dem Besitz gedraengten oder in 
demselben gefaehrdeten Besitzer. Die rechtlichen und politischen 
Verhaeltnisse Roms veranlassten die Entstehung zahlreicher 
Bauernwirtschaften teils kleiner Eigentuemer, die von der Gnade des 
Kapital-, teils kleiner Zeitpaechter, die von der Gnade des Grundherrn 
abhingen, und beraubten vielfach einzelne wie ganze Gemeinden des 
Grundbesitzes, ohne die persoenliche Freiheit anzugreifen. Dadurch 
ward das ackerbauende Proletariat schon so frueh maechtig, dass es 
wesentlich in die Schicksale der Gemeinde eingreifen konnte. Das 
staedtische Proletariat gewann erst in weit spaeterer Zeit politische 
Bedeutung. In diesen Gegensaetzen bewegte sich die innere Geschichte 
Roms und vermutlich nicht minder die uns gaenzlich verlorene der 
uebrigen italischen Gemeinden. Die politische Bewegung innerhalb der 
vollberechtigten Buergerschaft, der Krieg der Ausgeschlossenen und 
der Ausschliessenden, die sozialen Konflikte der Besitzenden und der 
Besitzlosen, so mannigfaltig sie sich durchkreuzen und 
ineinanderschlingen und oft seltsame Allianzen herbeifuehren, sind 
dennoch wesentlich und von Grund aus verschieden. Da die 
Servianische Reform, welche den Insassen in militaerischer Hinsicht 
dem Buerger gleichstellte, mehr aus administrativen Ruecksichten als 
aus einer politischen Parteitendenz hervorgegangen zu sein scheint, so 
darf als der erste dieser Gegensaetze, der zu inneren Krisen und 
Verfassungsaenderungen fuehrte, derjenige betrachtet werden, der auf 
die Beschraenkung der Magistratur hinarbeitet. Der frueheste Erfolg 
dieser aeltesten roemischen Opposition besteht in der Abschaffung der 
Lebenslaenglichkeit der Gemeindevorsteherschaft, das heisst in der 
Abschaffung des Koenigtums. Wie notwendig diese in der natuerlichen 
Entwicklung der Dinge lag, dafuer ist der schlagendste Beweis, dass 
dieselbe Verfassungsaenderung in dem ganzen Kreise der 
italisch-griechischen Welt in analoger Weise vor sich gegangen ist.
Nicht bloss in Rom, sondern gerade ebenso bei den uebrigen Latinern 
sowie bei den Sabellern, Etruskern und Apulern, ueberhaupt in 
saemtlichen italischen Gemeinden finden wir, wie in den griechischen, 
in spaeterer Zeit die alten lebenslaenglichen durch Jahresherrscher 
ersetzt. Fuer den lucanischen Gau ist es bezeugt, dass er im Frieden 
sich demokratisch regierte und nur fuer den Krieg die Magistrate einen 
Koenig, das heisst einen dem roemischen Diktator aehnlichen Beamten 
bestellten; die sabellischen Stadtgemeinden, zum Beispiel die von 
Capua und Pompeii, gehorchten gleichfalls spaeterhin einem jaehrlich 
wechselnden "Gemeindebesorger" (medix tuticus), und aehnliche 
Institutionen moegen wir auch bei den uebrigen Volks- und 
Stadtgemeinden Italiens voraussetzen. Es bedarf hiernach keiner 
Erklaerung, aus welchen Gruenden in Rom die Konsuln an die Stelle 
der Koenige getreten sind; der Organismus der alten griechischen und 
italischen Politie entwickelt vielmehr die Beschraenkung der 
lebenslaenglichen Gemeindevorstandschaft auf eine kuerzere, 
meistenteils jaehrige Frist mit einer gewissen Naturnotwendigkeit aus 
sich selber. So einfach indes die Ursache dieser Veraenderung ist, so 
mannigfaltig konnten die Anlaesse sein; man mochte nach dem Tode 
des lebenslaenglichen Herrn beschliessen keinen solchen wieder zu 
erwaehlen, wie nach Romulus' Tode der roemische Senat versucht 
haben soll; oder der Herr mochte freiwillig abdanken, was angeblich 
Koenig Servius Tullius beabsichtigt hat; oder das Volk mochte gegen 
einen tyrannischen Regenten aufstehen und ihn vertreiben, wie dies das 
Ende des roemischen Koenigtums war. Denn mag die Geschichte der 
Vertreibung des letzten Tarquinius, "des Uebermuetigen", auch noch so 
sehr in Anekdoten ein- und zur Novelle ausgesponnen sein, so ist doch 
an den Grundzuegen nicht zu zweifeln. Dass der Koenig es unterliess 
den Senat zu befragen und zu ergaenzen, dass er Todesurteile und 
Konfiskationen ohne Zuziehung von Ratmaennern aussprach, dass er in 
seinen Speichern ungeheure Kornvorraete aufhaeufte und den Buergern 
Kriegsarbeit und Handdienste ueber die Gebuehr ansann, bezeichnet 
die Ueberlieferung in glaublicher Weise als die Ursachen der 
Empoerung; von der Erbitterung des Volkes zeugt das foermliche 
Geloebnis, das dasselbe Mann fuer Mann fuer sich und seine 
Nachkommen ablegte, fortan keinen Koenig mehr zu dulden, und der 
blinde Hass, der seitdem an den Namen des Koenigs sich anknuepfte,
vor allem aber die Verfuegung, dass der "Opferkoenig", den man 
kreieren zu muessen glaubte, damit nicht die Goetter den gewohnten 
Vermittler vermissten, kein weiteres Amt solle bekleiden koennen und 
also dieser zwar der erste, aber auch der ohnmaechtigste Mann im 
roemischen Gemeindewesen ward. Mit dem letzten Koenig wurde sein 
ganzes Geschlecht verbannt - ein Beweis, welche Geschlossenheit 
damals noch die gentilizischen Verbindungen hatten. Die Tarquinier 
siedelten darauf ueber nach Caere, vielleicht ihrer alten Heimat, wo ihr 
Geschlechtsgrab kuerzlich aufgedeckt worden ist. An die Stelle aber 
des einen lebenslaenglichen traten zwei jaehrige Herrscher an die 
Spitze der roemischen Gemeinde. Dies ist alles, was historisch ueber 
dies wichtige Ereignis als sicher angesehen werden kann ^1. Dass in 
einer grossen weitherrschenden Gemeinde, wie die roemische war, die 
koenigliche Gewalt, namentlich wenn sie durch mehrere Generationen 
bei demselben Geschlechte gewesen, widerstandsfaehiger und der 
Kampf also lebhafter war als in den kleineren Staaten, ist begreiflich; 
aber auf eine Einmischung auswaertiger Staaten in denselben deutet 
keine sichere Spur. Der grosse Krieg mit Etrurien, der uebrigens wohl 
nur durch chronologische Verwirrung in den roemischen Jahrbuechern 
so nahe an die Vertreibung der Tarquinier gerueckt ist, kann nicht als 
eine Intervention Etruriens zu Gunsten eines in Rom beeintraechtigten 
Landsmannes angesehen werden, aus dem sehr zureichenden Grunde, 
dass die Etrusker    
    
		
	
	
	Continue reading on your phone by scaning this QR Code
 
	 	
	
	
	    Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the 
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.
	    
	    
