aber die jammernden 
Kinder des Generals und sein heimgebrachtes Gold erwiesen dem 
roemischen Volke seine Unschuld. Nicht so sehr die ehrlosen Erfolge, 
die Lucullus und Galba in Spanien erreicht hatten, als der Ausbruch des 
Vierten Makedonischen und des Dritten Karthagischen Krieges im 
Jahre 605 (149) bewirkte, dass man die spanischen Angelegenheiten 
zunaechst wieder den gewoehnlichen Statthaltern ueberliess. So 
verwuesteten denn die Lusitaner, durch Galbas Treulosigkeit mehr 
erbittert als gedemuetigt, unaufhoerlich das reiche turdetanische Gebiet. 
Gegen sie zog der roemische Statthalter Gaius Vetilius (607/08 147/48) 
2 und schlug sie nicht bloss, sondern draengte auch den ganzen Haufen 
auf einen Huegel zusammen, wo derselbe rettungslos verloren schien. 
Schon war die Kapitulation so gut wie abgeschlossen, als Viriathus, ein 
Mann geringer Herkunft, aber wie einst als Bube ein tapferer 
Verteidiger seiner Herde gegen die wilden Tiere und Raeuber, so jetzt 
in ernsteren Kaempfen ein gefuerchteter Guerillachef und einer der 
wenigen, die dem treulosen Ueberfall Galbas zufaellig entronnen waren, 
seine Landsleute warnte, auf roemisches Ehrenwort zu bauen und ihnen 
Rettung verhiess, wenn sie ihm folgen wollten. Sein Wort und sein 
Beispiel wirkten; das Heer uebertrug ihm den Oberbefehl. Viriathus 
gab der Masse seiner Leute den Befehl, sich in einzelnen Trupps auf 
verschiedenen Wegen nach dem bestimmten Sammelplatz zu begeben;
er selber bildete aus den bestberittenen und zuverlaessigsten Leuten ein 
Korps von 1000 Pferden, womit er den Abzug der Seinigen deckte. Die 
Roemer, denen es an leichter Kavallerie fehlte, wagten nicht, unter den 
Augen der feindlichen Reiter sich zur Verfolgung zu zerstreuen. 
Nachdem Viriathus zwei volle Tage hindurch mit seinem Haufen das 
ganze roemische Heer aufgehalten hatte, verschwand auch er ploetzlich 
in der Nacht und eilte dem allgemeinen Sammelplatz zu. Der roemische 
Feldherr folgte ihm, fiel aber in einen geschickt gelegten Hinterhalt, in 
dem er die Haelfte seines Heeres verlor und selber gefangen und 
getoetet ward; kaum rettete der Rest der Truppen sich an die Meerenge 
nach der Kolonie Carteia. Schleunigst wurden vom Ebro her 5000 
Mann spanischer Landsturm zur Verstaerkung der geschlagenen 
Roemer gesandt; aber Viriathus vernichtete das Korps noch auf dem 
Marsch und gebot in dem ganzen karpetanischen Binnenland so 
unumschraenkt, dass die Roemer nicht einmal wagten, ihn dort 
aufzusuchen. Viriathus, jetzt als Herr und Koenig der saemtlichen 
Lusitaner anerkannt, verstand es, das volle Gewicht seiner fuerstlichen 
Stellung mit dem schlichten Wesen des Hirten zu vereinigen. Kein 
Abzeichen unterschied ihn von dem gemeinen Soldaten; von der 
reichgeschmueckten Hochzeitstafel seines Schwiegervaters, des 
Fuersten Astolpa im roemischen Spanien, stand er auf, ohne das 
goldene Geschirr und die kostbaren Speisen beruehrt zu haben, hob 
seine Braut auf das Ross und ritt mit ihr zurueck in seine Berge. Nie 
nahm er von der Beute mehr als denselben Teil, den er auch jedem 
seiner Kameraden zuschied. Nur an der hohen Gestalt und an dem 
treffenden Witzwort erkannte der Soldat den Feldherrn, vor allem aber 
daran, dass er es in Maessigkeit und in Muehsal jedem der Seinigen 
zuvortat, nie anders als in voller Ruestung schlief und in der Schlacht 
allen voran focht. Es schien, als sei in dieser gruendlich prosaischen 
Zeit einer der Homerischen Helden wiedergekehrt; weit und breit 
erscholl in Spanien der Name des Viriathus, und die tapfere Nation 
meinte endlich in ihm den Mann gefunden zu haben, der die Ketten der 
Fremdherrschaft zu brechen bestimmt sei. Ungemeine Erfolge im 
noerdlichen wie im suedlichen Spanien bezeichneten die naechsten 
Jahre seiner Feldherrnschaft. Den Praetor Gaius Plautius (608/09 146) 
wusste er, nachdem er dessen Vorhut vernichtet hatte, hinueber auf das 
rechte Tajoufer zu locken und ihn dort so nachdruecklich zu schlagen,
dass der roemische Feldherr mitten im Sommer in die Winterquartiere 
ging - spaeter ward dafuer gegen ihn die Anklage wegen Entehrung der 
roemischen Gemeinde vor dem Volk erhoben    
    
		
	
	
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