ber seinen kleinen, sáen Fortinbras, der zu so groáen 
Hoffnungen berechtigte, gebeugt und wollte ihn nun--oh, zum ersten 
Mal, zum ersten Mal, seit langer, langer Zeit, Horatio! wieder auf die 
kleine bleiche Stirn kssen. 
Aber es sollte nicht dazu kommen. Er war bereits wieder 
zurckgetaumelt, noch ehe er seine sch”ne Tat zum Austrag gebracht 
hatte. 
"Ha!" 
Seine Augen rollten, seine F„uste hatten sich geballt, die beiden roten 
Troddeln hinten an seinem Schlafrock schlotterten vor Entrstung. 
"Ha!" 
Das R„tsel von der alten, lieben, guten, gesch„ftigen Frau Wachtel von 
vorhin hatte sich gl„nzend gel”st. 
Sei's Farbe der Natur, sei's Fleck des Zufalls, kurz und gut, aber der 
kleine Prinz von Norwegen lag wieder seelenvergngt mitten in seinen 
weitl„ufigen Besitzungen da. 
 
IV 
 
Seit die sch”ne Frau Kanalinspektor, sorgsam in Sackleinwand gen„ht, 
endlich abgegangen war und weitere Promenaden am Hafendamm sich 
nicht wieder ergiebig erwiesen hatten, war jetzt auch nebenan bei dem 
kleinen Ole Nissen nichts mehr zu holen. Erneute Bohrversuche bei 
dem famosen, noblen Putthuhn hatten auch nichts gefruchtet. Seine 
"Alte" schien ihm nicht sonderlich imponiert zu haben. Wenigstens 
hatte ihr kleiner "Tintoretto" sie bei seiner letzten offiziellen Visite 
drauáen vergeblich an den neuen, sch”ntapezierten W„nden gesucht.
šbrigens waren die Herrschaften gerade ausgegangen. Man schien eben 
nicht bloá in Christiania allein undankbar zu sein. 
Keine Hummern bei Hiddersen mehr, keine Žgypter mehr, keine 
"Mieze" mehr! Das letzte schmerzte den armen, kleinen Ole natrlich 
am meisten. Aber man konnte es der Kleinen wirklich unm”glich 
verdenken. Von aufgeweichten Brotkrusten lieá sich nicht satt werden. 
Der alten, lieben, guten Frau Wachtel aber war damit ein sehr groáer 
Stein vom Herzen gefallen. Sie hatte n„mlich die niedliche kleine 
Mieze einmal dabei ertappt, als sie dem abscheulichen Ole grade 
Modell stand, und da sie hierfr wirklich auch nicht das mindeste 
Verst„ndnis besaá, ein gewisses, kleines Vorurteil gegen sie gefaát. 
Ihr gutes Herz zu bet„tigen hatte sie in letzter Zeit leider nur zu wenig 
Gelegenheit gehabt. Am unzufriedensten aber war sie jedenfalls mit 
den dummen Thienwiebels. Was bei der alten Schlamperei dort 
schlieálich rauskommen muáte, konnte man sich ja an den Fingern 
abz„hlen. 
Der alte, alberne Kerl fl”zte sich den ganzen Tag auf dem Sofa rum und 
trieb Faxen, das faule, schwindschtige Frauenzimmer hatte nicht einmal 
Zeit, seinem Schreisack das biáchen blaue Milch zu geben, zu fressen 
hatten sie alle drei nichts, und die Miete--ach, du lieber Gott! Wenn 
man nicht wenigstens noch die paar Sparkreeten gehabt h„tte... 
--Ja! Es war Wermut! Sein Verstand war krank! Es fehlte ihm an 
Bef”rderung! Im Schoá des Glckes? Oh, sehr war! Sie ist eine Metze! 
Was gibt es Neues? Als Roscius noch ein Schauspieler in Rom 
war...Geharnischt, sagt Ihr? Sehr glaublich!--Ein Mann, der StӇ' und 
Gaben mit gleichem Dank genommen, der zur Pfeife nicht Fortunen 
diente, den Ton zu spielen, den ihr Finger griff, den Bettler, wie 
er...Nichts mehr davon!! Sprich weiter, komm auf Hekuba! 
In der Tat, es lieá sich nicht mehr leugnen: er war jetzt wirklich zu 
bedauern, der groáe Thienwiebel! 
Oh, welch ein Schurk' und niedrer Sklav' er war!! War's nicht 
erstaunlich? War's zu glauben? War's m”glich? War's nur durch 
Angewohnheit, die den Schein gef„ll'ger Sitten berrostet, war's šbermaá 
in seines Blutes Mischung: kurz und gut, aber er kam jetzt immer 
wieder auf sie zurck: auf nichts, auf Hekuba! 
Wozu sollten Gesellen wie er zwischen Himmel und Erde 
herumkriechen? Dem Staub gepaart, dem er verwandt, so rings
umstrickt mit Bbereien...nicht doch, mein Frst!! Die Mausefalle? Und 
wie das? Metaphorisch! Ich bitte, spotte meiner nicht, mein 
Schulfreund; Du kamst gewiá zu meiner Mutter Hochzeit! 
Armer Yorick! Denn wenn die Sonne Maden aus einem toten Hunde 
ausbrtet, eine Gottheit, die Aas kát...Armer Yorick! 
Sein Wahnsinn war des armen Hamlet Feind.-- 
Amalie, die endlich ihre Drohung wahrgemacht und in der Tat seit 
einiger Zeit etwas zu tun angefangen hatte, was sie Trikottaillen n„hen 
nannte, lieá alles getrost ber sich ergehen. Es hatte ja keinen Zweck! Es 
war ja alles egal! So oder so. 
Der gute, kleine Ole Nissen war unendlich zarter besaitet. Da Frau 
Wachtel so freundlich gewesen war und ihm nach so vielen andern 
geliebten Gegenst„nden krzlich auch noch seine sch”nen 
leberwurstfarbenen Pantalons ins Leihhaus getragen hatte, war er jetzt 
dazu verdammt, die ganzen Tage ber in seinem Bett zu liegen und 
durch die dnnen Bretterw„nde durch die ganze Wirtschaft mit 
anzuh”ren. 
"Ha! Bberei! Auf, laát die Tren schlieáen! Verrat! Sucht, wo er steckt! 
Du betest schlecht! Ich bitt dich! Laá die Hand von meiner Gurgel! 
Kennst du diese Mcke?!" 
Armer, kleiner Ole! War es Angst oder nur Langeweile? Aber der 
Schweiá brach ihm oft tropfenweis durch die Stirn. 
Der groáe Thienwiebel schien es ordentlich auf ihn abgesehn zu haben! 
Alle Nachmittag Punkt fnf Uhr vers„umte er es jetzt nie, sogar seine 
"Bude" zu inspizieren. Diese war freilich noch erb„rmlicher als seine 
eigene, aber sie besaá dafr den Vorzug, daá man    
    
		
	
	
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