Minna von Barnhelm | Page 2

Gotthold Ephraim Lessing
mu? raus:--Er ist doch ein Grobian, Herr Wirt!
Wirt In meinem Leben hat mir das noch niemand gesagt.--Noch eins, Herr Just; aller guten Dinge sind drei!
Just Meinetwegen! (Er trinkt.) Gut Ding, wahrlich gut Ding!--Aber auch die Wahrheit ist gut Ding.--Herr Wirt, Er ist doch ein Grobian!
Wirt Wenn ich es w?re, w��rde ich das wohl so mit anh?ren?
Just O ja, denn selten hat ein Grobian Galle.
Wirt Nicht noch eins, Herr Just? Eine vierfache Schnur h?lt desto besser.
Just Nein, zu viel ist zu viel! Und was hilft's Ihn, Herr Wirt? Bis auf den letzten Tropfen in der Flasche w��rde ich bei meiner Rede bleiben. Pfui, Herr Wirt, so guten Danziger zu haben und so schlechte Mores!-- Einem Manne wie meinem Herrn, der Jahr und Tag bei Ihm gewohnt, von dem Er schon so manchen sch?nen Taler gezogen, der in seinem Leben keinen Heller schuldig geblieben ist; weil er ein paar Monate her nicht prompt bezahlt, weil er nicht mehr so viel aufgehen l??t--in der Abwesenheit das Zimmer auszur?umen!
Wirt Da ich aber das Zimmer notwendig brauchte? da ich vorauss?he, da? der Herr Major es selbst gutwillig w��rde ger?umt haben, wenn wir nur lange auf seine Zur��ckkunft h?tten warten k?nnen? Sollte ich denn so eine fremde Herrschaft wieder von meiner T��re wegfahren lassen? Sollte ich einem andern Wirte so einen Verdienst mutwillig in den Rachen jagen? Und ich glaube nicht einmal, da? sie sonstwo unterkommen w?re. Die Wirtsh?user sind jetzt alle stark besetzt. Sollte eine so junge, sch?ne, liebensw��rdige Dame auf der Stra?e bleiben? Dazu ist Sein Herr viel zu galant! Und was verliert er denn dabei? Habe ich ihm nicht ein anderes Zimmer daf��r einger?umt?
Just Hinten an dem Taubenschlage; die Aussicht zwischen des Nachbars Feuermauern--
Wirt Die Aussicht war wohl sehr sch?n, ehe sie der verzweifelte Nachbar verbaute. Das Zimmer ist doch sonst galant und tapeziert--
Just Gewesen!
Wirt Nicht doch, die eine Wand ist es noch. Und Sein St��bchen darneben, Herr Just; was fehlt dem St��bchen? Es hat einen Kamin, der zwar im Winter ein wenig raucht--
Just Aber doch im Sommer recht h��bsch l??t.--Herr, ich glaube gar, Er vexiert uns noch obendrein?--
Wirt Nu, nu, Herr Just, Herr Just--
Just Mache Er Herr Justen den Kopf nicht warm, oder--
Wirt Ich macht' ihn warm? der Danziger tut's!--
Just Einen Offizier wie meinen Herrn! Oder meint Er, da? ein abgedankter Offizier nicht auch ein Offizier ist, der Ihm den Hals brechen kann? Warum waret ihr im Kriege so geschmeidig, ihr Herren Wirte? Warum war denn da jeder Offizier ein w��rdiger Mann und jeder Soldat ein ehrlicher, braver Kerl? Macht euch das bi?chen Friede schon so ��berm��tig?
Wirt Was ereifert Er sich nun, Herr Just?--
Just Ich will mich ereifern.--

3. Szene
(v. Tellheim. Der Wirt. Just.)
Tellheim (im Hereintreten). Just!
Just (in der Meinung, da? ihn der Wirt nenne). Just?--So bekannt sind wir?--
Tellheim Just!
Just Ich d?chte, ich w?re wohl Herr Just f��r Ihn!
Wirt (der den Major gewahr wird). St! st! Herr, Herr, Herr Just--seh Er sich doch um; Sein Herr--
Tellheim Just, ich glaube, du zankst? Was habe ich dir befohlen?
Wirt Oh, Ihro Gnaden! zanken? da sei Gott vor! Ihr untert?nigster Knecht sollte sich unterstehen, mit einem, der die Gnade hat, Ihnen anzugeh?ren, zu zanken?
Just Wenn ich ihm doch eins auf den Katzenbuckel geben d��rfte!--
Wirt Es ist wahr, Herr Just spricht f��r seinen Herrn, und ein wenig hitzig. Aber daran tut er recht; ich sch?tze ihn um so viel h?her; ich liebe ihn darum.--
Just Da? ich ihm nicht die Z?hne austreten soll!
Wirt Nur schade, da? er sich umsonst erhitzt. Denn ich bin gewi? versichert, da? Ihro Gnaden keine Ungnade deswegen auf mich geworfen haben, weil--die Not--mich notwendig--
Tellheim Schon zuviel, mein Herr! Ich bin Ihnen schuldig; Sie r?umen mir in meiner Abwesenheit das Zimmer aus; Sie m��ssen bezahlt werden; ich mu? wo anders unterzukommen suchen. Sehr nat��rlich!--
Wirt Wo anders? Sie wollen ausziehen, gn?diger Herr? Ich ungl��cklicher Mann! ich geschlagner Mann! Nein, nimmermehr! Eher mu? die Dame das Quartier wieder r?umen. Der Herr Major kann ihr, will ihr sein Zimmer nicht lassen; das Zimmer ist sein; sie mu? fort; ich kann ihr nicht helfen.--Ich gehe, gn?diger Herr--
Tellheim Freund, nicht zwei dumme Streiche f��r einen! Die Dame mu? in dem Besitze des Zimmers bleiben.--
Wirt Und Ihro Gnaden sollten glauben, da? ich aus Mi?trauen, aus Sorge f��r meine Bezahlung?--Als wenn ich nicht w��?te, da? mich Ihro Gnaden bezahlen k?nnen, sobald Sie nur wollen.--Das versiegelte Beutelchen-- f��nfhundert Taler Louisdor stehet drauf--welches Ihro Gnaden in dem Schreibepulte stehen gehabt--ist in guter Verwahrung.--
Tellheim Das will ich hoffen; so wie meine ��brige Sachen.--Just soll sie in Empfang nehmen, wenn er Ihnen die Rechnung bezahlt hat.--
Wirt Wahrhaftig, ich erschrak recht, als ich das Beutelchen fand.--Ich habe immer Ihro Gnaden f��r einen ordentlichen und vorsichtigen Mann gehalten, der sich niemals ganz ausgibt.--Aber dennoch--wenn ich bar Geld in dem Schreibepulte vermutet h?tte--
Tellheim W��rden Sie h?flicher mit mir verfahren sein. Ich verstehe Sie.--Gehen Sie nur, mein Herr; lassen Sie mich;
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