allgemeine Gedanken vorzulegen, soweit die 
zerstreuende Vielgeschäftigkeit, die mein Amt gerade in diesem 
Zeitpunkte mit sich brachte, mir zu sammeln erlaubte. 
Der Geist und Zweck unserer Anstalt ist die Vorbereitung zum 
gelehrten Studium, und zwar eine Vorbereitung, welche auf den Grund 
der Griechen und Römer erbaut ist. Seit einigen Jahrtausenden ist dies 
der Boden, auf dem alle Kultur gestanden hat, aus dem sie 
hervorgesprosst und mit dem sie in beständigem Zusammenhange 
gewesen ist. Wie die natürlichen Organisationen, Pflanzen und Tiere, 
sich der Schwere entwinden, aber dieses Element ihres Wesens nicht 
verlassen können, so ist alle Kunst und Wissenschaft jenem Boden 
entwachsen; und obgleich auch in sich selbstständig geworden, hat sie 
sich von der Erinnerung jener älteren Bildung nicht befreit. Wie Anteus 
seine Kräfte durch die Berührung der mütterlichen Erde erneuerte, so 
hat jeder neue Aufschwung und Bekräftigung der Wissenschaft und 
Bildung sich aus der Rückkehr zum Altertum ans Licht gehoben. 
So wichtig aber die Erhaltung dieses Bodens ist, so wesentlich ist die 
Abänderung des Verhältnisses, in welchem er ehemals gestanden hat. 
Wenn die Einsicht in das Ungenügende, Nachteilige alter Grundsätze 
und Einrichtungen überhaupt und damit der mit ihnen verbundenen 
vorigen Bildungzwecke und Bildungsmittel eintritt, so ist der Gedanke, 
der sich zunächst auf der Oberfläche darbietet, die gänzliche 
Beseitigung und Abschaffung derselben. Aber die Weisheit der 
Regierung, erhaben über diese leicht scheinende Hilfe, erfüllt auf die 
wahrhafteste Art das Bedürfnis der Zeit dadurch, daß sie das Alte in ein 
neues Verhältnis zu dem Ganzen setzt und dadurch das Wesentliche 
derselben ebensosehr erhält, als sie es verändert und erneuert. 
Ich brauche nur mit wenigen Worten an die bekannte Stellung zu 
erinnern, welche das Erlernen der lateinischen Sprache ehemals hatte, 
daß dasselbe nicht sowohl für ein Moment des gelehrten Studiums galt, 
sondern den wesentlichsten Teil desselben ausmachte und das einzig 
höhere Bildungsmittel war, welches demjenigen dargeboten wurde, der 
nicht bei dem allgemeinen, ganz elementarischen Unterrichte 
stehenbleiben wollte; daß für die Erwerbung anderer Kenntnisse, 
welche fürs bürgerliche Leben nützlich oder an und für sich von Wert
sind, kaum ausdrückliche Anstalten gemacht waren, sondern es im 
ganzen der Gelegenheit der Erlenung jener Sprache überlassen war, ob 
etwas und wieviel dabei von ihnen anflog,--daß jene Kenntnisse zum 
Teil für eine besondere Kunst, nicht zugleich für ein Bildungsmittel 
galten und größtenteils in jene Schale gehüllt waren. 
Die allgemeine Stimme erhob sich gegen jenes unselig gewordene 
Lateinlernen; es erhob sich das Gefühl vornehmlich, daß ein Volk nicht 
als gebildet angesehen werden kann, welches nicht alle Schätze der 
Wissenschaft in seiner eigenen Spache ausdrücken und sich in ihr mit 
jedem Inhalt frei bewegen kann. Diese Innigkeit, mit welcher die 
eigene Sprache uns angehört, fehlt den Kenntnissen, die wir nur in 
einer fremden besitzen; sie sind durch eine Scheidewand von uns 
getrennt, welche sie dem Geiste nicht wahrhaft einheimisch sein lässt. 
Dieser Gesichtspunkt, die fehlerhaften, oft zum durchgängigen 
Mechanismus herabsinkenden Methoden, die verabsäumte Erwerbung 
vieler wichtiger Sachkenntnisse und geistiger Fertigkeiten hat sich nach 
und nach die Kenntnis der lateinischen Sprache von ihrem Anspruche, 
als Hauptwissenschaft zu gelten, und von ihrer lange behaupteten 
Würde, allgemeines und fast ausschliesendes Bildungsmittel zu sein, 
abgesetzt. Sie hat aufgehört, als Zweck betrachtet zu werden, und diese 
geistige Beschäftigung hat dagegen sogenannte Sachen, und darunter 
alltägliche, sinnliche Dinge, die keinen Bildungsstoff abzugeben fähig 
sind, über sich mächtig werden sehen müssen. Ohne in diese 
Gegensätze und deren weitere Bestimmungen, ihre Übertreibungen 
oder äusserliche Kollisionen einzugehen, genüge es hier, uns des 
weisen Verhältnisses zu freuen, das unsere allerhöchste Regierung 
hierin festgesetzt hat. 
Erstlich hat dieselbe durch die Vervollkommnung der deutschen 
Volksschulen die allgemeine Bürgerbildung erweitert, es werden 
dadurch allen die Mittel verschafft, das ihnen als Menschen 
Wesentliche und für ihren Stand Nützliche zu erlernen; denen, die das 
Bessere bisher entbehrten, wird dasselbe hierdurch gewährt; denen aber, 
die, um etwas Besseres als den ungenügenden allgemeinen Unterricht 
zu erhalten, nur zu dem genannten Bildungsmittel greifen konnten, 
wird dasselbe entbehrlicher gemacht und durch zweckmäßigere 
Kenntnisse und Fertigkeiten ersetzt.--Auch die hiesige Stadt sieht der 
vollständigen Organisation dieser dem größten Teil des übrigen
Königreichs bereits erwiesenen Wohltat, erwartungsvoll 
entgegen--einer Wohltat, deren wichtige Folgen für das Ganze kaum zu 
berechnen sind. 
Zweitens hat das Studium der Wissenschaften und die Erwerbung 
höherer geistiger und nützlicher Fertigkeiten, in ihrer Unabhängigkeit 
von der alten Literatur, in einer eigenen Schwesteranstalt ihr 
vollständiges Mittel bekommen. 
Drittens endlich ist das alte Sprachenstudium erhalten. Es steht teils 
nach wie vor als höheres Bildungsmittel jedem offen, teils aber ist es 
zur gründlichen Basis des gelehrten Studiums befestigt worden. Indem 
dasselbe nun neben jenes getreten ist, ist es seiner Ausschlieslichkeit 
verlustig geworden und kann den Hass gegen seine vorherigen 
Anmaßungen getilgt haben. So auf die Seite getreten, hat es um so 
mehr das Recht, zu fordern, daß es in seiner Abscheidung frei 
gewähren dürfe und von fremdartigen, störenden Einmischungen ferner 
unbehelligt bleibe. 
Durch diese Ausscheidung und Einschränkung hat es seine wahrhafte 
Stellung und die Möglichkeit    
    
		
	
	
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