Milch und Brot; wir 
müssen jetzt in' Steinbruch hinaus, wir haben nur unsre Werkzeuge 
g'holt. Auf den Abend kommen wir nach Haus, und dann wollen wir 
recht vergnügt sein alle drei. 
Hans. Ja, mein' liebe gute Fürstin, geh die Fürstin nur hinein, gib die 
Fürstin auf mein' Spitzel gut acht und sperr' die Fürstin die Tür von 
innen gut zu; unser Nachbar ist gar ein böser Mann, dem muß die 
Fürstin ja nicht traun, sperr' ihm die Fürstin gar nicht auf. 
Alzinde. Sorgt euch nicht, ich hab' ihn schon erkannt. Er stieß mich ja 
von seiner Tür. 
(Sie geht hinein, Hans und Mirzel nehmen ihre Hämmer. Alzinde 
riegelt die Türe von innen zu.) 
Hans. Heisa, jetzt geht's in den Steinbruch hinaus, wenn wir auch noch 
so wenig haben, ein fröhliches Herz tauscht ja mit Königen nicht. 
(Beide ab.) 
 
Zwölfte Szene. 
Gluthahn (schleicht herein). Geh in den Abgrund, Volk. Ob denn ein 
guter Mensch, wie ich bin, ein Glück hat? Erwischen die das Weib mit 
ihrer diamantenen Tränenfabrik! Gluthahn, da kannst du dein Geld 
hereinbringen. Ich bin ein guter Mensch, aber das Weib lass' ich nicht 
aus, die muß mir alle Säck' voll weinen. Hab' schon meinen Plan 
ausgedacht indessen,--im Haus kann ich sie nicht versperren hier; sechs 
Stunden weit in Alpenmarkt drin, da kenn' ich einen Herrn aus der 
Stadt, er hat ein Landhaus in Alpenmarkt drin und war in meiner 
Hütten öfter über Nacht, wenn er auf die Alm hinauf ist--das ist ein 
vermöglicher Mann, er handelt mit guten Steinen und reist herum damit. 
Er kauft Holz von mir; da führ' ich s' hin und lass' sie etwas weinen, 
daß er s' untersucht, ob s' wirklich Diamanten weint, ob s' nicht etwa 
böhmische Steine weint oder so Zeugs. Und wenn s' was wert ist, so
machen wir einen kleinen Überschlag, und ich verkauf' ihm das ganze 
Weib wegen ihren Tränen um ein Pauschquantum. So ist das arme 
Weib versorgt, kommt auf Reisen und hat das schönste Leben. Ich kann 
mir halt nicht helfen, ich find', daß ich ein edler Kerl bin, ich mag 
schon tun, was ich will. Wenn ich s' nur herauslocken könnt', ich wirf 
sie auf meinen Leiterwagen und fahr' mit ihr davon, als wenn ich sie 
gestohlen hatt'. Da kommt mein Weib. 
 
Dreizehnte Szene. Gluthahn. Trautel. 
Trautel (stellt den Krug Wein auf den Tisch). Da bin ich, lieber Mann. 
Gluthahn (roh). Nu, bist du schon g'sund? 
Trautel. Warum nicht gar. Ach, lieber Mann, mit mir ist's aus, der 
Bader sagt, mich bringt er nimmer auf. 
Gluthahn. Der Bader ist ein Narr, was braucht er dir's zu sagen, das hab' 
ich eh' schon g'wußt. 
Trautel. Ich unglückselig Weib--ich bitt' dich, Mann, was soll ich denn 
jetzt tun, damit mir besser wird? 
Gluthahn. Spann' die Pferde vor den Wagen, das stärkt dich, ich fahr' 
aus. 
Trautel. Das ist ein schöner Trost! Ich kann ja nicht, ich bin z' schwach. 
Gluthahn. Du mußt, potz Himmeltausend Saprament, ich werd' dich 
lernen räsonnieren, du alte Blendlaterne. Den Augenblick spannst ein 
und gehst dann in den Garten und brockst mir ein' Korb voll Äpfel ab. 
(Für sich.) So bring' ich sie doch fort. 
Trautel. Nein, du bist kein Mensch, du bist ein Krokodil. (Weint.) 
Gluthahn. Wirst gehn.
Trautel. Ich geh' schon. (Geht weinend ab.) Ach, du lieber Himmel! 
Gluthahn. Jetzt weint die auch. Komm her. (Trautel kehrt um.) Was 
weinst denn? (Sieht in ihre Augen.) Die weint keine Diamanten, 
höchstens mein Geld als Medizin. Geh, geh, besorg' den Wagen, so 
kommst du mir doch aus den Augen. 
(Trautel geht hinters Haus ab.) 
 
Vierzehnte Szene. Gluthahn, dann Alzinde. 
Gluthahn (boshaft lächelnd). Jetzt werd' ich fensterln gehn. (Mit 
falscher Freundlichkeit.) Liebe Alte, komm heraus, ich hab' dir etwas 
zu entdecken. 
Alzinde (öffnet das Fenster). Was willst du, böser Mensch, der mich 
verstieß. 
Gluthahn. Denk doch nicht mehr dran, ich war im Zorn, ich bin so 
gähzornig, ich hab' es schon bereut, hab' schon g'weint deswegen und 
möcht' dir die Kränkung gern vergelten; drum komm heraus, wir 
trinken ein Glas Wein. 
Alzinde. Ich traue deinen Worten nicht. Eh' glaub' ich, daß der Hai des 
Meeres Schutzherr wird, der Falke um die Taube freit, Hyänen um ein 
Menschenleben weinen, der Wolf aus Gram vergeht, weil er ein Lamm 
getötet hat, eh' ich das glaub'; daß du mich trösten willst. 
Gluthahn (beiseite). Sie beißt nicht an, ich werd' ihr etwas Süßes an die 
Angel hängen. (Laut.) Sei nicht so mißtrauisch, du hast ja selbst ein 
gutmütigs G'sicht, du mußt einmal besonders schön g'wesen sein, man 
sieht dir's noch ein wenig an, du hast noch recht verliebte 
Augenbraunen. Geh, komm herüber, liebe Alte, mein Weib hat eine 
schöne Hauben, die wird dir prächtig stehn. 
Alzinde. Bemüh' dich nicht, du zwingst mir kein Vertrauen ab.
Gluthahn. Das muß kein Weibsbild sein, weil sie das nicht rührt. Jetzt 
werden wir's    
    
		
	
	
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