Phantasten

Erich von Mendelssohn

Phantasten

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Title: Phantasten
Author: Erich von Mendelssohn
Release Date: June 19, 2006 [EBook #18620]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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ERICH VON MENDELSSOHN
PHANTASTEN
ROMAN

BERLIN 1912 VERLEGT BEI OESTERHELD & CO.

Copyright 1912 by Oesterheld & Co. Berlin W. 15

GESCHRIEBEN IM SOMMER 1911
ALEXANDRA JEGOROWNA zugeeignet

Vor neun Tagen hatte der Lloyddampfer ?Prinzessin Irene? Sidney verlassen, und deshalb ��bte der Anblick des grenzenlosen Wassers keinen Reiz mehr auf die Passagiere aus. Am wenigsten an einem Tage wie heute, wo ein feiner Staubregen durch alle Kleider drang und einen fr?steln machte. F��r solche Tage hatte man ja in den Salons alle die Annehmlichkeiten, die ein moderner Luxusdampfer bietet.
Als Paul Seebeck auf das Deck hinaus trat, schlug er den Kragen seines langen, englischen ��berziehers hoch und schaute sich um. Ein Augenblick gen��gte ihm, um festzustellen, da? er ganz allein war. Wohl hatte ihm der Kapit?n ein f��r allemal die Erlaubnis gegeben, so oft es ihm gefiele zu ihm auf die Kommandobr��cke zu kommen - denn Seebeck st?rte nie, am wenigsten durch unn?tige Fragen, seine Anwesenheit verk��rzte dagegen die lange Wacht - doch Paul Seebeck scheute sich, die anderen Passagiere auf seine bevorzugte Stellung aufmerksam zu machen, um dem Kapit?n keine Unannehmlichkeiten zu bereiten.
Jetzt stand der gro?e, starke, doch etwas fette Mann neben dem kleinen Kapit?n auf der Kommandobr��cke.
?Schade, da? das Wetter heute so tr��be ist?, sagte der Kapit?n, ?sonst k?nnten wir dort im Nordosten die Santa-Cruz-Inseln sehen.? Er rollte die Seekarte auf und wies mit dem zusammengeklappten Zirkel auf den Punkt, wo das Schiff sich im Augenblicke befand. ?Aber ich glaube, da? es bald etwas aufhellen wird.?
Paul Seebeck nahm ein Fernglas, sah erst nach Nordosten und folgte dann weiter dem Horizonte.
Der Kapit?n fuhr fort:
?Morgen kommen wir sozusagen aus den englischen Gew?ssern heraus und in deutsche hinein.?
Paul Seebeck lie? das Glas sinken:
?Deutsche Gew?sser, Herr Kapit?n??
?Nun ja, die des Bismarckarchipels.?
Paul Seebeck hob wieder das Glas und schaute unverwandt nach Norden, dann reichte er es dem Kapit?n und sah auf den Himmel:
?Sie haben nat��rlich wieder Recht, es wird wirklich heller. Aber gerade dort vor uns liegen dicke Wolken. Sehen Sie mal hin.?
Der Kapit?n sah erst durch das Glas in der angegebenen Richtung, dann mit blo?en Augen und dann wieder durch das Glas. Schlie?lich sagte er kopfsch��ttelnd:
?Merkw��rdig.?
?Bef��rchten Sie ein Gewitter, Herr Kapit?n?? fragte Paul Seebeck gleichm��tig.
?Ich wei? gar nicht, was ich aus dem Ding machen soll. Nein, eine Gewitterwolke ist es nicht.?
Jetzt wandte sich der Matrose, der das Steuerrad bediente, grinzend herum und sagte breit:
?Herr Kapit?n, die ist ja von einem Vulkane!?
Der Kapit?n war so interessiert, da? er gar nicht daran dachte, den Matrosen zurechtzuweisen. Er rollte die Seekarte wieder auf, bestimmte die augenblickliche Lage des Schiffes ganz genau, pr��fte den Kompa? und sagte dann:
?Unm?glich, dort liegt kein Land.?
Eine halbe Stunde verging, und alle schwiegen; der Kapit?n und Paul Seebeck schauten aber abwechselnd durch das Fernglas auf die schwere, dunkelgraue Wolke. Endlich sagte Paul Seebeck:
?Das ist und bleibt ein Vulkan mit der ber��hmten, pinienartigen Rauchs?ule, und wenn er nicht auf der Karte steht, ist es ein Fehler der Karte, und nicht des Vulkans.?
Der Kapit?n sch��ttelte ungl?ubig den Kopf:
?Es kann nur eine sonderbar geformte Wolke sein; es ist ganz undenkbar, hier mitten auf einer so befahrenen Route eine neue Insel zu entdecken.?
?Aber wenn es eine neu entstandene w?re, Herr Kapit?n?? warf Paul Seebeck ein. ?Denken Sie doch an die gro?e Flutwelle vor zwei Monaten, die die ganze n?rdliche und ?stliche K��ste Australiens ��berschwemmt hat.?
?Donnerwetter!? rief der Kapit?n. ?Das w?re ja -?
Er wollte das Glas heben, aber jetzt kam von der Seite her ein feiner, durchdringender Staubregen, der in wenigen Augenblicken die Aussicht verschleierte. Die Herren h��llten sich fester in ihre M?ntel.
Der Regen wurde st?rker und st?rker, und au?erdem brach schnell die Nacht herein.
?Kommen Sie in meine Kabine?, sagte endlich der Kapit?n. ?Ich m?chte die Sache gern mit dem Ersten Offizier besprechen, und au?erdem wird uns jetzt ein warmer Punsch ganz gesund sein.?
?Danke, gern.?
Wie der Kapit?n dem Ersten Offizier die M?glichkeit andeutete, in der N?he einer neu entstandenen Insel zu sein, eilte dieser sofort auf die Kommandobr��cke, um selbst Umschau zu halten, kehrte aber bald entt?uscht zur��ck, da er des Dunkels und des Regens wegen nichts hatte wahrnehmen k?nnen.
Als die drei Herren in der Kaj��te bei einem Glase Punsch zusammensa?en und der Kapit?n mit dem Ersten Offizier alle Eventualit?ten und die vorzunehmenden Ma?nahmen besprach, zog sich Paul Seebeck in eine Ecke zur��ck und schwieg, wobei er doch aufmerksam dem Gespr?ch lauschte, das immer mehr an Flu? verlor
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